Samstag, 16. März 2024

Novene zum heiligen Erzengel Gabriel

  Novene zum heiligen Erzengel Gabriel

 

 

 

 

         Imprimatur

Dom Raymundo Cardeal Damasceno de Assis

          Silz, 4. Mai 2016

 

              Imprimi potest

         Rom, 21 de abril de 2016

   P. Joachim Welz ORC, Generalprior

 

 

 

 

                  © 2019

  Alle Rechte dieser Ausgabe liegen beim

    Kreuzordenskloster St. Petersberg

             6424 Silz, Tirol

 

 

 

 

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                  Einleitung

    1. Innerer Aufbau dieser Novene

    Diese Novene basiert auf den Erscheinun-

    gen St. Gabriels vor Zacharias im Tempel

    und vor der heiligsten Jungfrau Maria in

    Nazareth. Sie ist wie ein geistlicher Weg

    durch diese zwei biblischen Begebenhei-

    ten, bei denen der Erzengel auf den Plan

    trat. Dadurch soll gleichsam unser jetziges

    Leben mit St. Gabriel und seiner Aufga-

    be in Berührung kommen und Licht und

    Kraft von ihm erhalten.

    Die ersten Betrachtungen drehen sich

    um die Erscheinung an Zacharias. Dabei

    kommt unser eigener Widerstand gegen

    das, was Gott will, und unser Mangel an

    Vertrauen in die Macht und Güte Gottes

    ans Tageslicht. Dann führt der Weg der

    Betrachtung über den Dialog zwischen

    St. Gabriel und Maria zu ihrer Antwort,

    die sie im Namen der ganzen Menschheit

    Gott gab: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn.

    Mir geschehe nach deinem Wort.“ Es ist die

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Antwort, die Gott auch von einem jeden

von uns erwartet. „Mir geschehe“ im Ara-

mäischen, der Sprache Mariens, bedeu-

tet „Amen“. In diesem Wort, das wir am

Ende eines jeden Gebetes sprechen, ist ei-

gentlich der tiefste Sinn christlichen Betens

ausgedrückt.

Geht es bei unseren Gebeten nicht vor al-

lem darum, uns so erheben zu lassen, dass

die Seele bereit und fähig wird, Gott das

tun zu lassen, was Er will? Und wenn uns

Gott erst einmal offen und gefügig für Sei-

nen Willen antrifft, wird Er Sich auch be-

reit zeigen, uns in unseren Anliegen und

Nöten zu erhören.

 

2.      Worin besteht die besondere Hilfe St.

    Gabriels

Von den drei Erzengeln, die wir aus der

Hl. Schrift mit Namen kennen, ist St. Ga-

briel wohl der am wenigsten verehrte.

Trotz einer sehr guten medizinischen Ver-

sorgung leidet eine nicht geringe Zahl von

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   Menschen an verschiedensten Krankhei-

    ten. Es nehmen dabei in ihrem Schmerz

    viele Zuflucht zum heiligen Erzengel Ra-

    phael, dem Engel der Heilung, und erfah-

    ren, dass St. Raphael sich als ein wertvoller

    Nothelfer sich erweist.

    Durch das Gebet zum Erzengel Michael

    am Ende der heiligen Messe wurde dieser

    mächtige Engel lange von der Kirche an-

    gerufen. Bei der Liturgiereform nach dem

    II. Vatikanischen Konzil wurde es abge-

    schafft, aber mittlerweile wieder mehrmals

    von den letzten Päpsten den Gläubigen

    empfohlen, es zum Schutz für die Kirche

    zu beten. Zudem gibt es auch heute viele

    Menschen, die auf verschiedenste Weisen

    vom Bösen attackiert werden, und dann

    in ihrer teils großen seelischen Not zum

    „Fürsten der himmlischen Heerscharen“

    ihre Zuflucht nehmen und dabei seinen

    Schutz erfahren.

    Aber neben diesen beiden teilweise sogar

    sehr verehrten Erzengeln scheint St. Gabriel keine besondere Rolle in unserem Leben

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zu spielen. Man könnte meinen, wir brau-

chen ihn nicht. Er ist eben nicht gerade „in

Mode.“ Dennoch hat Sich Gott Selbst sei-

ner bedient, um der Menschheit die größte

Botschaft aller Zeiten mitzuteilen. Das war

die Stunde St. Gabriels.

 

Der Engel der Kommunikationsmittel

Darum ist er der Engel der Kommunika-

tion, nicht nur des Menschen mit Gott,

sondern auch der Menschen untereinan-

der. Das ist gerade heute eine wichtige

Aufgabe, weil es vielen Menschen schwer

fällt, miteinander in Beziehung zu treten

und aufeinander einzugehen. Auch die

Gesprächskultur innerhalb unserer Fami-

lien ist oft nicht auf dem für das gesunde

Wachstum der Kinder wie auch das gegen-

seitige Wohl der Ehegatten notwendigen

Niveau. Es ist wohl nicht zu viel gesagt,

wenn man behauptet, dass dies eine sehr

große Wunde unserer Zeit ist, die sehr viel

innere Einsamkeit zur Folge hat bis hin

zu schweren psychischen Erkrankungen.

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    Wenn man bedenkt wie sehr die Kommu-

    nikation zum Menschen gehört, beginnt

    man auch zu erahnen, wie tiefgreifend die

    Hilfe St. Gabriels für unser Menschsein ist.

 

    Der Lehrmeister des Gebets

    Aber die Aufgabe St. Gabriels bleibt nicht

    im zwischenmenschlichen Bereich stehen.

    Auch unsere Kommunikation mit Gott ge-

    hört dazu. Die Worte, mit denen er Maria

    grüßte, wurden zum am häufigsten rezi-

    tierten Gebet der katholischen Kirche seit

    vielen Jahrhunderten. Dadurch hat St. Ga-

    briel auf ganz tiefe Weise das Gebet und

    die Spiritualität der Kirche zutiefst geprägt

    und beeinflusst, und uns zugleich das Ge-

    heimnis Mariens erschlossen.

    Er ist der Engel, der uns besonders helfen

    kann zu einer Vertiefung der Beziehung zu

    Gott und zu Maria. Er hilft uns im Beson-

    deren dazu, das Schweigen zu erlernen und

    zu lieben als eine beständige, wachsame

    Haltung vor dem Herrn. Denn er will, dass

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wir achtsam werden gegenüber den Anru-

fen der Liebe Gottes an unser Herz. Da uns

häufig sehr viel unnötiger Lärm und Infor-

mation umgeben und in uns eindringen,

verstehen wir oft nicht mehr, was Gott uns

eigentlich sagen möchte. Mit der Hilfe St.

Gabriels fällt es uns leichter zu entdecken,

was Gott von uns will und erwartet.

Der Engel Mariens

Von der Hl. Schrift her ist die Sendung St.

Gabriels zutiefst verbunden mit dem Le-

ben Mariens. Darum steht er in besonderer

Beziehung jener Frau, die nach ihrem Tod

vom Herrn zur Königin der heiligen Engel

gekrönt wurde. Ja, die heiligste Jungfrau

Maria verdankt diesem Erzengel sehr viel.

Seine Botschaft hat ihrem Leben massgeb-

lich beeinflußt und ihm eine Wende gege-

ben. Maria musste sich nicht bekehren, aber

indem sie einwilligte, Mutter Gottes zu wer-

den, bekam ihr Leben eine ganz neue Rich-

tung und wurde aufs Innigste mit Christus

verbunden. So führt auch uns St. Gabriel zu

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 einer innigen Verehrung der Mutter Gottes

 und einer Nachahmung ihres Lebens und

 ihrer Tugenden.

