Dienstag, 16. Januar 2024

WEIHE AN MARIA

 







WEIHE AN MARIA


33TÄGIGE VORBEREITUNG


ZUR VOLLKOMMENEN HINGABE AN JESUS DURCH MARIA


NACH DEM HEILIGEN LUDWIG MARIA GRIGNION VON MONTFORT


 


LEGION MARIENS


Senatus Österreich


2013





 







Die 33 Tage der Vorbereitung auf die Weihe sind in Auftau und Inhalt nach dem »Goldenen Buch« (Kanisius-Verlag, 23. Auflage, 1985) zusammengestellt. Die Betrachtungen sind aus den Büchern des hl. Ludwig M. von Montfort - Die Liebe zur Ewigen Weisheit / Die vollkommene Hingabe an Maria / Das Geheimnis Mariens / Brief an die Freunde des Kreuzes (übersetzt 1958 aus dem Frz. von Hilde Firtel - Gesandtin der Legion Mariens, Frankfurt a.M.) und einige Abschnitte [KLL (übersetzt aus dem Ital.) aus »Wir weihen uns der Königin der Liebe« (2. Auflage, Juli 2009; mit freundlicher Genehmigung von Movimento Mariano „Regina dell' Amore“, Schio, Italien) entnommen. Bibelstellen: Einheits-übersetzung, Verlag Katholisches Bibelwerk. Gebete (soweit enthalten) aus dem Gotteslob.


2012-2013


300. Gedenkjahr der Erscheinung des Buches „Vollkommene Hingabe an Maria“


Herausgeber: Legion Mariens, Senatus Österreich, 1030 Wien, Rochusgasse 9 www.legion-mariens.at - E-Mail: materialstelle@legion-mariens.at


1. Auflage 2013 (im Handel nicht erhältlich) Titelbild: Statue der Legion Mariens (Archiv)


Hersteller: Mayer & Söhne, Druck- und Mediengruppe GmbH & Co. KG 86551 Aichach, Deutschland


(Mit kirchlicher Druckerlaubnis)


INHALT


Anstelle eines Vorwortes 7


Einführung 10


Erster Zeitabschnitt:


Zwölf Tage lang machen wir uns frei vom Geist der Welt


1. Tag: Der Weg der christlichen Vollkommenheit 13


2. Tag: Die beiden Parteien 17


3. Tag: Geld und Besitz 20


4. Tag: Macht und Ruhm 23


5. Tag: Erotik 27


6. Tag: Geistesstolz 29


7. Tag: Massenmenschentum 32


8. Tag: Vergnügungssucht 35


9. Tag: Unwahrhaftigkeit 37


10. Tag: Ungeordneter Freiheitsdrang 39


11. Tag: Lebensangst 41


12. Tag: Die Letzten Dinge 44


Zweiter Zeitabschnitt:


Drei Wochen lang suchen wir, uns durch Maria mit Jesus Christus zu erfüllen


Erste Woche: Wir trachten nach Selbsterkenntnis 48


1. Tag: Gewissenserforschung 50


2. Tag: Unsere Verderbtheit 52


3. Tag: Inneres Sterben 55


4. Tag: Eigenliebe 57


5. Tag: Stolz 59


6. Tag: Trägheit 61


7. Tag: Lieblosigkeit 63


Zweite Woche: Wir suchen, Maria zu erkennen 66


1. Tag: Maria und die Allerheiligste Dreifaltigkeit 67


2. Tag: Braut des Heiligen Geistes 69


3. Tag: Mutter Christi und seines mystischen Leibes 71


4. Tag: Mittlerin aller Gnaden 75


5. Tag: Königin der Apostel 78


6. Tag: Die Frau der Apokalypse 80


7. Tag: Notwendigkeit der Marienverehrung 82


Dritte Woche: Jesus kennen und lieben 84


1. Tag: Die Liebe Christi zu uns: seine Menschwerdung 86


2. Tag: Die Liebe Christi in der Erlösung 89


3. Tag: Die Liebe Christi im allerheiligsten Altarssakrament 92


4. Tag: Erkenntnis Christi 97


5. Tag: Treue zum Taufgelübde 101


6. Tag: Umwandlung in Christus 103


7. Tag: Die Ganzhingabe an Jesus durch Maria 106


Am Weihetag 109


Gebete 112


Das Geheimnis Mariens 126







ANSTELLE EINES VORWORTES:


EINLEITENDE GEDANKEN VOM SEL. JOHANNES PAUL II.


Vor 160 Jahren wurde ein Werk veröffentlicht, das dazu bestimmt war, ein Klassiker der marianischen Spiritualität zu werden. Der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort schrieb zu Beginn des 18. Jahrhunderts den Traktat über die wahre Marienverehrung, aber das Manuskript blieb über ein Jahrhundert lang völlig unbekannt. Als es beinahe zufällig im Jahr 1842 entdeckt und 1843 veröffentlicht wurde, hatte es einen großen Erfolg, weil es sich als ein außerordentlich wirksames Werk in der Verbreitung der »wahren Marienverehrung« erwies. Ich selbst schöpfte in meinen Jugendjahren großen Gewinn aus der Lektüre dieses Buches, denn darin »fand ich die Antwort auf meine Ratlosigkeit«, die auf der Furcht beruhte, dass die Verehrung für Maria und »ihre zu große Verbreitung schließlich den Vorrang der Verehrung, die Christus zukommt, gefährdeten«. Unter der weisen Führung des hl. Ludwig Maria verstand ich, dass, wenn man das Geheimnis Marias in Christus lebt, diese Gefahr nicht besteht. Das mariologische Denken des Heiligen »wurzelt im trinitarischen Geheimnis und in der Wahrheit von der Menschwerdung des Wortes Gottes.«


Auf meinem Bischofswappen... ist der Wahlspruch Totus tuus zu lesen, der sich bekanntlich an der Lehre des hl. Ludwig- Maria Grignion von Montfort inspiriert. Die beiden Worte bringen die vollkommene Zugehörigkeit zu Jesus durch Maria zum Ausdruck: »Tuus totus ego sum, et omnia mea tua sunt«, schreibt der hl. Ludwig Maria. Und er übersetzt: »Mein Jesus, ich bin ganz dein, und alles, was mein ist, ist dein durch Maria, deine heilige Mutter«. Die Lehre dieses Heiligen hat auf die Marienverehrung vieler Gläubigen und auf mein eigenes Leben einen tiefen Einfluß ausgeübt. Es handelt sich um eine gelebte Lehre von bemerkenswerter asketischer und mystischer Tiefe, und sie ist in einem lebendigen, leidenschaftlichen Stil geschrieben, der oft Bilder und Symbole verwendet.







Die Liebe zu Gott durch die Vereinigung mit Jesus Christus ist das Ziel jeder wahren Frömmigkeit, »denn« - so schreibt der hl. Ludwig Maria - »Jesus Christus ist der einzige Lehrer, der uns lehren soll; der einzige Herr, von dem wir abhängen sollen; das einzige Haupt, mit dem wir verbunden sein sollen; das einzige Vorbild, dem wir nacheifern sollen; der einzige Arzt, der uns heilen soll; der einzige Hirt, der uns Nahrung geben soll; der einzige Weg, der uns führen soll; die einzige Wahrheit, die wir glauben sollen; das einzige Leben, das uns erfüllen soll. Er ist das Ein und Alles, das uns genügen soll« .


Die Verehrung der Jungfrau Maria ist ein bevorzugtes Mittel, »dass wir Christus vollkommen finden, ihn von ganzem Herzen lieben und ihm in Treue dienen«... Marias völlige Bezogenheit auf Christus und in Ihm auf die Heiligste Dreifaltigkeit kommt vor al-lem in den Worten zum Ausdruck: »Jedesmal, wenn du an Maria denkst, denkt sie für dich an Gott. Jedesmal, wenn du Maria lobst und ehrst, lobt und ehrt sie für dich den Herrn. Maria ist ganz auf Gott bezogen, und ich nenne sie gern die reine Gottesbeziehung, die nicht existiert, wenn nicht in Beziehung zu Gott; oder das Echo Gottes, das nichts anderes sagt und wiederholt als Gott. Wenn du >Maria< sagst, sagt sie >Gott<. Elisabet lobte Maria und nannte sie selig, weil Maria geglaubt hatte. Maria, das treue Echo Gottes, antwortete: >Meine Seele preist die Größe des Herrn< (Lk 1,46). Was Maria bei dieser Gelegenheit getan hat, tut sie immer. Wenn man sie lobt, liebt, ehrt oder ihr etwas schenkt, wird Gott gelobt, wird Gott geliebt, wird Gott geehrt und wird Gott gegeben: durch Maria und in Maria«.