 

 Der Engel des neuen Lebens

 St. Gabriel ist der Engel des neuen Lebens,

 das er sowohl der seligsten Jungfrau Ma-

 ria als auch dem alten Zacharias verkün-

 det hat. Es ist schwierig, sich vorzustellen,

 dass es nur bei der Verkündigung geblie-

 ben wäre. Vielmehr liegt es nahe, dass er

 auch bei den notwendigen Vorbereitungen

 mitgeholfen hat, denn die Vorbereitung des

 Geheimnisses der Menschwerdung war

 seine Aufgabe. Darum kann er besonders

 von den Familien in ihren Anliegen und

 materiellen wie geistigen Nöten angerufen

 werden. Die Familien sind heute ja ganz

 schweren Angriffen ausgesetzt, bei denen

 es wirklich der Hilfe vom Himmel bedarf,

 um bestehen zu können. Es empfiehlt sich,

 St. Gabriel die Bitte um Kindersegen anzu-

 vertrauen, wenn eine erwünschte Schwan-

 gerschaft auf sich warten lässt.

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Der Engel der Kinder

So dürfen gewiss auch die Kinder in beson-

derer Weise diesem Erzengel anvertraut

werden, damit er sie vor den zahlreichen

schädlichen Einflüssen, die ihr Gewissen

vergiften wollen, schütze. In jedem klei-

nen Kind sieht St. Gabriel die Züge des

Göttlichen Kindes, Dem er mit übergroßer

Freude den Eintritt in die Welt vorbereiten

durfte. Und wie er bereit war, das Leben

des kleinen Gottesknaben vorzubereiten

und zu schützen, so ist er bereit, dies für

jedes Kind zu tun. Vor allem ist es ihm

eine Sorge, dass die Kinder geboren wer-

den dürfen, sowie durch den Empfang der

heiligen Taufe zu Kindern Gottes werden.

Auch ist er hilfreich, für die Kinder den

passenden Namen zu finden da er ja so-

wohl den Namen Jesu wie auch den des

Vorläufers Johannes offenbaren durfte.

Der Engel der Arbeit

Die Hilfe St. Gabriels erstreckt sich auch

auf das weite Gebiet der menschlichen Ar-

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 beit. Er hörte aus dem Munde Mariens die

 Worte: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn.“

 Mit unserer Arbeit können und wollen wir

 ja auch dem Herrn dienen. Darum hilft St.

 Gabriel in vielen Belangen, die sich auf die

 Arbeit beziehen. Dies beginnt schon dabei,

 die rechte Arbeitsstelle zu finden, aber er

 hilft uns auch, dass wir selber in einer Wei-

 se arbeiten, wie sie Gott gefällt, damit ihr

 Wert dem unseres Gebetes gleicht. Vorbild

 ist uns dabei die Arbeit, die von Maria und

 Josef getan wurde.

 Der Engel der Menschwerdung - auch un-

 serer Mensschwerdung

 Als Engel der Menschwerdung hilft uns St.

 Gabriel auch bei der wichtigsten Lebens-

 aufgabe, nämlich jener unserer eigenen

 „Menschwerdung“, unseres Werdegangs

 als Mensch. Unser irdisches Leben hat ja

 ein Ziel, nämlich dass wir vollkommen

 werden. In der beständigen Wandlung,

 der wir unterworfen sind, geht es darum,

 bis ins Innerste Herz hinein die bösen Nei-

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gungen zu überwinden und wirklich gut

zu werden. Der gute Mensch ist letztlich

der heilige Mensch. Der wirklich gute

Mensch ist der, der sich umwandeln lässt

nach dem Vorbild dessen, der aus Liebe zu

uns Mensch wurde, nämlich unser Herr Je-

sus Christus. St. Gabriel obliegt die Aufga-

be dieser unserer wahren und eigentlichen

„Menschwerdung“.

Der Engel Priester

Schließlich aber hat er noch ein weites Ar-

beitsfeld bei denen, die wie er im Dienst

des Evangeliums stehen. Er war der erste,

der Christus verkündet hat. Dies ist unser

aller Sendung im Reiche Gottes. Im Beson-

deren aber ist es die Aufgabe der Priester.

St. Gabriel sieht im Lichte Gottes ganz klar

und deutlich, was der Priester im Tiefsten

seiner Existenz ist, nämlich ein „anderer

Christus“ (alter Christus). Darum dürfen

sie wohl am meisten mit seiner Hilfe rech-

nen, sei es für sie selbst, sei es auch bei der

Ausübung ihres heiligen Dienstes. Es ist

                                              13

daher empfehlenswert, dass wir viel zu

 diesem Engel beten, um die Priester in ih-

 rer Aufgabe und ihrem hohen Amt zu un-

 terstützen.

 Der Helfer der Berufenen

 Ebenso kann mit der besonderen Hilfe St.

 Gabriels rechnen, wer dabei ist, seine Beru-

 fung zu ergründen - das, was Gott mit ihm

 vorhat. So wie bei Maria kann St. Gabriel

 einem jeden ein klärendes Licht vermit-

 teln. Zum Erkennen des Göttlichen Planes

 in seinem Leben bedarf der Mensch nur zu

 sehr das Licht, das der Engel vermittelt.

 Sonst lässt man sich zu leicht von mensch-

 lichen Überlegungen leiten. Denn die Be-

 rufung kommt von Gott und sie übersteigt

 unser schwaches menschliches Fassungs-

 vermögen. Es bedarf dabei viel Gebetes,

 bis man innerlich zur Klarheit kommt. St.

 Gabriel kann dabei ein äußerst wertvoller

 Helfer sein.

 Wir sehen, dass der Wirkbereich dieses

 Erzengels sehr weit ist. Es bleibt zu wün-

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schen, dass er durch diese einfache Nove-

ne mehr bekannt, geliebt und angerufen

wird, damit vielen seine wirksame Hilfe

und sein besonderer Beistand zuteil wird.

 

 

 

 

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     Eröffnungsgebet für jeden Tag

 O Gott, Du hast den Erzengel Gabriel ge-

 sandt, um die Menschwerdung Deines

 Sohnes vorzubereiten. Wir bitten Dich,

 sende uns auch heute diesen großen Erz-

 engel zu Hilfe, damit wir von ihm vor-

 bereitet werden, die Gnaden, die Du uns

 gewähren möchtest, auf würdige Weise zu

 empfangen.

 Schau nicht auf unsere Sünden, durch die

 wir Deiner Gaben unwürdig wurden. - Wir

 bereuen sie von ganzem Herzen und bitten

 um Deine Vergebung, damit wir von nun

 an ein mit Dir versöhntes Leben führen

 können. - Schau vielmehr auf die Antwort

 der heiligsten Jungfrau Maria, welche Dir

 von St. Gabriel übermittelt wurde: „Siehe,

 ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach

 deinem Wort“. Wir wollen uns diese Worte

 zu eigen machen und sie Dir darbringen

 mit der Bitte, Du mögest uns ihretwegen

 das gewähren, worum wir Dich in dieser

 Novene bitten (…).

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Das bitten wir Dich durch unseren Herrn

Jesus Christus, Deinen Sohn, Der nicht zö-

gerte Mensch zu werden, als Er das „Fiat

Mihi“1 Mariens hörte, und nachdem Er

unsere gefallene Menschennatur wieder-

hergestellt hat, mit Dir und dem Heiligen

Geist als Mensch lebt und herrscht in alle

Ewigkeit. Amen.

 

 

 

 

1 “Fiat Mihi” ist der lateinsiche Ausdruck für “Mir

geschehe.”

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 Zum Abschluss eines jeden Tages:

 

  Litanei zum heiligen Erzengel Gabriel

 

 Jesus, von den Engeln verkündet,

 - wir glauben an Dich.

 Christus, von den Engeln begleitet,

 - wir hoffen auf Dich.

 Herr, von den Engeln angebetet,

 - wir lieben Dich.

 Du König der Engel, höre uns.

 Erlöser der Menschen, erhöre uns.

 Heilige Maria, Königin der Engel,

 - bitte für uns.

 Du schweigende Jungfrau von Nazareth,

 - hör uns an.

 St. Gabriel, - komm zu uns.

 Du Kraft Gottes, - komm zu uns.

 Du vor dem Thron Gottes Stehender,

 Du in die Göttlichen Geheimnisse

      Eingeweihter,

 Du Vorläufer des Sohnes Gottes,

 Du Engel des Wortes und der Verkündigung,

 Du in die Betrachtung der gnadenvollen

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     Jungfrau Versunkener,

Du Offenbarer des Geheimnisses Mariens,

Du Engel der Menschwerdung,

Du Anbeter Jesu Christi im Schoß Mariens,

Du Engel des Schweigens und des

     Horchens,

Du Engel des heiligen Gehorsams,

Du Meister des christlichen Gebetes,

Du Erzieher der auserwählten Seelen,

Du Engel der Freude und des Friedens,

Du Bote des neuen Lebens,

Du Engel der Hoffnung,

Du Engel der Demütigen und Kleinen,

Du Engel der Armen Gottes,

Du Engel der Kinder,

Du Engel der Priester,

Du Engel der Propheten,

Du Engel der Fülle der Zeit,

Du Verkünder des Endes der Zeit,

St. Gabriel, hilf uns zu schweigen.

St. Gabriel, lehre uns auf Gott zu horchen.

St. Gabriel, hilf uns gehorchen.

Du menschgewordenes Wort, - belehre uns.

Du Ewiges Wort, - erhöre uns.

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 Wir bitten Dich,

 dass Du uns St. Gabriel zu Hilfe senden wollest.

 Wir bitten Dich,

 dass wir durch diesen großen Erzengel Gnade

 vor Dir finden.

 Wir bitten Dich,

 dass das Geheimnis der Menschwerdung, das

 er verkündet hat, in unserem Leben gegenwär-

 tig und wirksam werde.

 Wir bitten Dich,

 dass er alle unsere Gedanken, Worte, Werke

 und Leiden vor Dein Angesicht bringe.

 Wir bitten Dich,

 dass wir mit seinem Beistand in inniger Vereini-

 gung mit Dir im Geheimnis der Eucharistie leben.

 Wir bitten Dich,

 dass wir in seiner Begleitung starkmütige Zeu-

 gen des Evangeliums werden.

 Wir bitten Dich,

 dass er uns zu einer innigen Beziehung zur

 heiligsten Jungfrau Maria führen möge.

 Wir bitten Dich,

 dass wir mit seiner Hilfe alle Schwierigkeiten

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überwinden.

Wir bitten Dich,

dass wir durch ihn erlangen, was wir erbitten.

Lamm Gottes, Du bist gekommen, um die

Sünder zu retten, - verzeihe uns, o Herr.

Lamm Gottes, Du hast durch den Engel

die einfachen Hirten gerufen,

- rufe uns, o Herr.

Lamm Gottes, Du bist allen Lobes würdig,

- erhöre uns, o Herr.

Gegrüßet seist Du, Maria, …

Für Gott

- ist nichts unmöglich.

Lasset uns beten:

Heiliger Erzengel Gabriel, wir flehen dich

an in unseren Nöten, tritt für uns ein am

Throne Gottes, damit wir durch die Ver-

kündigung des Geheimnisses der Mensch-

werdung an die heiligste Jungfrau Maria

dessen Gnaden erhalten und mit dir Gott

ewig loben und preisen können. Amen.

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              1. Tag

 „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht“

 

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Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16

 

Betrachtung

St. Gabriel wurde zu Zacharias gesandt, um

ihm zu verkünden, dass seine Gebete erhört

worden sind, und in diesem Zusammen-

hang offenbarte er sich selbst mit folgenden

Worten: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht.

Ich bin gesandt worden, um mit dir zu reden

und dir diese frohe Botschaft zu bringen“

(Lk 1, 19).

Mit diesen kurzen Worten offenbart der

Erzengel seinen Namen und seinen „Ur-

sprung“: woher er gekommen ist, um die-

se gute Botschaft zu bringen. „Ich stehe vor

Gott“ deutet eine große Nähe zu Gott an.

Das Buch der Offenbarung des Johannes

schildert uns, wie vor dem Thron Gottes

die vollkommene Ehrfurcht herrscht und

wie die vier Lebenden Wesen und die vier-

undzwanzig Ältesten unablässig Gott und

dem geopferten Lamm Lob und Dank dar-

bringen für Seine Wundertaten im Werk der

Schöpfung und der Erlösung (Vgl. Offb 4-5).

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 Aber „vor Gott stehen“ meint auch, in die Plä-

 ne und Ratschlüsse des Allerhöchsten mitein-

 bezogen zu werden. Es ist etwas Lebendiges,

 Belebendes und zutiefst Inniges. Die Person

 wird im Innersten erschüttert, weil Gott sie

 berührt. Sie beginnt zu jubeln und gerät außer

 sich vor Freude. Alles in ihr ist offen vor dem

 Göttlichen Licht und in diesem Licht, das alle

 durchdringt, teilt Gott Seinen Heilsplan mit

 uns Menschen auf Erden jenen mit, die Ihn im

 Himmel umgeben. Und Er betraut sie mit der

 Ausführung Seines Ratschlusses. Somit führt

 das Stehen vor Gott zu einem Einbezogen-

 werden in das Werk der Erlösung.

 Siehe wie Gott handelt: Wenn Er an den

 Menschen denkt, spricht Er mit dem Engel.

 Damit stellt Er absichtlich den Engel zwi-

 schen Sich und uns. Wenn wir uns daher

 Gott nähern wollen, treffen wir zuerst den

 Engel, den Er uns sendet, um uns zu er-

 ziehen, zu führen, zu belehren und vorzu-

 bereiten. So hat Er an Zacharias gehandelt

 und ebenso an Maria, indem Er ihnen den

 heiligen Erzengel Gabriel als Boten sandte.

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Bitten wir Gott, Er möge auch uns St. Ga-

briel zu Hilfe senden. Er, der den Eintritt

des Sohnes Gottes in die Welt vorbereitet

und Ihn zur Menschwerdung auf die Erde

begleitet hat, soll und will auch uns Führer

sein auf dem Weg, der von der Erde zum

Himmel führt.

Es empfiehlt sich, nach Möglichkeit während die-

ser Novene eine gut vorbereitete Beichte abzulegen

und die heilige Kommunion zu empfangen, um sich

ganz mit Gott zu versöhnen. Wenn wir so han-

deln, werden wir selber empfänglicher werden für

die Hilfe St. Gabriels, und er wird es leichter haben,

uns zu helfen und uns zu jener wunderbaren Er-

fahrung zu führen, die der hl. Paulus mit den Wor-

ten schildert: „Gott hat Seinen eigenen Sohn nicht

verschont, sondern Ihn für uns alle hingegeben -

wie sollte Er uns mit Ihm nicht alles schenken?“

(Röm 8, 32).

 

Nach einer kurzen Stille, in der du dich in die Gegen-

wart St. Gabriels versetzt, um mit ihm ein persönli-

ches Gespräch zu führen, bete noch folgende Bitten:

 

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                  Bitten

        Komm zu uns, St. Gabriel,

   du vor dem Thron des Allerhöchsten

                Stehender,

  der du zu den Menschen gesandt bist,

 um ihnen Göttliche Botschaften zu bringen,

      die sie zu Gott führen sollen.