Unsere ganze Vollkommenheit besteht darin« - schreibt der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort -, »Christus ähnlich, mit ihm vereint und ihm geweiht zu sein. Ohne Zweifel ist deshalb die vollkommenste Frömmigkeit diejenige, die uns am meisten Jesus Christus gleich werden läßt, mit ihm vereint und ihm weiht. Da nun aber Maria von allen Geschöpfen Christus am ähnlichsten ist, so folgt daraus, dass die Verehrung Marias, der Mutter Christi, uns am meisten ihm gleich werden läßt und ihm weiht. Je mehr wir also Maria geweiht sind, desto mehr sind wir auch Christus geweiht« . Indem er sich an Jesus wendet, bringt Ludwig Maria zum Ausdruck, wie einzigartig die vereinigung zwischen dem Sohn und der Mutter ist: »Sie ist durch die Gnade so in dich verwandelt, dass sie nicht mehr selber lebt, nicht selber ist. Du allein, mein Jesus, lebst und herrschst in ihr ... Wüßten die Christen, welche Liebe und Ehre du in diesem wunderbaren Geschöpf empfängst . Maria ist mit dir so tief verbunden . Denn sie liebt dich glühender und ehrt dich vollkommener als alle anderen Geschöpfe zusammen«


Eine der schönsten Aussagen der Spiritualität des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort bezieht sich auf die Identifizierung des Gläubigen mit Maria in ihrer Liebe zu Jesus und ihrem Dienst für Jesus..: »Glücklich der Mensch, der ganz vom Geist Marias ge-leitet und bewohnt ist! Der Geist Marias ist mild und stark, eifrig und klug, demütig und mutig, rein und fruchtbar!«. Die mystische Identifizierung mit Maria ist ganz auf Jesus ausgerichtet, wie es in folgendem Gebet heißt: »Meine Mutter, gib mir deinen Geist, dass ich Jesus Christus und seinen Willen erkenne wie du; gib mir deine Seele, dass ich den Herrn lobpreise; gib mir dein Herz, dass ich Gott von ganzem Herzen liebe wie du«.


(Auszüge aus dem Apostolischen Schreiben „Durch die Verehrung der Jungfrau Maria Christus von ganzem Herzen lieben“, 8. Dezember 2003) 







Die Weihe an Maria


nach dem heiligen Ludwig Maria von Montfort


Vorbereitung auf die Weihe


Der heilige Ludwig Maria von Montfort forderte eine dreiunddreißigtägige Vorbereitung auf die Weihe an Maria. Diese Vorbereitung ist jedoch mit der Erfüllung der Alltagspflichten durchaus vereinbar. Er schreibt:


»Seelen, die sich dieser Form der Marienverehrung anschließen wollen, sollen zwölf Tage darauf verwenden, sich vom Geiste dieser Welt freizumachen, da er dem Geiste Jesu Christi entgegengesetzt ist. Dann sollen sie drei Wochen darauf verwenden, sich durch die Gottesmutter mit Jesus Christus zu erfüllen. Während der ersten Woche sollen sie um Selbsterkenntnis beten ...; während der zweiten um die Erkenntnis der Stellung Marias...; während der dritten um die Erkenntnis Jesu Christi«


Zur Vorbereitung auf die Weihe geben wir nach den Angaben des Heiligen Hinweise für die geistliche Lesung und Betrachtung jeden Tages. Aus der Lesung und Betrachtung ergibt sich die besondere Aufgabe der Gewissenserforschung und Tugendübung für jeden Tag.


Während der ganzen Zeit soll man, wenn immer möglich, täglich Folgendes tun.


1. Treu und andächtig die vorgeschriebenen Gebete verrichten.


2. Aufmerksam die empfohlenen Abschnitte lesen und die darin enthaltenen Wahrheiten zum Gegenstand liebevoller Betrachtung machen.


Das tägliche betrachtende Gebet (von 10-30 Minuten) ist notwendig; nur durch aufrichtiges Bemühen können wir mit der Gnade Gottes zu einem wirklichen Fortschritt kommen. Am besten wird man am Abend die angegebenen Abschnitte lesen und dann am Morgen über die darin enthaltenen Wahrheiten und Geheimnisse betend betrachten. Die Betrachtung schließe man immer mit einem liebenden Zwiegespräch mit Jesus und Maria und einem festen Entschluss.


3. Eifrig eine oder mehrere Tugenden üben und auch darüber bei der Gewissenserforschung sich Rechenschaft geben.


4. Die heilige Messe besuchen und die heilige Kommunion empfangen. Wer dies nicht wirklich tun kann, tue es wenigstens auf geistige Weise durch das Verlangen danach, um so mit Maria in innigster Vereinigung mit Jesus zu leben.


Von dieser Vorbereitung hängt die Aufrichtigkeit und das Verständnis unserer Weihe ab und damit auch ihr Einfluss auf unser Leben.


Zitat vom Diener Gottes Frank Duff, dem Gründer der Legion Mariens:


»Die feurigen Worte des hl. Ludwig Maria erheben Unsere Liebe Frau aus der Ebene der reinen Glaubenslehre und machen sie zu einer wirklichen Person, zu unserer Mutter, die sich innig um unser Leben sorgt und für uns ganz und gar unerlässlich ist, zu unserer Königin und Führerin, wo schon der bloße Gedanke an sie genügt, um unseren Mut zu entfachen und uns anzufeuern, das Unmögliche zu wagen.« (Victory through Mary, 39)


Erster Zeitabschnitt


Zwölf Tage lang machen wir uns frei vom Geist der Welt


»Der Geist der Welt ist dem Geist Jesu Christi entgegengesetzt«, sagt der Heilige von Montfort. »Wir dürfen den falschen Grundsätzen der Welt nicht folgen; wir dürfen nicht denken, reden und handeln wie die Weltmenschen ... Diese Loslösung vom Geist der Welt ist viel wichtiger, als man annimmt.«


Gehen wir darum ans Werk und verwenden wir diese zwölf Tage, um unsere Seele von allen Gedanken, Worten und Handlungen, die den Geist der Welt atmen, freizumachen.


Tagesordnung für die ersten zwölf Tage


Tägliche Gebete:


»Komm, Schöpfer Geist« (S. 113).


»Meerstern, ich dich grüße« (S. 109).


Geistliche Übungen:


Betrachtung und Gewissenserforschung über den Geist der Welt. Tugendübungen: Selbstverleugnung, Liebe zur Armut, Verborgenheit, Demut, Reinheit, Wahrhaftigkeit und Gehorsam.


Gebet vor der Betrachtung in den ersten zwölf Tagen


O Maria, unbefleckte Braut des Heiligen Geistes, Mutter Jesu und meine Mutter, meine Herrin und Königin! Dir will ich mich ganz hingeben, durch dich ganz Jesus gehören. Erflehe mir Licht und Kraft vom Heiligen Geist und reinige mich vom Geist der Welt.


Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe.


1- Tag


Der Weg der christlichen Vollkommenheit


Wir schauen im Geist unseren Herrn und Heiland Jesus Christus. Er fordert uns auf zur Ganzhingabe an ihn durch die Hände seiner heiligsten Mutter; denn das ist der sicherste und schönste Weg, um ein echter Jünger Jesu Christi zu werden.


Jesus an seine Jünger: »Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen« (Mt 16, 24-27).


Betrachtung:


Die ganze christliche Vollkommenheit besteht wahrhaftig darin: Im festen Willen, heilig zu werden: Wer mein Jünger sein will. in der Bekehrung: der verleugne sich selbst.


in der Abtötung: er nehme sein Kreuz auf sich.


im Handeln: und folge mir nach.


Wer mein Jünger sein will


Wer mein Jünger sein will. , das heißt: jemand, der den aufrichtigen Willen hat, einen absoluten Willen, welcher sich nicht aus der Natur, aus der Tradition, aus der Eigenliebe, aus menschlichem Interesse oder menschlicher Rücksicht herleitet, sondern aus einer wirksamen Gnade des Heiligen Geistes, die nicht allen gegeben ist: »Nicht allen ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen« (Mt. 13,11; Mk 4,11). [KL]







Auf der Ebene der wirklichen Erfahrung ist die Erkenntnis des Geheimnisses des Kreuzes nur wenigen gegeben. Wer Kalvaria ersteigen und sich inmitten der eigenen Leute mit Christus ans Kreuz nageln lassen will, muss mutig sein, muss ein Held sein, muss ein entschlossener Mensch und ein Mann des Glaubens sein. Er muss Welt und Hölle gering achten und sich nicht um den eigenen Leib und den eigenen Willen kümmern. Er muss vielmehr bereit sein, alles zu verlassen, sich vollkommen für Jesus Christus einzusetzen und für ihn zu leiden. lKL


Seid euch bewusst, meine lieben Freunde des Kreuzes, dass jene unter euch, denen diese Entschlossenheit abgeht, nur mit einem Fuße voranschreiten, nur mit einem Flügel fliegen. Sie sind nicht wert, eurer Gemeinschaft anzugehören, weil sie den Namen eines Kreuzesfreundes nicht verdienen. Denn das Kreuz muss man wie Jesus Christus großmütig und willigen Herzens lieben. Ein einziges halbes Wollen genügt schon, um wie ein räudiges Schaf die ganze Herde anzustecken. Und hat sich ein solcher durch die verruchte Pforte der Welt schon in euren Schafstall eingeschlichen, dann soll man ihn im Namen des gekreuzigten Christus hinausjagen wie einen Wolf, der unter die Schafe geraten ist.


Wer mein Jünger sein will..., der spreche mit Christus: Seht, ich habe mich so sehr verdemütigt und entäußert, dass ich ein Wurm bin und kein Mensch (PS 22,7). Ich bin in die Welt gekommen, um das Kreuz zu umarmen: »Ja, ich komme« (PS 40,8); Hebr 10,7). Ich pflanzte es tief in meinem Herzen ein, (Ps 40,9) um es zu lieben von Jugend auf (8, Weish 2) um es mein ganzes Leben lang zu suchen: »Ich bin sehr bedrückt, solange es noch nicht vollzogen ist!« (Lk 12,50) um es mit Freude zu tragen und es allen Wonnen des Himmels und der Erde vorzuziehen: »Er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen« (Hebr 12,2). Schließlich war ich erst dann glücklich, als ich in seiner erhabenen Umarmung sterben konnte. lKL







Der verleugne sich selbst


Wenn mir also jemand auf dem Weg der Entäußerung und Kreuzigung nachfolgen will, dann darf er sich so wie ich nur der Armut rühmen, der Verdemütigung und des Leidens, die in meinem Kreuz eingeschlossen sind: Er verleugne sich selbst. Fern bleiben müssen der Gemeinschaft der Freunde des Kreuzes alle, die schlau sind in den Augen der Welt, die arroganten intellektuellen und alle die Anmaßenden, die sich zur Schau tragen und sich in ihren Meinungen und Talenten aufblähen! Fern von euch seien die eitlen Großsprecher, die so viel Lärm machen um nichts! Fern seien, die auf ihre Frömmigkeit stolz sind und überall nur das ich des stolzen Luzifers vor sich hertragen: »ich bin nicht wie die anderen Menschen!« (LK 18,11) Sie können keinen Vorwurf ertragen, ohne sich rechtfertigen zu müssen, auch keine Beleidigung, ohne sich zu verteidigen, noch können sie eine Demütigung hinnehmen, ohne sich zu rächen! Hütet euch davor, in eure Gemeinschaft verdorbene und wollüstige Menschen aufzunehmen, die vor jedem Mückenstich Angst haben, die beim geringsten Schmerz klagen und jammern, lKL1 die sich niemals Bußwerke auferlegt haben und die genug durchtrieben sind, ihre Zimperlichkeit und ihren Mangel an Abtötung unter ihren Modeandachten zu verbergen.


Er nehme sein Kreuz auf sich


»Er nehme sein Kreuz auf sich« -Wie selten ist ein Mensch, der sein Kreuz auf sich nimmt! Die ganze Welt wiegt seinen Wert nicht auf. Mit Freuden soll er es empfangen, mit Eifer es umfangen und voll Mut es auf seinen Schultern tragen - aber sein Kreuz und nicht das Kreuz eines andern. Sein Kreuz, das ich in meiner Weisheit ihm nach Zahl, Gewicht und Maß zugerichtet habe, dem ich mit eigener Hand und mit peinlichster Genauigkeit seine vier Eigenschaften verliehen habe, nämlich Stärke, Länge, Breite und Tiefe. Sein Kreuz, das ich ihm aus wohlwollender Liebe aus einem Teil jenes Kreuzes herausgeschnitten habe, das ich auf Golgota trug. Sein Kreuz, das das größte Geschenk ist, welches ich meinen Auserwählten auf Erden machen kann. Die Stärke dieses Kreuzes sind die materiellen







Verluste, Demütigungen, Schmerzen, Krankheiten und seelischen Leiden, die meine Vorsehung ihm täglich bis zu seinem Tode zustoßen lässt. Die Länge, das ist die Dauer von Tagen oder Monaten, während deren er von Verleumdung niedergedrückt, auf ein Krankenlager gestreckt, auf Almosen angewiesen, von Versuchungen, Trockenheit, innerer Verlassenheit und anderen seelischen Leiden bedrängt ist. Die Breite besteht aus all dem Harten und Bitteren, das er von seinen Freunden, Hausgenossen und Verwandten erfährt. Die Tiefe aber liegt in jenen verborgenen Leiden, mit denen ich ihn heimsuchen werde, ohne dass er in den Geschöpfen Trost finden kann. Ja, auf meinen Befehl werden die Geschöpfe ihm den Rücken kehren und sich mit mir vereinen, um ihm Leiden zu bereiten.


Er soll es tragen; er soll es nicht nachschleppen, nicht abschütteln, nicht wegwerfen und nicht verbergen, sondern er soll es aufrecht und offen tragen, ohne Ungeduld und Übellaunigkeit, ohne Furcht und vorsätzliche Auflehnung, ohne es teilen zu wollen, ohne sich zu schonen, ohne Scheu und Menschenfurcht. Er soll es vor sich hertragen und wie der heilige Paulus sagen: »Fern sei es von mir, mich eines anderen zu rühmen als im Kreuze meines Meisters Jesus Christus!« Wie Jesus soll er es auf den Schultern tragen, damit dieses Kreuz ihm zu einer Waffe der Eroberung und zu einem königlichen Zepter werde. Und schließlich soll er es aus Liebe in seinem Herzen tragen, damit es dort zu einem brennenden Dornbusch werde, der Tag und Nacht von reiner Gottesliebe brennt, ohne sich zu verzehren. (Ex 3,2) 






Mein Gott, ich Dein treuloses, sündiges Kind, erneuere und bekräftige vor Dir und dem ganzen Himmlischen Hof mein Taufgelübde und lege es durch die Siegreiche Königin der Welt in Deine Hände.


Glorwürdge Königin

1) Glorwürd'ge Königin, Himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o heilige Mittlerin Du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

2) Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn,
über die Himmel weit leuchtender Stern.
Wende, o weiseste Führerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

3) Pforte der Seligkeit, strahlender Schild,
Schutzwehr der Christenheit, furchtbar und mild.
Wende, o mächtige Schützerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

4) Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
wenn uns die Hölle droht, fürchten wir nichts,
wendest du, führend zur seligen Ruh,
deine barmherzigen Augen uns zu.



Ich widersage dem satan seinen Versuchungen, seiner Pracht, möge er auch zu jeder Zeit und noch so schlau mir nahen. Ich opfere mich durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem Heiligsten Herzen Jesu auf. Damit ich auch fähig werde, dies zu vollzuziehen, wähle ich die Muttergottes zu meiner Mutter und Königin.

 

Wende, o heilige Mittlerin Du, 

Deine barmherzigen Augen uns zu.


Kraft dieser inneren Beziehung zu Ihr, will ich Ihr gehorchen. Mein Jesus, meine Mutter alles übergebe ich Euch, damit Ihr über mich verfügen möget. 

Meine Himmlische Mutter und Königin opfere Du bitte meine Gebete und Opfer der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf. 

Ich schenke dir meinen Leib und meine Seele, alle meine äußeren und inneren Güter, den Wert meiner guten Werke, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und in der Zukunft. 

Meine Himmlische Mutter in meiner Schwachheit bitte ich Dich, mittels Deiner Gnade mir zu helfen, dass ich alles aus Liebe verrichte und meine täglichen Kreuze in Liebe geduldig trage.

Alles will ich dem Willen Gottes gemäß in Liebe tun, was gleichfalls auch der Wunsch Deines Unbefleckten Herzens ist.


2. Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn, 

über die Himmel weit leuchtender Stern.


Um dies alles verwirklichen zu können, bitte ich um die Gnade Gottes und die Fürbitte der Allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders die der Heiligen unserer Heimat und um die Hilfe der Heiligen Engel.

Amen.

Siegreiche Königin der Welt, Königin der Barmherzigkeit, bitte für uns!


Wende, o weiseste Führerin du, 

deine barmherzigen Augen uns zu.


Überflute die ganze Menschheit mit den Gnadenwirken Deiner Liebesflamme jetzt und in der Stunde unseres Todes. 

Amen.






2 Tag


Die beiden Parteien


Zwei Heerlager stehen einander gegenüber; für eines von ihnen müssen wir uns entscheiden. Wollen wir auf der Seite Christi oder auf der Seite Satans stehen?


Jesus spricht: »Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.« (Mt 6,24).


»Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut« (Mt 12,30).


Der heilige Paulus über die beiden Heerlager: »Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Mißgunst, Trink- und Essgelage und ähnliches mehr. Ich wiederhole, was ich euch schon früher gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben.


Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung; dem allem widerspricht das Gesetz nicht. Alle, die zu Christus Jesus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschäften und Begierden gekreuzigt« (Gal 5,19-24).


Betrachtung:


Die beiden Parteien


Seht, meine lieben Mitbrüder, das sind die beiden Parteien, die täglich in Erscheinung treten: die Partei Jesu Christi und die Partei der Welt.


Die Partei unseres guten Heilands erklimmt den schmalen Weg zur Rechten, den die Schlechtigkeit der Welt mehr denn je eingeengt hat. Der Herr schreitet nackten Fußes voran, das Haupt







mit Dornen gekrönt, den Leib voller Wunden, beladen mit einem schweren Kreuz. Nur eine Handvoll Menschen folgt ihm, aber es sind die Tapfersten. Denn im Trubel der Welt vernimmt man seine leise Stimme nicht, oder man hat nicht den Mut, ihm in die Armut, die Schmerzen, Verdemütigungen und anderen Leiden zu folgen, die man in seinem Dienst das ganze Leben lang ertragen muss.


Zur Linken ist die Partei der Welt und des Teufels, die viel zahlreicher und in ihrer Erscheinung viel großartiger und glänzender ist. Die ganze vornehme Welt läuft ihr nach, und es herrscht ein Gedränge trotz der breiten Wege, die von den Menschenmassen ausgetretener sind als je.