      Du Träger des Göttlichen Lichtes,

     komm und erleuchte unser Leben!

       Wo Dunkelheit und Irrtum sind,

      zünde das Licht der Wahrheit an.

    Wo Zwietracht und Streit herrschen,

 lass das stille Licht des Friedens aufleuchten.

  Und wo Einsamkeit, Ängste und Leiden

                  auf uns lasten,

                führe uns zu Jesus.

 Begleite uns, bis wir Ihn gefunden haben.

         Dann werden wir Ihn loben

                 und Ihm sagen,

                   wie wertvoll

  dein Licht und deine Begleitung waren.

 Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.

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             2. Tag

St. Gabriel, der Gesandte Gottes

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 Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16

 

 Betrachtung

 St. Gabriel ist der Gesandte: „Im sechsten

 Monat wurde der Engel Gabriel in eine Stadt

 in Galiläa gesandt“. Dem Zacharias wird er

 sagen: „Ich bin gesandt worden, um mit dir

 zu reden und dir diese frohe Botschaft zu brin-

 gen“ (Lk 1, 19). St. Gabriel kommt aus dem

 vertrauten Umgang mit Gott zu uns, weil

 Gott ihn sendet. Daraus können wir ler-

 nen, dass das Gebet, die innige Beziehung

 zu Gott, uns dazu führt, eine Sendung zu

 übernehmen, die Gott auch uns anver-

 trauen möchte. Unsere Aktivität im Reiche

 Gottes, unsere Sendung muss in der An-

 betung verankert sein. Denn betend erken-

 nen wir den Willen Gottes, den wir dann

 auch in die Praxis umsetzen sollen und

 wollen.

 Einem jeden von uns will Gott mit einer Sen-

 dung beauftragen. Er plant unsere Mitarbeit

 in Seine Werke ein, auch wenn Er weiß, dass

 wir Fehler machen werden und in unserer

 Schwäche immer wieder versagen.

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Deshalb lässt sich ein großer Unterschied

feststellen zwischen der Sendung des En-

gels und der des Menschen. Wenn Gott

einen Engel mit einer Aufgabe betraut –

sei es eine große oder kleine, weiß Er, dass

dieser Ihn niemals enttäuschen wird. Er

wird ganz treu die ihm anvertraute Auf-

gabe bis ans Ende erfüllen unter Einsatz

all seiner Kräfte und Fähigkeiten. Ein Irr-

tum oder Mangel an Aufmerksamkeit von

Seiten eines heiligen Engels ist nicht mög-

lich.

In der Sendung des Engels sehen wir auch

noch einen anderen Aspekt, der unsere

Aufmerksamkeit verdient: Gott sendet

Seine Engel auch, weil Er Zusammenarbeit

und Gemeinschaft, ja Brüderlichkeit will

zwischen Menschen und Engeln. Er will,

dass wir schon hier auf Erden zu einer Ver-

trautheit mit jenen kommen, die zur selben

Familie gehören – der Familie Gottes. Sie

sind unsere älteren Brüder!

Das Gespräch der heiligsten Jungfrau Ma-

                                       29


 ria mit St. Gabriel ist uns ein großes Vor-

 bild, wie der Mensch und der Engel auf

 vollkommene Weise sich verständigen

 können: Der Engel hat ihr die tiefsten Ge-

 heimnisse ihres Lebens geoffenbart, und

 sie hat schweigend zugehört, um dann,

 im Gespräch mit dem Engel das Wort ih-

 res Lebens zu entdecken: „Siehe, ich bin die

 Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem

 Wort.“

 So sehen wir, dass die Sendung des Engels

 im Gehorsam des Menschen seine Vollen-

 dung findet, wie wir es im Leben Mariens

 und auch ihres Bräutigams, des heiligen

 Josef, sehen können. Auch das Leben St.

 Josefs hat sich, in den entscheidendsten

 Augenblicken, im blinden Gehorsam ge-

 genüber der Stimme des Engels verwirk-

 licht.

 Nach einem Augenblick der stillen Betrachtung

 bete noch die folgende Bitte:

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                       Bitte

Steig empor, St. Gabriel,

mit dem Weihrauch unserer Gebete

um sie vor den Thron Gottes zu bringen,

und komm wieder

mit Göttlichem Segen

und Gnaden für uns Sünder.

Und lass uns jenes Wort erkennen,

das du vom Allerhöchsten empfingst,

da du bei Ihm für uns eingetreten bist.

Nicht die Neugierde

lässt uns diese Gnade erbitten,

sondern der Durst unserer Seele nach Gott

und das Verlangen,

Seinen Willen zu erfüllen

wie die heiligste Jungfrau Maria.

Wir wollen es dir lohnen

mit heiliger Danksagung.

 

Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.

 

 

 

 

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              3. Tag

     Wenn St. Gabriel erscheint

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Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16

Betrachtung

St. Gabriel hinterlässt immer einen tiefen

Eindruck, wenn er erscheint. Schon im Al-

ten Testament erschien er dem Propheten

Daniel: „Da kam er auf mich zu. Als er näher-

trat, erschrak ich und fiel mit dem Gesicht zu

Boden. Während er mit mir redete, lag ich ohn-

mächtig da, mit dem Gesicht am Boden. Da be-

rührte er mich und stellte mich wieder auf die

Beine“ (Dan 8, 17-18). Als er dem Zacharias

im Tempel erschien, erschrak dieser, „und

es befiel ihn Furcht. Der Engel aber sagte zu

ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias“ (Lk 1, 12).

Auch Maria „erschrak über die Anrede und

überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe“

(Lk 1, 29), also wegen dem, was der Erzengel

zu ihr gesagt hatte. Jede der Erscheinun-

gen war eine große Herausforderung für

jene, die St. Gabriel sahen. Das bestätigt in

gewisser Weise dessen Namen, denn „Ga-

briel“ bedeutet: „Stärke Gottes“. Wenn St.

Gabriel sich dem Menschen nähert, kommt

dieser in Berührung mit Gottes Kraft.

                                             33


 Vielleicht ist das der Grund, weshalb der

 Mensch bei der Begegnung mit St. Gabri-

 el seine äußerste Schwäche ganz deutlich

 ganz deutlich zu spüren bekommt. Die Na-

 tur des Engels ist höher als die menschliche

 Natur, darum erfährt der Mensch in der Ge-

 genwart des Engels seine Begrenztheit und

 Schwäche. Aber dann kann die Kraft Gottes

 zu wirken beginnen. Jesus Selbst lehrt uns

 dies, indem Er die Jünger eine ganze Nacht

 erfolglos fischen ließ. Als Er Sich dann am

 Morgen ihnen nahte und sie noch einmal

 hinausfahren hieß, wurden ihre Netze über-

 voll (Lk 5, 1-11). Die Allmacht Gottes beginnt

 zu wirken, nachdem der Mensch die eigene

 Ohnmacht erfahren hat.

 Wenn wir leiden und vielleicht sogar mehr

 als wir ertragen können, dann hat nicht

 die Stunde der Verzweiflung geschlagen,

 in der wir aufgeben sollen. Vielmehr ist es

 die Stunde der Hoffnung und des Vertrau-

 ens, in der wir alles in Gottes Hände legen

 sollen wie ein Kind. Vielleicht hat Er dieses

 ganze Leiden und dieses Zunichtewerden

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nur zugelassen, um Seine Kraft und Macht

zu offenbaren, die von der Ohnmacht des

Kreuzes aus zu wirken beginnen.