Die Wege sind mit Blumen bestreut, mit Freuden und Kurzweil gesäumt, mit Gold und Silber gepflastert. (Gen 3,4)


Die Jünger Christi


Die kleine Herde, die Jesus Christus zur Rechten folgt, spricht nur von Tränen, Bußübungen, Gebeten und Weltverachtung. Immer wieder hört man die Worte, die sie unter Tränen wiederholen: »Lasst uns leiden, weinen, fasten und beten, uns verbergen, verdemütigen, entäußern und abtöten; denn wer nicht den Geist Jesu Christi, den Geist des Kreuzes besitzt, der gehört dem Heiland nicht an. Die Jesus Christus gehören, haben ihr Fleisch mit seiner Begierlichkeit gekreuzigt. Wer dem Bilde Jesu nicht gleichförmig ist, der ist verloren. Nur Mut«, so rufen sie einander zu, »nur Mut; wenn Gott für uns, in uns und vor uns ist, wer ist gegen uns? Der in uns lebt, ist größer als der in der Welt lebt; der Diener ist nicht über dem Meister. Ein wenig kurzer Trübsal bringt uns ewige Herrlichkeit. Nur wer mutig ist und Gewalt anwendet, reißt das Himmelreich an sich. Nur der wird dort gekrönt, der den guten Kampf gekämpft hat im Geiste des Evangeliums, und nicht, weil es die Mode so wollte. Lasst uns darum kraftvoll kämpfen, lasst uns hurtig laufen, damit wir ans Ziel kommen, damit wir die Krone erringen.« Mit diesen und anderen göttlichen Worten ermutigen die Kreuzesfreunde sich gegenseitig.


Die Weltmenschen


Die Weltkinder hingegen ermuntern einander, in ihrer gewissenlosen Bosheit zu verharren, und rufen täglich: »Leben, Leben, Friede, Friede, Freude, Freude! Lasst uns essen, trinken, singen, tanzen, spielen! Gott ist gut, Gott hat uns nicht erschaffen, um uns zu verdammen, Gott verbietet nicht, vergnügt zu sein. Dafür werden wir nicht verdammt; nur keine Skrupel, ihr werdet nicht sterben!« 




Mein Gott, ich Dein treuloses, sündiges Kind, erneuere und bekräftige vor Dir und dem ganzen Himmlischen Hof mein Taufgelübde und lege es durch die Siegreiche Königin der Welt in Deine Hände.


Glorwürdge Königin

1) Glorwürd'ge Königin, Himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o heilige Mittlerin Du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

2) Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn,
über die Himmel weit leuchtender Stern.
Wende, o weiseste Führerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

3) Pforte der Seligkeit, strahlender Schild,
Schutzwehr der Christenheit, furchtbar und mild.
Wende, o mächtige Schützerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

4) Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
wenn uns die Hölle droht, fürchten wir nichts,
wendest du, führend zur seligen Ruh,
deine barmherzigen Augen uns zu.



Ich widersage dem satan seinen Versuchungen, seiner Pracht, möge er auch zu jeder Zeit und noch so schlau mir nahen. Ich opfere mich durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem Heiligsten Herzen Jesu auf. Damit ich auch fähig werde, dies zu vollzuziehen, wähle ich die Muttergottes zu meiner Mutter und Königin.

 

Wende, o heilige Mittlerin Du, 

Deine barmherzigen Augen uns zu.


Kraft dieser inneren Beziehung zu Ihr, will ich Ihr gehorchen. Mein Jesus, meine Mutter alles übergebe ich Euch, damit Ihr über mich verfügen möget. 

Meine Himmlische Mutter und Königin opfere Du bitte meine Gebete und Opfer der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf. 

Ich schenke dir meinen Leib und meine Seele, alle meine äußeren und inneren Güter, den Wert meiner guten Werke, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und in der Zukunft. 

Meine Himmlische Mutter in meiner Schwachheit bitte ich Dich, mittels Deiner Gnade mir zu helfen, dass ich alles aus Liebe verrichte und meine täglichen Kreuze in Liebe geduldig trage.

Alles will ich dem Willen Gottes gemäß in Liebe tun, was gleichfalls auch der Wunsch Deines Unbefleckten Herzens ist.


2. Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn, 

über die Himmel weit leuchtender Stern.


Um dies alles verwirklichen zu können, bitte ich um die Gnade Gottes und die Fürbitte der Allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders die der Heiligen unserer Heimat und um die Hilfe der Heiligen Engel.

Amen.

Siegreiche Königin der Welt, Königin der Barmherzigkeit, bitte für uns!


Wende, o weiseste Führerin du, 

deine barmherzigen Augen uns zu.


Überflute die ganze Menschheit mit den Gnadenwirken Deiner Liebesflamme jetzt und in der Stunde unseres Todes. 

Amen.








3. Tag


Geld und Besitz


Das Streben der Welt geht vor allem nach Geld und Besitz. Sie wähnt, man könne damit das Glück erkaufen. Der Jünger Christi weiß zwar, dass auch die irdischen Güter eine Gabe Gottes sind: doch kennt er auch ihren Trug und ihre Vergänglichkeit. Er weiß um das Herrenwort: »Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!« (Mk 10,23).


Jesus drängt zur Entscheidung: »Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. ...


Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wieviel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.« (Mt 6,19-21; 25-33)







Betrachtung:


Allseitige Abtötung


Die Weisheit, so heißt es in der Heiligen Schrift, findet sich nicht bei denen, die ein bequemes Leben führen, in Wohlstand leben, die ihren Leidenschaften und ihren Sinnen jedes Verlangen erfüllen. »Denn wer nach dem Fleische wandelt, der kann Gott nicht gefallen; die Klugheit des Fleisches ist Gott feind.« (Röm 8,8)


Alle jene, die Christus, der menschgewordenen Weisheit gehören, kreuzigen ihr Fleisch mit seinen Begierden und tragen stets die Abtötung Jesu in ihrem Leibe. Um daher die menschgewordene Weisheit, Jesus Christus, zu besitzen, müssen wir Abtötung üben und der Welt und uns selbst entsagen.


Soll die Weisheit sich jemandem mitteilen, dann will sie keine halbe Abtötung, kein Entsagen für wenige Tage, sondern eine allseitige und ständige Abtötung, die zugleich mutig und maßvoll ist.


Entsagung


Um die Weisheit zu erlangen, müssen wir erstens den Gütern dieser Welt entsagen; entweder tatsächlich, wie es die Apostel, die Jünger und die ersten Christen taten und wie es noch heute die Ordensleute tun; das geht am schnellsten. ist am besten und ist auch das sicherste Mittel, um die Weisheit zu erlangen; oder wir müssen wenigstens unser Herz von den Gütern lösen, sie besitzen, als besäßen wir sie nicht; wir dürfen keineswegs zu sehr auf ihren Erwerb erpicht sein, uns keine Sorgen machen um ihre Bewahrung und uns nicht beklagen, noch ungeduldig werden, wenn wir sie verlieren. Das ist freilich sehr schwer durchzuführen.


Keine Zugeständnisse an den Weltgeist


Man muss es unterlassen, sich äußerlich den falschen Maximen der Welt Glauben zu schenken und ihnen zu folgen. Man darf nicht denken wie die Menschen der Welt, nicht sprechen wie sie und sich nicht wie sie verhalten. Ihre Lehre ist der Lehre der inkarnierten Weisheit so entgegengesetzt wie die Finsternis dem Licht und wie der Tod dem Leben. Prüft genau ihre Gefühle und Worte, denn sie denken und reden schlecht selbst von den größten Wahrheiten. Zwar lügen sie sie nicht offen, doch sie maskieren die Lüge durch den Anschein der Wahrheit. Gewöhnlich lehren sie nicht unver-schämt direkt die Sünde, jedoch stellen sie sie als eine Tugend dar, als etwas Liebenswürdiges, als etwas Gleichgültiges und etwas, das keine Konsequenzen hat. In dieser wendigen Geschicklichkeit, die Welt vom Dämon erlernt hat, um die Hässlichkeit der Sünde und Verführung umzuwandeln, liegt das Böse, von dem der hl. Johannes spricht: »Die ganze Welt steht unter der Macht des Bösen« (1 Joh 5,19) heut mehr denn je. lKL1 




Mein Gott, ich Dein treuloses, sündiges Kind, erneuere und bekräftige vor Dir und dem ganzen Himmlischen Hof mein Taufgelübde und lege es durch die Siegreiche Königin der Welt in Deine Hände.


Glorwürdge Königin

1) Glorwürd'ge Königin, Himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o heilige Mittlerin Du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

2) Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn,
über die Himmel weit leuchtender Stern.
Wende, o weiseste Führerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

3) Pforte der Seligkeit, strahlender Schild,
Schutzwehr der Christenheit, furchtbar und mild.
Wende, o mächtige Schützerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

4) Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
wenn uns die Hölle droht, fürchten wir nichts,
wendest du, führend zur seligen Ruh,
deine barmherzigen Augen uns zu.



Ich widersage dem satan seinen Versuchungen, seiner Pracht, möge er auch zu jeder Zeit und noch so schlau mir nahen. Ich opfere mich durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem Heiligsten Herzen Jesu auf. Damit ich auch fähig werde, dies zu vollzuziehen, wähle ich die Muttergottes zu meiner Mutter und Königin.

 

Wende, o heilige Mittlerin Du, 

Deine barmherzigen Augen uns zu.


Kraft dieser inneren Beziehung zu Ihr, will ich Ihr gehorchen. Mein Jesus, meine Mutter alles übergebe ich Euch, damit Ihr über mich verfügen möget. 

Meine Himmlische Mutter und Königin opfere Du bitte meine Gebete und Opfer der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf. 