„Das Schwache an Gott ist stärker als die

Menschen“ (1 Kor 1, 26). Die Kraft Gottes ist

so groß, dass Er Selbst in Seiner äußers-

ten Ohnmacht alles tut, was Er will und

zu der Stunde in der Er will. So hat Gott

Sich nicht auf Seinen starken Arm gestützt,

um mit ihm alle Bosheit niederzudrücken,

sondern Er hat diesen starken Arm von

den schwachen und boshaften Menschen

ans Kreuz schlagen lassen. Und diese ge-

kreuzigten Arme haben die Welt gerettet

und an ihnen hängt bis heute das Schicksal

der Welt. Sie haben das Größte aller Wer-

ke Gottes vollbracht.

Übergib St. Gabriel in einem Augenblick der Stille

deine Leiden, Schwächen, Unfähigkeiten und Kreu-

ze, sowie die Anliegen dieser Novene, damit er sie

Gott darbringe und so das machtvolle Eingreifen

Gottes erlange. Danach bete noch folgende Bitten:

 

 

                                                35


                       Bitten

 Es steige zu Dir auf, Vater,

 der Schrei der Armen und Trauernden

 und Dein Engel komme zu ihnen herab,

 um sie zu stärken

 mit der Botschaft der Rettung.

 Es steige zu Dir auf, Vater,

 unser Gebet wie Weihrauch,

 und Dein Engel komme zu uns herab,

 mit der ersehnten Hilfe.

 Es steigen zu Dir auf, Vater,

 unsere Schmerzen und Opfer,

 und Dein Engel komme zu uns herab,

 um uns die erhoffte Gnade zu bringen.

 Es steige zu Dir auf, Vater,

 der sanfte Wohlgeruch des Opfers Christi,

 und Dein Engel komme zu uns herab,

 um jenen, die sich danach sehnen

 die Früchte dieses Opfers zu bringen

 und die Gabe des Friedens.

 

 Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.

36


              4. Tag

St. Gabriel erscheint dem Zacharias

                                      37


 Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16

 

 Betrachtung

 „Eines Tages fiel Zacharias die Aufgabe zu, im

 Tempel des Herrn das Rauchopfer darzubrin-

 gen. Während er nun zur festgelegten Zeit das

 Opfer darbrachte, stand das ganze Volk drau-

 ßen und betete. Da erschien dem Zacharias ein

 Engel des Herrn; er stand auf der rechten Seite

 des Rauchopferaltars“ (Lk 1, 9-11).

 Diese Erscheinung geschieht in einem sehr

 schönen Umfeld. Das Volk des Alten Bun-

 des betet draußen, während der Priester

 im Heiligtum das Rauchopfer darbringt.

 Das Gebet des Volkes gelangt zum Thron

 Gottes durch das Opfer des Priesters. Und

 während der Weihrauch zu Gott aufsteigt,

 steigt der Erzengel vom Himmel herab mit

 einer Göttlichen Botschaft. So wird deutlich,

 dass die Sendung des Engels die Antwort

 Gottes auf das Gebet des Volkes ist. Jesus

 wird am Ölberg beten, und ein Engel wird

 kommen, um Ihn zu stärken (Lk 22, 43). Jahre

 später wird die Gemeinde inständig für den

38


gefangenen Petrus zu Gott flehen, und Er

wird abermals einen Engel senden, um den

Apostelfürsten zu befreien (Apg 12, 1-18).

Wie dem Zacharias, so nähert St. Gabriel

sich auch uns, wenn wir an der heiligen

Messe teilnehmen, in der ja der Priester

den Leib und das Blut Christi für uns dem

Vater darbringt. Das Kreuzesopfer Christi,

das durch die heilige Messe zu allen Zei-

ten gegenwärtig bleibt, ist unser „Weih-

rauch“, der durch die Hände der Priester

zum Himmel emporsteigt, denn es ist das

„wohlriechende Opfer“ (Eph 5, 2). Wenn

unsere Gebete in Vereinigung mit diesem

Opfer zum Thron Gottes emporsteigen,

erlangen wir die größten Gnaden. Es gibt

viele Gnaden, die wir wegen unserer Sün-

den nicht verdienen würden, aber wegen

der unermesslichen Verdienste des Opfers

Jesu Christi, Der für uns beim Vater ein-

tritt, empfangen.

Wenn wir an der heiligen Messe teilneh-

men, nähern wir uns der himmlischen

                                      39


 Wirklichkeit, und die Engel kommen uns

 näher. Vor dem Altar befinden wir uns in

 einer festlichen Versammlung von Engeln

 (vgl. Hebr 12, 22). Es ist nicht möglich, sich

 Jesus in der Eucharistie zu nahen, ohne da-

 durch auch den Engeln näher zu kommen,

 die Ihn begleiten und umgeben. Wir sind

 eingeladen, uns mit diesen Engeln zu ver-

 einen, um mit ihnen Jesus anzubeten und

 zu loben, und durch Ihn den Vater. Dieser

 Anbetung entspringen die größten Gna-

 den für die Kirche, für die Welt und für

 uns selber.

 Vereine dich in einem Augenblick der Stille mit

 allen heiligen Messen, die an diesem Tag gefeiert

 werden und opfere sie dem Vater auf in den Anlie-

 gen der Novene. Dazu bete folgendes Gebet:

 

         Gebet des Engels in Fátima

            (Angepasst für diese Novene)

 Heiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und

 Heiliger Geist, in tiefer Ehrfurcht bete ich

 Dich an, und opfere Dir auf den kostba-

 ren Leib und das Blut, die Seele und die

40


Gottheit Jesu Christi gegenwärtig in allen

Tabernakeln der Erde zur Wiedergutma-

chung für alle Schmähungen, Sakrilegien

und Gleichgültigkeiten, durch die Er selbst

beleidigt wird. Durch die unendlichen Ver-

dienste Seines Heiligsten Herzens und des

Unbefleckten Herzens Mariens bitte ich

Dich um die Bekehrung der armen Sün-

der, und um die Erfüllung meiner Bitte in

dieser Novene, wenn es Deinem heiligsten

Willen entspricht.

 

                  Bitten

Begleite uns, St. Gabriel,

jedes Mal, wenn wir zur Kirche gehen,

um teilzunehmen

an den himmlischen Geheimnissen.

Richte nicht nur unsere Schritte,

sondern jeden Schlag unseres Herzens

auf Jesus,

damit es in Liebe entflammt werde.

Mit diesen Flammen

wollen wir unsere Sünden auslöschen.

                                         41


 Öffne unsere Ohren,

 damit wir den Herrn zu hören lernen

 und Sein Wort tief im Herzen aufnehmen.

 Wache über unser Herz,

 dieses vom Herrn so geliebte Heiligtum,

 damit nichts Unreines eindringt,

 und wir den Göttlichen Gast

 würdig empfangen,

 wenn Er anklopft,

 um in uns Wohnung zu nehmen

 in der heiligen Kommunion.

 Und öffne unseren Mund,

 damit wir starkmütig Zeugnis geben

 für Jesus und Sein Evangelium.

 So wird unsere Freude vollkommen werden,

 indem wir gemeinsam die Eucharistie leben.

 

 Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.

 

 

 

 

42


         5. Tag

„Widersetze dich ihm nicht!“

                               43


 Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16

 

 Betrachtung

 Als St. Gabriel dem Priester Zacharias die

 Geburt eines Sohnes verkündete, gab er sich

 dem Zweifel hin. Das ganze Leben hatte er

 Gott um einen Sohn gebeten, aber es schien

 vergeblich zu sein. Als ihm dann der Erz-

 engel mit der außergewöhnlichen Botschaft

 erschien: „Fürchte dich nicht, Zacharias, denn

 dein Gebet ist erhört worden. Elisabeth, deine

 Frau, wird dir einen Sohn gebären, dem sollst

 du den Namen Johannes geben“ (Lk 1, 13), da

 trat offen zu Tage, dass in seinem Herzen

 kein Glaube mehr war: „Woran soll ich erken-

 nen, dass das wahr ist?“ (Lk 1, 18)

 Daraus sollen wir lernen, den Glauben an

 Gott niemals aufzugeben, und stets das

 Vertrauen auf Den zu bewahren, Der alles

 kann, auch wenn Er unsere Bitten nicht so-

 fort erfüllt. Dieses Zögern Gottes kann für

 uns sehr schmerzhaft sein, aber es ist gut

 für uns, denn durch solche Mittel will Er

 unser Herz erziehen und reinigen.