Ich schenke dir meinen Leib und meine Seele, alle meine äußeren und inneren Güter, den Wert meiner guten Werke, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und in der Zukunft. 

Meine Himmlische Mutter in meiner Schwachheit bitte ich Dich, mittels Deiner Gnade mir zu helfen, dass ich alles aus Liebe verrichte und meine täglichen Kreuze in Liebe geduldig trage.

Alles will ich dem Willen Gottes gemäß in Liebe tun, was gleichfalls auch der Wunsch Deines Unbefleckten Herzens ist.


2. Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn, 

über die Himmel weit leuchtender Stern.


Um dies alles verwirklichen zu können, bitte ich um die Gnade Gottes und die Fürbitte der Allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders die der Heiligen unserer Heimat und um die Hilfe der Heiligen Engel.

Amen.

Siegreiche Königin der Welt, Königin der Barmherzigkeit, bitte für uns!


Wende, o weiseste Führerin du, 

deine barmherzigen Augen uns zu.


Überflute die ganze Menschheit mit den Gnadenwirken Deiner Liebesflamme jetzt und in der Stunde unseres Todes. 

Amen.






4 Tag


Macht und Ruhm


Die Welt giert nach Macht und Ruhm. Sklavisch kriecht sie vor den Machthabern und treibt einen wahren Kult mit den Größen des Tages. Man geht über Leichen, um an die Macht zu kommen, und scheut vor keiner Niedertracht zurück, um flüchtigen Ruhm zu erhaschen. Der Jünger Christi aber weiß, dass der Herr die Mächtigen vom Throne stürzt (Lk 1,52) und dass aller Erdenruhm ein Nichts ist. Denn nur das Ewige gilt.


Jesus warnt uns: »Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden« (Lk 4,7-11).


Betrachtung:


Sehen wir nun das Verhalten der Gotteskinder


1. Sie bleiben daheim bei ihrer Mutter; das heißt, sie lieben die Zurückgezogenheit, sie sind verinnerlicht und obliegen dem Gebet, jedoch nach dem Beispiel und in Gegenwart ihrer Mutter. Marias ganze Herrlichkeit liegt ja im Innern, und ihr ganzes Leben lang hat sie das Gebet und die Zurückgezogenheit geliebt. Wohl treten die Kinder des Lichtes manchmal auch nach außen in der Welt auf; dies geschieht aber aus Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes und ihrer geliebten Mutter. Sie tun es nur, um ihre Standespflichten zu erfüllen. Was immer sie äußerlich Großes leisten mögen, viel wichtiger ist ihnen das Wirken in der eigenen Seele im Verein mit der Gottesmutter; denn dort vollbringen sie das große Werk ihrer Heiligung, neben dem alle anderen Taten nur Kinderspiel sind. Während darum ihre Brüder und Schwestern manchmal mit viel Krafteinsatz, Geschicklichkeit und Erfolg, unter der Anerkennung und dem Beifall der Menge äußere Werke vollbringen, erkennen sie im Licht des Heiligen Geistes, dass es viel ehrenvoller, nützlicher und schöner ist, sich mit ihrem Vorbild Jesus Christus zurückzuziehen, in gänzlicher und vollkommener Unterwerfung unter ihre Mutter. Lieber bleiben sie in der Stille und Verborgenheit, als aus eigener Kraft in der Welt Großes zu wirken, wie Esau und seine Nachkommen. Die Ehre Gottes aber und den wahren Reichtum des Menschen findet man, in Anlehnung an ein Psalmwort, nur im Hause Marias.


O Herr Jesus, wie lieblich sind deine Wohnungen! Der Sperling fand ein Haus, darin er wohnen kann, und die Turteltaube ein Nest, um ihre Jungen darin zu bergen. Wie selig ist doch der Mensch, der im Hause Marias wohnt, wo du zuerst deine Wohnung aufgeschla-gen hast! Ja, in diesem Haus der Auserwählten empfängt er von dir allein seine Hilfe (Ps. 83).


2. Die Auserwählten lieben die heiligste Jungfrau innig und verehren sie wahrhaftig als ihre gute Mutter und Herrin. Sie lieben sie nicht nur in Worten, sondern in Wahrheit; sie ehren sie nicht nur äußerlich, sondern im Innersten ihres Herzens. Wie Jakob vermeiden sie alles, was ihr missfallen könnte, und machen sich mit Eifer an alles, was nach ihrer Auffassung ihnen das Wohlwollen Marias erwirbt. Sie bringen und übergeben ihr anstelle der beiden Zicklein, die Jakob seiner Mutter Rebekka brachte, ihren Leib und ihre Seele und alles, was sie sind und haben. Dies ist versinnbildlicht durch die beiden Zicklein Jakobs. Maria soll sie als ihr Eigentum annehmen und sie der Sünde und sich selbst absterben lassen. Sie soll sie von ihrer Eigenliebe befreien, damit sie ihrem Sohne Jesus gefallen; denn der göttliche Heiland will nur solche Menschen zu Freunden und Jüngern haben, die sich selbst abgestorben sind.



Durch Marias Fürsorge und Fürsprache sollen dieser Leib und diese Seele ganz geläutert von jeder Makel, ganz abgetötet und entäußert zu einer köstlichen Gabe werden, würdig, dem himmlischen Vater dargebracht und von ihm gesegnet zu werden. ist das nicht der Fall bei den auserwählten Seelen, die die von uns gelehrte Ganzhingabe an Jesus Christus durch die Hände Marias schätzen und üben, um Jesus und Maria ihre tatkräftige und mutige Liebe zu beweisen?


3. Die Gotteskinder sind Maria, ihrer guten Mutter, untergeben und gehorsam, nach dem Vorbild Jesu Christi, der von den dreiunddreißig Jahren seines Erdenlebens dreißig dazu verwandte, Gott Vater durch uneingeschränkte und vollkommene Unterwerfung unter seine heiligste Mutter zu verherrlichen. Sie gehorchen ihr und befolgen genau ihre Ratschläge, so wie der junge Jakob, zu dem Rebekka sprach: »Höre genau zu, mein Sohn, was ich dir auftrage« (Gen 27,8) oder wie die Gäste auf der Hochzeit zu Kana, zu denen die Gottesmutter sprach: »Was er euch sagt, das tut!« (Joh 2,5) Jakob empfing als Lohn für den Gehorsam gegenüber seiner Mutter wie durch ein Wunder den Segen, der ihm natürlicherweise nicht zustand. Die Gäste auf der Hochzeit zu Kana, die dem Rat der Gottesmutter folgten, durften dafür das erste Wunder Jesu Christi erleben, der auf die Bitten seiner heiligsten Mutter das Wasser in Wein verwandelte. So werden auch bis zum Ende der Welt alle jene, die den Segen des himmlischen Vaters empfangen und der Wunder Gottes gewürdigt werden, diese Gnaden nur für ihren vollkommenen Gehorsam gegenüber Maria erhalten. Alle Esaus hingegen verlieren ihren Segen, weil sie Maria nicht untertan sind.


4. Die Auserwählten haben großes Vertrauen auf die Güte und Macht der heiligsten Jungfrau, ihrer guten Mutter. Ohne Unterlass rufen sie ihre Hilfe an; sie sehen auf zu ihr wie zu ihrem Leitstern, der sie heil in den Hafen führt. Mit der größten Offenherzigkeit enthüllen sie ihr ihre Nöten und Schwierigkeiten; sie klammern sich an ihre barmherzige und süße Mutter, um durch deren Fürsprache die Verzeihung ihrer Sünden zu erlangen und in ihren Nöten und Unannehmlichkeiten Marias mütterliche Milde zu erfahren. Ja, auf eine wunderbare Weise versenken, verbergen und verlieren sie sich sogar in dem jungfräulichen Schoß ihrer Liebe, um darin auch vom kleinsten Makel gereinigt zu werden und die Fülle Jesu Christi zu finden, der in Maria seinen herrlichsten Thron aufgeschlagen hat. Welche Seligkeit! Wie hat doch Abt Guerrikus gesagt: »Glaube nicht, es sei ein größeres Glück, im Schoße Abrahams zu wohnen, als im Schoße Marias, in der der Herr selber thront.«


Die Kinder dieser Welt hingegen vertrauen nur auf sich selbst. Sie lieben nur die sichtbaren und äußeren Dinge, und so wissen sie die mütterliche Milde und Güte Marias nicht zu schätzen. Sie wissen nichts von dem sicheren Halt, den Maria gibt, und dem festen Vertrauen, das die Auserwählten für ihre gute Mutter empfinden. In ihrem Elend lieben sie noch den Hunger nach äußeren Dingen, wie der heilige Gregor sagt, weil sie die Süßigkeit nicht verkosten wollen, die man nur im Innern und in den Herzen Jesu und Marias findet.


5. Die Kinder des Lichtes sind es, die in Marias, ihrer guten Mutter, Spuren wandeln, das heißt, sie nachahmen. Die Kinder des Lichtes wandeln schließlich in den Spuren Marias. Und darin sind diese Frommen wahrhaft glücklich und tragen das untrügliche Zeichen der Auserwähltheit, wie ihnen ihre gute Mutter sagt: »Wohl dem, er auch meine Wege achtet!« Das heißt: Selig sind, die meine Tugenden üben, die mit göttlicher Hilfe und Gnade auf den Spuren meines Lebens wandeln. Selig sind sie während ihres Erdenlebens, weil ich ihnen aus meiner Fülle überströmende Gnaden und Tröstungen mitteile, viel mehr als den andern, die mir nicht so treu nachfolgen. Selig sind sie in ihrem Tod, der sanft und friedlich ist und bei dem ich meist selbst anwesend bin, um sie zu den ewigen Freuden zu führen. Und selig sind sie in der Ewigkeit, denn keiner meiner treuen Diener, der im Leben meine Tugenden nachgeahmt hat, ist je verlorengegangen.