44


Durch die Botschaft des Engels war Za-

charias zu einem Leben eingeladen, das

sich nicht mehr auf die menschliche Ver-

nunft stützen sollte, deren Argumente oft

auf einem verletzten Egoismus gründen.

Dieser sucht nur, sich selbst zu rechtferti-

gen. Zacharias sollte diese düsteren Woh-

nungen, in denen sich seine Seele ein-

genistet hatte, verlassen, und sich in die

Arme eines wunderbaren Gottes werfen,

Der bereit war, Wunder in seinem Leben

zu wirken. Aber Zacharias konnte sich zu

diesem Schritt nicht überwinden, zu sehr

war sein Herz verbittert. Obwohl er Pries-

ter war, ließ er sich von Gott enttäuschen.

Jahre hindurch war ja sein Gebet nicht

erhört worden. Und vielleicht war diese

Verbitterung der eigentliche Grund, war-

um ihn St. Gabriel hart bestrafte. Dies soll-

te sein verhärtetes Herz vom Gift der an-

gehäuften Verbitterungen befreien, denn

er musste offen werden für das Geschenk,

das Gott ihm geben wollte. Der Name

„Johannes“ bedeutet ja „Gabe Gottes“.

                                            45


 So sprach der Erzengel das Urteil: „Weil du

 meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfül-

 lung gehen, wenn die Zeit dafür da ist, sollst du

 stumm sein und nicht mehr reden können, bis zu

 dem Tag, an dem all das eintrifft“ (Lk 1, 20). Diese

 Vorgangsweise erinnert an die Mahnung be-

 züglich des Engels im Buch Exodus: „Achte

 auf ihn, und hör auf seine Stimme! Widersetz dich

 ihm nicht! Er würde es nicht ertragen, wenn ihr

 euch auflehnt; denn in ihm ist Mein Name gegen-

 wärtig“ (Ex 23, 21). Wir lernen hier St. Gabriel

 als eine mächtige Persönlichkeit kennen, die

 den Namen Gottes in sich trägt und in der

 Kraft dieses Namens mit Autorität eingrei-

 fen kann. Er kann sogar einem Menschen die

 Fähigkeit zu sprechen nehmen.

 Als Johannes geboren wurde, löste sich

 die Zunge des Zacharias und er begann

 sogleich Gott zu preisen. Wenn der Engel

 uns zurechtweist, dann geschieht dies nur

 zu unserem Besten. Unser Herz soll von

 jeglicher Falschheit befreit werden, damit

 es die Wundertaten Gottes erkennt und

 Ihn lobt und preist.

46


Erwäge in einer kurzen Stille die Wunder, die Gott

in deinem Leben und im Leben der Deinen bereits

gewirkt hat und danke Ihm. Dann lies noch folgen-

de Betrachtung:

        Der Wert des Schweigens

Lerne aus dem Stummsein des Zacharias,

 dass das Schweigen etwas Heiliges ist.

 Es ist nicht Strafe, sondern Heilmittel,

         das dich wandeln kann:

       Die Ablehnung verstummt

 vor dem Annehmen des Willens Gottes.

Die Klage wird zu einem Opfer aus Liebe

      und der Mangel an Glauben

 beginnt mit kleinen, zaghaften Schritten

         Dem entgegenzugehen,

     Der dir bereits entgegenkommt.

   Und mitten in der Wüste deiner Seele

       begegnest du dem WORT,

        das dir den Mund öffnet.

                Und siehe,

       es entschlüpft ihm das Lob.

Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.

                                                   47


              Sechster Tag

     Zacharias will sich rechtfertigen

48


Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16

 

Betrachtung

Als St. Gabriel dem Zacharias während

seines Rauchopfers die Geburt eines Soh-

nes ankündigte, versuchte dieser sogleich

seinen Mangel an Glauben zu rechtfertigen

indem er sagte: „Woran soll ich erkennen,

dass das wahr ist? Ich bin ein alter Mann, und

auch meine Frau ist in vorgerücktem Alter?“

(Lk 1, 18). Diesem Argument voller Ent-

täuschung, Verbitterung und Traurigkeit,

in dem weder Glaube noch Hoffnung zu

finden waren, antwortete der Erzengel mit

dem einfachen Satz: „Ich bin Gabriel, der vor

Gott steht, und ich bin gesandt worden, um

mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft

zu bringen“ (Lk 1, 19). Welch ein Kontrast

besteht doch zwischen den beiden Aussa-

gen: „Ich bin alt“ und „Ich bin Gabriel.“ „Ich

bin alt“ bedeutet Schwäche, Unfähigkeit

und Müdigkeit, Recht auf Dispensen und

Ausnahmen. „Gabriel“ hingegen bedeutet

„Kraft Gottes“, was mit einer gewissen Ju-

                                             49


 gendlichkeit verbunden ist, mit Macht, Ei-

 fer, Streben nach Gott und dem Wunsch,

 den Willen Gottes zu erfüllen.

 Der Engel ist was er ist auf vollkommene

 Weise. Er lebt in der vollkommenen Aus-

 übung aller Fähigkeiten seiner Engelna-

 tur. Wenn er erscheint, zeigt er sich oft als

 Jüngling. Es ist anzunehmen, dass er diese

 Form des Erscheinens wählt, weil sie am

 besten seine Freude, Bereitschaft, Begeiste-

 rung und Lebendigkeit ausdrückt. So wird

 verständlich, dass St. Gabriel weder bereit

 war, das Argument „Ich bin alt“ anzuneh-

 men, noch es sich zu Herzen gehen ließ.

 Darum tröstete er nicht Zacharias wegen

 seines hohen Alters, sondern strafte ihn

 auf harte Weise. Er erachtete seinen Ein-

 wand nicht für wert, darüber zu sprechen.

 Zacharias sollte vorerst nicht mehr spre-

 chen können.

 Es war hart für dieses Herz, das sich hin-

 ter dem „Ich bin alt“ vor den Plänen Gottes

 versteckte, aus dem Mund des Engels das

50


„Ich bin Gabriel“ – „Ich bin die Kraft Gottes“

- zu hören. Damit war klar, dass Gott we-

gen seines vorgerückten Alters nicht von

Seinen Plänen ablassen, noch sie ändern

würde. Er wird nun wegen Seiner Selbst

handeln, denn „Er tut alles, was Ihm gefällt“

(Ps 135, 6), weil „für Gott nichts unmöglich ist“

(Lk 1, 37). Die Begrenzungen der menschli-

chen Natur und unsere Schwächen sind

nicht fähig, Gott an der Verwirklichung

Seiner Pläne zu hindern.

Lies nun betrachtend den folgenden Text und über-

gib St. Gabriel deine und der DeinenArgumente,

Einwände und Widerstände gegen Gott, Seine

Zulassungen und Pläne. Nimm die Botschaft „Ich

bin Gabriel“ tief in dein Herz auf.

 

               Zwiesprache

Ich bin müde und niedergeschlagen.

- Und ich bin Gabriel, die Kraft Gottes.

Ich bin verletzt und enttäuscht.

- Und ich bin Gabriel, die Kraft Gottes.

Ich kann einfach nicht mehr glauben.

- Und ich bin Gabriel, die Kraft Gottes.