Die Kinder der Finsternis hingegen sind unglücklich während ihres Lebens, in ihrem Sterben und in der Ewigkeit, weil sie den Tugenden der Gottesmutter nicht nacheifern. Hie und da sind sie zwar Mitglieder marianischer Vereine, verrichten ein paar Gebete oder äußere Andachtsübungen; aber dabei bleibt es auch.




Mein Gott, ich Dein treuloses, sündiges Kind, erneuere und bekräftige vor Dir und dem ganzen Himmlischen Hof mein Taufgelübde und lege es durch die Siegreiche Königin der Welt in Deine Hände.


Glorwürdge Königin

1) Glorwürd'ge Königin, Himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o heilige Mittlerin Du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

2) Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn,
über die Himmel weit leuchtender Stern.
Wende, o weiseste Führerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

3) Pforte der Seligkeit, strahlender Schild,
Schutzwehr der Christenheit, furchtbar und mild.
Wende, o mächtige Schützerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

4) Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
wenn uns die Hölle droht, fürchten wir nichts,
wendest du, führend zur seligen Ruh,
deine barmherzigen Augen uns zu.



Ich widersage dem satan seinen Versuchungen, seiner Pracht, möge er auch zu jeder Zeit und noch so schlau mir nahen. Ich opfere mich durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem Heiligsten Herzen Jesu auf. Damit ich auch fähig werde, dies zu vollzuziehen, wähle ich die Muttergottes zu meiner Mutter und Königin.

 

Wende, o heilige Mittlerin Du, 

Deine barmherzigen Augen uns zu.


Kraft dieser inneren Beziehung zu Ihr, will ich Ihr gehorchen. Mein Jesus, meine Mutter alles übergebe ich Euch, damit Ihr über mich verfügen möget. 

Meine Himmlische Mutter und Königin opfere Du bitte meine Gebete und Opfer der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf. 

Ich schenke dir meinen Leib und meine Seele, alle meine äußeren und inneren Güter, den Wert meiner guten Werke, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und in der Zukunft. 

Meine Himmlische Mutter in meiner Schwachheit bitte ich Dich, mittels Deiner Gnade mir zu helfen, dass ich alles aus Liebe verrichte und meine täglichen Kreuze in Liebe geduldig trage.

Alles will ich dem Willen Gottes gemäß in Liebe tun, was gleichfalls auch der Wunsch Deines Unbefleckten Herzens ist.


2. Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn, 

über die Himmel weit leuchtender Stern.


Um dies alles verwirklichen zu können, bitte ich um die Gnade Gottes und die Fürbitte der Allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders die der Heiligen unserer Heimat und um die Hilfe der Heiligen Engel.

Amen.

Siegreiche Königin der Welt, Königin der Barmherzigkeit, bitte für uns!


Wende, o weiseste Führerin du, 

deine barmherzigen Augen uns zu.


Überflute die ganze Menschheit mit den Gnadenwirken Deiner Liebesflamme jetzt und in der Stunde unseres Todes. 

Amen.








5 Tag


Erotik


Der Welt heute ist die Sexualität nicht heilig, sondern Mittel zur Lust. Sie will der Verantwortung gegenüber frei sein und ist dabei der Begierde unterworfen. In Bild und und Wort wird das Edelste in den Schmutz gezerrt.


Der Jünger Christi aber weiß, dass alle wahre Liebe von Gott kommt und darum heilig sein muss und rein. »Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen« (Mt 5,8).


Jesu Forderung an uns: »Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt« (Mt 5,27-30).


Jesus über das Leben nach der Auferstehung (zu deren Leugnern): »Ihr irrt euch; ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes. Denn nach der Auferstehung werden die Menschen nicht mehr heiraten, sondern sein wie die Engel im Himmel« (Mt 22,29-30).


Betrachtung:


Es ist schwer für uns, die von Gott erhaltenen Gnadenschätze zu bewahren. Bei unserer Schwachheit und Gebrechlichkeit ist es sehr schwer für uns, die Gnaden und Gaben, die wir von Gott erhalten haben, zu bewahren.


1. Wir tragen nämlich diesen Schatz, der mehr wert ist als Himmel und Erde, in zerbrechlichen Gefäßen: in einem verweslichen Leib, in einer schwachen und unbeständigen Seele, die sich von jeder Kleinigkeit verwirren und entmutigen lässt.







2. Die bösen Geister sind schlaue Diebe und trachten ständig danach, uns zu bestehlen und auszuplündern. Tag und Nacht lauern sie auf eine günstige Gelegenheit; unaufhörlich umschwirren sie uns, um uns zu verschlingen und uns in einem Augenblick durch eine Sünde alles zu entreißen, was wir im Laufe von Jahren an Gnaden und Verdiensten erringen konnten. Sie sind so boshaft, so gerissen, so listig und so zahlreich, dass wir ein solches Unglück wirklich sehr fürchten müssen. Sind doch Seelen, die reicher an Gnaden und Tugenden, erfahrener und heiliger waren als wir, überrascht und kläglich bestohlen und ausgeraubt worden. Wie viel Zedern vom Libanon und Sterne vom Himmel hat man j ämmerlich fallen sehen! in kurzer Zeit haben sie all ihre Größe und ihren Glanz verloren. Und woher diese überraschende Wendung? Nicht aus Mangel an Gnade, denn die fehlt niemandem, sondern aus Mangel an Demut. Sie glaubten, ihre Schätze allein bewahren zu können; sie vertrauten und bauten auf sich selbst; sie wähnten ihr Haus sicher genug und ihre Truhen stark genug, um den kostbaren Schatz der Gnade zu bewahren. Und gerade wegen dieser verborgenen Selbstüberschätzung - sie selbst glaubten sich nur auf die Gnade Gottes zu stützen - hat der allgerechte Herr sie sich selbst überlassen, und so wurden sie bestohlen. Wäre ihnen die wunderbare Marienverehrung bekannt gewesen, die ich im Folgenden kundtun werde, dann hätten sie ihren Schatz der mächtigen und getreuen Jungfrau anvertraut, die ihn für sie bewahrt hätte wie ihr eigenes Gut. Maria hätte dies als eine Pflicht der Gerechtigkeit erachtet.


Nur durch Maria können wir in der Gnade verharren


Es ist eine Art von Wunder, wenn ein Mensch fest bleibt inmitten dieses gewaltigen Stromes der Welt, ohne mitgerissen zu werden, fest bleibt inmitten dieses stürmischen Meeres, ohne von den Wogen überflutet oder von räuberischen Piraten ausgeplündert zu werden; fest bleibt, inmitten dieser verseuchten Luft ohne infiziert zu werden. Und wer vermag dieses Wunder zu wirken? Nur Maria, die einzig getreue Jungfrau, an der die Schlange niemals einen Anteil hatte; sie wirkt es für jene, die sich ihr ganz hingeben.





Mein Gott, ich Dein treuloses, sündiges Kind, erneuere und bekräftige vor Dir und dem ganzen Himmlischen Hof mein Taufgelübde und lege es durch die Siegreiche Königin der Welt in Deine Hände.


Glorwürdge Königin

1) Glorwürd'ge Königin, Himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o heilige Mittlerin Du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

2) Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn,
über die Himmel weit leuchtender Stern.
Wende, o weiseste Führerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

3) Pforte der Seligkeit, strahlender Schild,
Schutzwehr der Christenheit, furchtbar und mild.
Wende, o mächtige Schützerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

4) Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
wenn uns die Hölle droht, fürchten wir nichts,
wendest du, führend zur seligen Ruh,
deine barmherzigen Augen uns zu.



Ich widersage dem satan seinen Versuchungen, seiner Pracht, möge er auch zu jeder Zeit und noch so schlau mir nahen. Ich opfere mich durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem Heiligsten Herzen Jesu auf. Damit ich auch fähig werde, dies zu vollzuziehen, wähle ich die Muttergottes zu meiner Mutter und Königin.

 

Wende, o heilige Mittlerin Du, 

Deine barmherzigen Augen uns zu.


Kraft dieser inneren Beziehung zu Ihr, will ich Ihr gehorchen. Mein Jesus, meine Mutter alles übergebe ich Euch, damit Ihr über mich verfügen möget. 

Meine Himmlische Mutter und Königin opfere Du bitte meine Gebete und Opfer der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf. 

Ich schenke dir meinen Leib und meine Seele, alle meine äußeren und inneren Güter, den Wert meiner guten Werke, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und in der Zukunft. 

Meine Himmlische Mutter in meiner Schwachheit bitte ich Dich, mittels Deiner Gnade mir zu helfen, dass ich alles aus Liebe verrichte und meine täglichen Kreuze in Liebe geduldig trage.

Alles will ich dem Willen Gottes gemäß in Liebe tun, was gleichfalls auch der Wunsch Deines Unbefleckten Herzens ist.


2. Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn, 

über die Himmel weit leuchtender Stern.


Um dies alles verwirklichen zu können, bitte ich um die Gnade Gottes und die Fürbitte der Allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders die der Heiligen unserer Heimat und um die Hilfe der Heiligen Engel.