                                               51


 Ich will aufgeben!

 - Und ich bin Gabriel, die Kraft Gottes.

 Was will Gott eigentlich von mir?

 - Dein Ja.

 Nach einer kurzen Stille, in der du dieses Zwiege-

 spräch mit St. Gabriel fortsetzen kannst, bete noch

 folgende Bitten:

 

                     Bitten

 Nimm meinem Herzen die Angst,

 St. Gabriel, „Kraft Gottes“,

 du machtvoller Erzengel,

 und lehre mich

 die Furcht des Herrn,

 die nichts fürchtet als Ihn zu beleidigen;

 die Liebe zu den Brüdern,

 die bereit ist, ihnen zu dienen;

 und die Verachtung meiner selbst,

 die notwendig ist, um Jesus nachzufolgen.

 Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.

 

 

 

 

52


         Siebter Tag

St. Gabriel offenbart den Namen

                                  53


 Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16

 

 Betrachtung

 St. Gabriel hat Maria nicht begrüßt mit den

 Worten: „Sei gegrüßt, Maria“, sondern er

 hat sie „du Gnadenvolle“ genannt. Dieses

 Wort steht an der Stelle ihres Namens und

 drückt deshalb das aus, was sie ist. Dieser

 einfache Gruß verrät, dass St. Gabriel eine

 tiefe Erkenntnis über Maria besaß, denn

 nach biblischem Verständnis bedeutet das

 Kennen des Namens, dass man die Person

 selber kennt, denn der Name drückt das

 Wesen von jemandem oder von etwas aus.

 Gott musste St. Gabriel das Geheimnis

 Mariens offenbart haben, ihre einzigartige

 Berufung, die Mutter Gottes zu werden

 und die innigste Mitarbeiterin am Werk

 der Erlösung. Der Erzengel sah, dass Ma-

 ria, anders als alle anderen Frauen, keine

 Sünde hatte durch ein einzigartiges Gna-

 denprivileg, und dass sie deshalb wirklich

 „voll der Gnade“ ist, ohne jegliche Unrein-

 heit wie kein anderer Mensch.

54


Wir können uns vorstellen, mit welch großer

Bewunderung er auf Maria schaute, wie er

die große Würde ihrer Gottes-Mutterschaft

klar vor Augen hatte und sie deshalb voll

Ehrfurcht, Freude und Würde ansprach. Da-

rum erschien er ihr nicht wie ein gewaltiger

Engel, dessen bloße Gegenwart den Men-

schen schon erschreckt. Vor Maria zeigte

er sich anders. Der hl. Lukas deutet dies an,

wenn er sagt, dass der „Engel bei ihr eintrat“

und „sie danach verließ“ (Lk 1, 28.38). Diese ein-

fachen Worte vermitteln den Eindruck, dass

es sich um die erste Audienz des Erzengels

bei seiner künftigen Königin handelte.

St. Gabriel verkündete auch den Namen

Jesu („… und Du wirst Ihm den Namen Jesus

geben“), was darauf hinweist, dass er eben-

so Den, Der aus Maria geboren werden

sollte, bereits sehr tief kannte.

Was St. Gabriel schon vor der Geburt über

die Person und die Sendung Jesu ankün-

digen konnte, und was er bereits über das

Leben, die Person und die Sendung Ma-

                                        55


 riens wusste, das weiß unser Schutzengel

 von uns. Er kennt uns wahrlich sehr gut!

 Nicht nur, dass er genau wüsste, wer wir

 sind, was wir an Gutem getan, welche

 Sünden wir begangen und was wir bereits

 gelitten haben, auch alles was unser Leben

 beeinflusste, sei es positiv oder negativ.

 Unser Schutzengel weiß auch, wie wir ge-

 mäß dem Plan Gottes sein sollten, denn er

 wurde darin eingeweiht. Und er arbeitet

 eifrig daran, dass wir Schritt für Schritt so

 werden wie Gott uns haben will.

 Ahmen wir darum Maria nach in unserer

 Beziehung zum Engel, und lassen wir uns

 wie sie von diesem „Meister“, den Gott an

 unsere Seite gestellt hat, führen. Er sehnt

 sich nach unserer Antwort, weil er unser

 Ja zu Gott bringen will, wie St. Gabriel ju-

 belnd mit dem Fiat Mariens in den Him-

 mel zurückkehrte.

 Verweile einen Augenblick in der Gegenwart dei-

 nes hl. Schutzengels, der dich ja besser kennt als

 alle anderen Personen, mit denen du täglich zu-

56


sammenlebst, und mehr als alle anderen sich müht

um deine Rettung und Heiligung. Übergib ihm

dein Leben und das Anliegen dieser Novene. Dann

bete die folgende Bitte.

 

                    Bitte

Öffne meine Ohren,

du stille Jungfrau von Nazareth,

durch dein Schweigen,

damit ich hören lerne,

die sanfte Stimme meines Engels,

die mich beruhigt und mahnt,

mich antreibt und mir die Richtung weist.

Und lege mir deine Worte in den Mund,

du demütige Magd des Herrn,

damit ihm meine Antwort gefalle.

So wird sich das Tor öffnen

Und der Herr wird eintreten können,

um in mir zu wohnen.

Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.

 

 

 

 

                                                   57


               Achter Tag

     Der Dialog St. Gabriels mit Maria

58


Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16

 

Betrachtung

Maria stellte dem Erzengel eine Frage, die

unsere besondere Aufmerksamkeit ver-

dient, weil sie uns einen tiefen Einblick in

ihr Herz gewährt: „Wie soll das geschehen, da

ich keinen Mann erkenne?“ Diese Worte of-

fenbaren, wie aufmerksam und offen Maria

für die Göttliche Botschaft war. Sie war vol-

ler Glauben und bereit für das, was Gott ihr

durch den Engel mitteilen ließ.

Maria zweifelte nicht und fragte auch nicht,

weshalb Gott sie erwählt hat und nicht eine

andere. Sie hinterfragte Gott nicht und floh

auch nicht vor Seinen Plänen unter dem

scheinbar demütigen Vorwand, sie sei un-

würdig oder unfähig für so große Pläne,

oder es gäbe andere Frauen in Israel, die

besser geeignet wären. Auch machte sie

nicht auf ihr zartes Alter aufmerksam wie

einst der Prophet Jeremias (Jer 1, 6). Maria

fürchtete Gott, und so nahm sie demütig

und unterwürfig das an, was Er ihr ankün-

                                           59


 digen ließ, indem sie mit Leib und Seele zu-

 stimmte, die Mutter Gottes zu werden.

 Lernen wir aus dem einfachen und demüti-

 gen Zwiegespräch Mariens mit St. Gabriel,

 niemals an Gott zu zweifeln oder uns vor

 Seinem Ruf oder Seinen Bitten zu verber-

 gen hinter dem Deckmantel einer schein-

 baren, falschen Demut. Es geht um die

 Bereitschaft, alles anzunehmen, was Gott

 uns bittet, auch wenn es uns unbegreiflich

 erscheint. „Bei Gott ist nichts unmöglich“,

 erklärte ihr St. Gabriel. Wir wollen uns

 dieses Wort tief zu Herzen gehen lassen.

 Es soll uns zum Leitstern werden, weil es

 unseren Glauben stärkt, unsere Hoffnung

 belebt und uns Kraft und Mut verleiht. Es

 garantiert uns nicht, dass Gott alles tun

 wird, was wir wollen. Die Allmacht Got-

 tes ist nicht unsere Dienstmagd, aber sie

 begleitet jene, die sich in den Dienst Got-

 tes stellen, und zu gegebener Zeit versteht

 sie es, Wunderbares und sogar Wunder in

 ihrem Leben zu wirken. Sie kann ungüns-

 tige Gegebenheiten und Situationen, die

60


ohne Ausweg scheinen, umwandeln oder

auch unser Herz stärken, damit es in den

Prüfungen des Lebens stark und stand-

haft bleibt. Ist es nicht wahrhaft traurig,

dass wir so wenig Dem vertrauen, Dem

„nichts unmöglich ist“, dass Er deswegen

jene Wunder, die Er wirken möchte, nicht

tun kann, weil Er Seine Macht an unseren

Glauben gebunden hat? (vgl. Mk 6, 5f).