Amen.

Siegreiche Königin der Welt, Königin der Barmherzigkeit, bitte für uns!


Wende, o weiseste Führerin du, 

deine barmherzigen Augen uns zu.


Überflute die ganze Menschheit mit den Gnadenwirken Deiner Liebesflamme jetzt und in der Stunde unseres Todes. 

Amen.







6 Tag


Geistesstolz


Wie fällt die Welt doch auf jeden Trug herein, wenn er nur im Gewand der Wissenschaft erscheint! Man will zu den Gebildeten gehören und maßt sich an, im Namen einer sogenannten Wissenschaft Gottes Offenbarungen lächerlich zu machen.


Der Jünger Christi aber weiß, dass zwischen Glauben und echter Wissenschaft niemals ein Gegensatz bestehen kann; und gläubig beugt er sich in Demut vor den Geheimnissen Gottes.


Paulus über den Geistesstolz: »Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt? Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. ... Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen, und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen.


Seht doch auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott. Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung« (1 Kor 1,20-21; 25-30).


Betrachtung:


Die Notwendigkeit der Marienverehrung wird oft nicht begriffen


Du mein liebster Meister, ist es da nicht verwunderlich und traurig, wenn man sieht, mit welcher Unwissenheit, in welch geistigem Dunkel die Menschen hier auf Erden deiner heiligen Mutter gegenüberstehen? Ich spreche da nicht einmal von den Götzendienern und Heiden, die deine Mutter nicht zu erkennen suchen, weil sie dich ja nicht kennen. Ich spreche auch nicht von den Irrgläubigen, die sich nicht um die Verehrung deiner heiligen Mutter kümmern, weil sie sich von dir und von deiner heiligen Kirche getrennt haben. Nein, ich spreche von den katholischen Christen, sogar von den Lehrern unter den Katholiken, deren Aufgabe es ist, andere in die Wahrheit einzuführen, und die doch dich und deine heilige Mutter überhaupt nicht kennen. Sie haben höchstens eine rein verstandesmäßige, trockene und unfruchtbare Vorstellung von ihr, die sich nicht auf ihr Leben auswirkt. Diese Herren sprechen nur selten von deiner heiligen Mutter und von der Verehrung, die man ihr schuldet, weil sie angeblich fürchten, dass es zu Missbräuchen führt und dass man dir Abbruch tut, wenn man deine heiligste Mutter zu viel ehrt. Wenn sie sehen und hören, wie ein Marienverehrer häufig mit Innigkeit, Kraft und Überzeugung von der Verehrung dieser guten Mutter spricht; wenn er darin ein sicheres, untrügliches Mittel erblickt, einen kurzen Weg ohne Gefahr, einen makellosen Pfad ohne Fehl, ein wundervolles Geheimnis, um dich zu finden und dich vollkommen zu lieben, dann protestieren sie sofort aus vollem Halse. Sie führen tausend falsche Gründe an, um ihm zu beweisen, dass er nicht so viel von der heiligen Jungfrau sprechen dürfe; denn in dieser Andachtsübung gebe es große Missbräuche, die man entschieden ausrotten müsse. Daher solle man lieber von dir sprechen und die Völker nicht zur Verehrung der heiligen Jungfrau aneifern, die sie ohnehin schon genug lieben.


Manchmal kann man diese Herren zwar von der Marienvereh- rung reden hören, aber nicht, um sie zu verbreiten und zu empfehlen, sondern um die Missbräuche auszurotten, die damit getrieben werden. Dabei sind sie selbst ohne Frömmigkeit und ohne innige Verehrung für dich, eben weil sie keine für Maria haben. Den Ma- rienpsalter, das Skapulier, den Rosenkranz betrachten sie als Altweiberandachten, typisch für die Unwissenden, unnötig zur Erlangung des Heiles; und wenn ihnen ein Marienverehrer in die Hände fällt, der seinen Rosenkranz betet oder irgendeine andere mariani- sche Andacht übt, dann werden sie bald dafür sorgen, dass er seine Einstellung und Neigung ändert. Sie werden ihm raten, statt des Rosenkranzes die sieben Bußpsalmen zu beten, und statt der Marien- verehrung werden sie ihm die Verehrung Jesu Christi empfehlen.



O mein liebster Jesus, haben diese Menschen denn wirklich deinen Geist? Machen sie dir Freude, wenn sie so handeln? Kann man dir denn gefallen, wenn man sich nicht bemüht, deiner Mutter zu gefallen? Steht denn die Verehrung deiner heiligen Mutter deiner eigenen Verehrung im Wege? Beansprucht Maria vielleicht die Ehre, die man ihr zollt, für sich selbst? Sondert sie sich etwa von dir ab? ist sie etwa eine Fremde, die mit dir gar keine Verbindung hat? Missfällt man dir etwa, wenn man ihr gefallen will? Trennt oder entfernt man sich vielleicht gar von deiner Liebe, wenn man sich ihr hingibt und sie liebt.


Die überheblichen Marienverehrer


Die überheblichen Marienverehrer sind meist hochmütige Gelehrte, eingebildete Rationalisten, die zwar im Grunde die Gottesmutter ein bisschen verehren; doch bekritteln sie fast alle Formen der Marienverehrung, die das einfache Volk schlicht und fromm seiner guten Mutter erweist. Diese Formen sind nicht nach ihrem Geschmack. Sie ziehen alle Wunder und Erzählungen in Zweifel, die von glaubwürdigen Schriftstellern berichtet oder den Chroniken der Ordenshäuser entnommen sind und die von der Barmherzigkeit und Macht der Gottesmutter Zeugnis ablegen. Sie sehen es nur ungern, wenn einfache und demütige Menschen vor einem Altar oder Bild Marias knien, vielleicht in einem Straßenwinkel, um dort zu Gott zu beten. Sie bezichtigen sie geradezu des Götzendienstes, als beteten sie Holz oder Stein an. Sie erklären, dass sie ihrerseits solch äußere Andachtsübungen nicht mögen und dass sie zu aufgeklärt sind, um all die Legenden und Geschichtchen zu glauben, die man von Maria erzählt. Wenn man ihnen die wunderbaren Lobeserhebungen vorhält, die die heiligen Kirchenväter der Mutter Gottes spenden, dann erwidern sie, die Väter hätten als Prediger übertrieben, oder aber sie deuten deren Worte falsch.


Vor diesen falschen Marienverehrern, vor diesen überheblichen Weltmenschen müssen wir uns wohl hüten, denn sie schaden der Marienverehrung sehr. Unter dem Vorwand, Missbräuche abzustellen, bringen sie die Leute tatsächlich von der Verehrung der Mutter Gottes ab.




Mein Gott, ich Dein treuloses, sündiges Kind, erneuere und bekräftige vor Dir und dem ganzen Himmlischen Hof mein Taufgelübde und lege es durch die Siegreiche Königin der Welt in Deine Hände.


Glorwürdge Königin

1) Glorwürd'ge Königin, Himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o heilige Mittlerin Du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

2) Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn,
über die Himmel weit leuchtender Stern.
Wende, o weiseste Führerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

3) Pforte der Seligkeit, strahlender Schild,
Schutzwehr der Christenheit, furchtbar und mild.
Wende, o mächtige Schützerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

4) Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
wenn uns die Hölle droht, fürchten wir nichts,
wendest du, führend zur seligen Ruh,
deine barmherzigen Augen uns zu.



Ich widersage dem satan seinen Versuchungen, seiner Pracht, möge er auch zu jeder Zeit und noch so schlau mir nahen. Ich opfere mich durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem Heiligsten Herzen Jesu auf. Damit ich auch fähig werde, dies zu vollzuziehen, wähle ich die Muttergottes zu meiner Mutter und Königin.

 

Wende, o heilige Mittlerin Du, 

Deine barmherzigen Augen uns zu.


Kraft dieser inneren Beziehung zu Ihr, will ich Ihr gehorchen. Mein Jesus, meine Mutter alles übergebe ich Euch, damit Ihr über mich verfügen möget. 

Meine Himmlische Mutter und Königin opfere Du bitte meine Gebete und Opfer der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf. 

Ich schenke dir meinen Leib und meine Seele, alle meine äußeren und inneren Güter, den Wert meiner guten Werke, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und in der Zukunft. 

Meine Himmlische Mutter in meiner Schwachheit bitte ich Dich, mittels Deiner Gnade mir zu helfen, dass ich alles aus Liebe verrichte und meine täglichen Kreuze in Liebe geduldig trage.

Alles will ich dem Willen Gottes gemäß in Liebe tun, was gleichfalls auch der Wunsch Deines Unbefleckten Herzens ist.


2. Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn, 

über die Himmel weit leuchtender Stern.


Um dies alles verwirklichen zu können, bitte ich um die Gnade Gottes und die Fürbitte der Allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders die der Heiligen unserer Heimat und um die Hilfe der Heiligen Engel.

Amen.

Siegreiche Königin der Welt, Königin der Barmherzigkeit, bitte für uns!


Wende, o weiseste Führerin du, 

deine barmherzigen Augen uns zu.


Überflute die ganze Menschheit mit den Gnadenwirken Deiner Liebesflamme jetzt und in der Stunde unseres Todes. 

Amen.






7. Tag


Massenmenschentum


Wie geht doch heute alles in der grauen Masse unter! So leicht verrät man seine Überzeugung, um nur nicht aufzufallen. Man plappert jedes Schlagwort nach und folgt den dümmsten Moden, bloß weil es die andern auch so machen.