Wir müssen diese Worte St. Gabriels viel

mehr zu den Schwierigkeiten sagen, denen

wir begegnen, vor allem wenn sie uns über

den Kopf zu wachsen scheinen: „Aber für

Gott ist nichts unmöglich.“ So werden sie zu

einem Schwert, mit dem wir große Schlach-

ten gewinnen können, wie David den Gigan-

ten Goliath besiegt hat in der Kraft Gottes,

„im Namen des Herrn der Heere“ (1 Sam 17,46).

Nach einer kurzen Stille, in der du die Schwierig-

keiten, Probleme und Herausforderungen deines

Lebens und die Anliegen dieser Novene mit diesen

Worten St. Gabriels: „Für Gott ist nichts unmög-

lich“ konfrontierst, bete noch folgende Bitten:

                                                61


                    Bitten

 Großer, heiliger Gabriel,

 du starker Engel des Lichtes,

 erleuchte mich,

 wenn die Dunkelheit in mir groß wird.

 Sei meine Kraft,

 wenn mich die Schwäche überkommt.

 Gib mir Mut,

 wenn Angst und Verzagtheit mich hem-

 men wollen.

 Tröste mich

 in trostlosen und einsamen Stunden.

 Belehre mich,

 wenn ich nicht weiß,

 wie es weitergehen soll.

 Tadle mich,

 wenn mein Glaube schwach wird.

 Schütze mich,

 wenn ich angegriffen werde.

 Geleite mich,

 zur Begegnung mit Dem,

 Der mich schon mit so viel Liebe erwartet.

 Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.

62


        Neunter Tag

Die Antwort der seligen Jungfrau

           Maria

                                   63


 Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16

 

 Betrachtung

 St. Gabriel war der Erste, der die Antwort

 Mariens hörte: „Siehe, ich bin die Magd des

 Herrn. Mir geschehe, nach deinem Wort.“

 Diese Worte verursachten in ihm eine hei-

 lige Bewunderung, weil sie von allen mög-

 lichen Antworten die weiseste war, und

 auf die demütigste Weise gegeben wurde.

 Maria hätte auch sagen können: „Ich bin

 bereit“ oder: „Es soll mir geschehen, was Gott

 will“. Mehr noch: Maria hätte das Angebot

 Gottes abschlagen können. Aber zuerst be-

 kannte sie sich als Magd: „Siehe, ich bin die

 Magd des Herrn.“

 Diese Worte ziehen das Wohlwollen Got-

 tes auf die Menschheit herab in dem Au-

 genblick, da Maria im Namen des ganzen

 Menschengeschlechtes Gott die Antwort

 gab. Durch sie schaut Gott mit unbe-

 schreiblicher Milde auf die ganze Mensch-

 heit, auch auf uns.

64


Wir können uns kaum vorstellen, mit wel-

cher Bewunderung St. Gabriel die Worte

Mariens aufnahm, und wie er sie gleich-

sam in einer goldenen Schale zum Thron

Dessen brachte, Der ihn gesandt hatte. Und

sie wurden nicht nur vor Gott gebracht,

sondern auch unter den Engeln bestaunt

und erwogen. Diejenige, die erwählt wur-

de, die Mutter des Sohnes Gottes zu sein,

bezeichnete sich als „Magd des Herrn“. Die

künftige Königin der Engel gab jene Ant-

wort, welche Luzifer am Anfang Gott aus

Stolz verweigert hatte. Das bewunderten

sie, und sie verlangen seither danach, die-

se Demut Mariens nachzuahmen. Davon

zeugt die Antwort des Engels an den hl.

Johannes, als dieser ihn anbeten wollte:

„Ich bin nur Mitknecht mit dir und deinen

Brüdern, die das Zeugnis für Jesus festhalten“

(Offb 19, 10).

 

Ist das nicht staunenswert? Obwohl die

Natur des Engels über der menschlichen

Natur steht, will der Engel in der Nachah-

mung Mariens dienen wie der hl. Johannes

                                         65


 und all jene, die Maria in ihr Leben aufge-

 nommen haben und durch sie Diener und

 Zeugen Jesu sein wollen.

 Die Demut - der Wille, Gott zu dienen -

 wird zu dem, was Engel und Mensch im

 selben Streben eint, und sie zu einer ganz

 tiefen Gemeinschaft führen kann. Es ist

 eine große Gelegenheit, die Gott uns an-

 bietet, Ihm mit Seinen Engeln und wie die-

 se zu dienen. So wollen auch wir St. Gabri-

 el unsere Antwort nicht vorenthalten:

     „Siehe, hier bin ich, heiliger Erzengel

     Gabriel. Mit dir will ich dem Herrn die-

     nen. Mit dir will ich Maria, die demütige

     Magd des Herrn, nachahmen und ihrem

     Beispiel folgen. Mit dir will ich mein

     Leben ganz in den Dienst Jesu und des

     Evangeliums stellen. Hilf mir dazu, du

     guter, heiliger Erzengel.“

 Nach einer kurzen Stille, in der du dein ganzes Le-

 ben und die Intention dieser Novene noch einmal

 dem heiligen Erzengel Gabriel anvertrauen kannst,

 fahre mit folgendem, kurzem Dialog fort:

66


                  Zwiesprache

     Was hast du gesehen, St. Gabriel,

        als der Höchste dich sandte,

  der heiligen Jungfrau die Botschaft zu

                   bringen?

     Ich sah einen Garten voller Gnaden,

den der Vater für Seinen Sohn bereitet hatte

            wie ein neues Paradies.

             Was hast du gehört,

         du erwählter Bote Gottes,

               nachdem du ihr

     die himmlische Botschaft sagtest?

               Ich hörte Worte,

 die wie goldene Schlüssel ihrem Mund ent-

                   strömten

      und das Herz des Vaters öffneten.

      Als ich zum Himmel zurückkehrte,

           herrschte SCHWEIGEN.

Das WORT war schon zur Erde hinabgestiegen.

 

Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.

Die Novene endet mit dem Magnifikat:

                                                   67


                 Magnifikat

 Meine Seele preist die Größe des Herrn *

 und mein Geist jubelt über Gott, meinen

 Retter.

 Denn auf die Niedrigkeit Seiner Magd hat

 Er geschaut, * siehe von nun an preisen

 mich selig alle Geschlechter.

 Denn der Mächtige hat Großes an mir ge-

 tan * und Sein Name ist heilig.

 Er erbarmt Sich von Geschlecht zu Ge-

 schlecht * über alle die Ihn fürchten.

 Er vollbringt mit Seinem Arm machtvol-

 le Taten, * Er zerstreut die im Herzen voll

 Hochmut sind.

 Er stürzt die Mächtigen vom Thron, * und

 erhöht die Niedrigen.

 Die Hungernden beschenkt Er mit Seinen

 Gaben * und lässt die Reichen leer ausgehn.

 Er nimmt Sich Seines Knechtes Israel an *

 und denkt an Sein Erbarmen,

 das Er unseren Vätern verheißen hat, * Ab-

 raham und Seinen Nachkommen auf ewig.

68


Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und

dem Heiligen Geist,

wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit *

und in Ewigkeit. Amen.

 

 

 

 

                                         69

 


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