Das Christentum aber will Persönlichkeiten formen, die den Mut haben, auch gegen den Strom zu schwimmen.


Jesus über die Pharisäer: »Lasst sie, es sind blinde Blindenführer. Und wenn ein Blinder einen Blinden führt, werden beide in eine Grube fallen« (Mt 15,14). - »Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Him-melreich. Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen« (Mt 23,13).


Der Apostel Petrus mahnt zu starker christlicher Haltung mitten in der Welt: »Da Christus im Fleisch gelitten hat, wappnet auch ihr euch mit diesem Gedanken: Wer im Fleisch gelitten hat, für den hat die Sünde ein Ende. Darum richtet euch, solange ihr noch auf Erden lebt, nicht mehr nach den menschlichen Begierden, sondern nach dem Willen Gottes! Denn lange genug habt ihr in der vergangenen Zeit das heidnische Treiben mitgemacht und habt ein ausschweifendes Leben voller Begierden geführt, habt getrunken, geprasst, gezecht und unerlaubten Götzenkult getrieben. Jetzt erregt es ihren Unwillen, und sie lästern, weil ihr euch nicht mehr in diesen Strudel der Leidenschaften hineinreißen lasst. Aber sie werden vor dem Rechenschaft ablegen müssen, der schon bereitsteht, um die Lebenden und die Toten zu richten« (1 Petr 4,1-5).







Betrachtung:


Jedes Kreuz tragen - Der Blick Gottes


Betrachtet den Blick Gottes, der wie ein großer Herrscher von der Höhe eines Turmes seinen Soldaten mit einem Ausdruck der Genugtuung und Anerkennung für sie ihrem Mut zusieht, wie sie sich in das Kampfgetümmel stürzen. Was sieht Gott auf der Welt? Vielleicht die Könige und Herrscher auf ihren Thronen? Häufig blickt er mit Verachtung auf sie. Oder sieht er vielleicht die großen nationalen Siege, oder blickt er auf die Edelsteine, auf Dinge, die in der Wertschätzung der Menschen als groß gelten? »Was die Menschen für großartig halten, ist in den Augen Gottes ein Gräuel« (Lk 16,16). Worüber also freut sich Gott, und worüber will er Nachrichten von den Engeln wie auch von den Dämonen? Siehe, über den Mann, der um der Sache Gottes willen gegen sein Schicksal kämpft, gegen die Welt, gegen die Hölle und sich selbst. Über den Mann, der freudig das eigene Kreuz trägt. [KL]


»Hast du nicht das große Wunder gesehen, das der ganze Himmel bewundernd betrachtet?«, fragt der Herr den Satan. »Hast du auf meinen Knecht Ijob geachtet« (Ijob 2,3), der aus Liebe zu mir leidet? [KL]


Die Hand Gottes


Betrachtet die Hand dieses Gewaltigen. Sie erlaubt jedes natürliche Unglück, das uns trifft, vom größten bis zum kleinsten. Die gleiche Hand, die ein Heer von hunderttausend Mann schlug und zu Boden zwang (2 Kön 19,35), sie lässt jetzt das Blatt vom Baum und das Haar von eurem Haupt fallen. Die Hand, die Ijob so hart schlug, jetzt behandelt sie euch so sanft mit dem kleinen Übel, das sie euch sendet. Es ist die gleiche Hand Gottes, die den Tag und die Nacht, die Sonne und die Finsternis, das Gute und das Böse bildet, und die ganz ohne jegliche Bosheit erlaubt, dass eine sündige Tat euch bedrückt. [KL]


Wenn es dir also widerfahren sollte, wie dem König David (2 Sam 16,5-14), dass du dich einem Schimi gegenübersiehst, der gegen dich Verwünschungen und Steine schleudert, dann denke: »Ich werde mich nicht rächen. Ich lasse das auf sich beruhen, denn der Herr hat ihm befohlen, so zu handeln. Ich weiß, dass ich jede Art von Beschimpfung verdient habe, und Gott bestraft mich gerechterweise. Halte still mein Arm, sei ruhig meine Zunge, kämpfe nicht, schlage nicht zurück und sage kein Wort.« [KL]


Dieser Mann oder diese Frau, die mich beleidigen oder mich schmähen, sind Botschafter der Barmherzigkeit Gottes, die sich auf freundschaftliche Art rächt. Ich werde seine Gerechtigkeit nicht stören, indem ich mir das Recht seiner Rache anmaße, und ich werde die Barmherzigkeit nicht entwerten, indem ich ihren liebevollen Geißelhieben Widerstand entgegensetze mit dem Risiko an die nackte und rohe Gerechtigkeit der Ewigkeit verwiesen zu werden.


Gebt Acht! Mit einer unendlich mächtigen und aufmerksamen Hand schützt euch Gott, während er euch mit der anderen schlägt. Mit einer Hand züchtigt er, mit der anderen belebt er, er schlägt und richtet auf, und seine Arme reichen mit Zartheit und Kraft vom Beginn bis zum Ende eurer Existenz. Mit Zartheit (Weisheit 8,1) denn sie erlaubt nicht, dass ihr über eure Möglichkeiten hinaus versucht und betrübt werdet; mit Kraft, denn sie gewährt euch eine wirksame Gnade, die der Gewalt und der Dauer der Versuchung oder Betrübnis entspricht. Mit Kraft auch, denn er wird euch »zum sicheren Halt angesichts des Abgrundes, der sich vor euch auftut; zur Begleitung auf der Straße, auf der ihr euch verlaufen könntet; zum Schatten in der Hitze, die euch versengt; zum Schutz gegen den Regen, der euch durchnässt und die Kälte, die euch erstarren lässt; zur Ruhe in der Erschöpfung, die euch niederdrückt; zur Hilfe in den Unglücksfällen, die euch widerfahren; zur Stütze auf steilem Pfad und zum Hafen in den Ungewittern, die drohen, euch zerschellen und kentern lassen« (Röm. Brevier, Itinerarium). [KL]




Mein Gott, ich Dein treuloses, sündiges Kind, erneuere und bekräftige vor Dir und dem ganzen Himmlischen Hof mein Taufgelübde und lege es durch die Siegreiche Königin der Welt in Deine Hände.


Glorwürdge Königin

1) Glorwürd'ge Königin, Himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o heilige Mittlerin Du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

2) Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn,
über die Himmel weit leuchtender Stern.
Wende, o weiseste Führerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

3) Pforte der Seligkeit, strahlender Schild,
Schutzwehr der Christenheit, furchtbar und mild.
Wende, o mächtige Schützerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

4) Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
wenn uns die Hölle droht, fürchten wir nichts,
wendest du, führend zur seligen Ruh,
deine barmherzigen Augen uns zu.



Ich widersage dem satan seinen Versuchungen, seiner Pracht, möge er auch zu jeder Zeit und noch so schlau mir nahen. Ich opfere mich durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem Heiligsten Herzen Jesu auf. Damit ich auch fähig werde, dies zu vollzuziehen, wähle ich die Muttergottes zu meiner Mutter und Königin.

 

Wende, o heilige Mittlerin Du, 

Deine barmherzigen Augen uns zu.


Kraft dieser inneren Beziehung zu Ihr, will ich Ihr gehorchen. Mein Jesus, meine Mutter alles übergebe ich Euch, damit Ihr über mich verfügen möget. 

Meine Himmlische Mutter und Königin opfere Du bitte meine Gebete und Opfer der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf. 

Ich schenke dir meinen Leib und meine Seele, alle meine äußeren und inneren Güter, den Wert meiner guten Werke, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und in der Zukunft. 

Meine Himmlische Mutter in meiner Schwachheit bitte ich Dich, mittels Deiner Gnade mir zu helfen, dass ich alles aus Liebe verrichte und meine täglichen Kreuze in Liebe geduldig trage.

Alles will ich dem Willen Gottes gemäß in Liebe tun, was gleichfalls auch der Wunsch Deines Unbefleckten Herzens ist.


2. Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn, 

über die Himmel weit leuchtender Stern.


Um dies alles verwirklichen zu können, bitte ich um die Gnade Gottes und die Fürbitte der Allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders die der Heiligen unserer Heimat und um die Hilfe der Heiligen Engel.

Amen.

Siegreiche Königin der Welt, Königin der Barmherzigkeit, bitte für uns!


Wende, o weiseste Führerin du, 

deine barmherzigen Augen uns zu.


Überflute die ganze Menschheit mit den Gnadenwirken Deiner Liebesflamme jetzt und in der Stunde unseres Todes. 

Amen.







8- Tag


Vergnügungssucht


Ein Taumel der Vergnügungssucht hat die Welt erfasst. Sie kann sich nicht genug tun an Lärm und Lustbarkeit, um sich über die eigene innere Leere hinwegzutäuschen.


Der Christ verachtet die echte Freude nicht; aber seine Freude kommt aus dem innern. Darum hat er es nicht nötig, sich durch immer neue Reize zu betäuben.


Jesus über die Vergnügungssucht: »Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Statt dessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. in der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir, und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber mußt leiden« (Lk 16,19-25).


Mahnung des Apostel Jakobus: »Ihr aber, ihr Reichen, weint nur und klagt über das Elend, das euch treffen wird. Euer Reichtum verfault, und eure Kleider werden von Motten zerfressen. Euer Gold und Silber verrostet; ihr Rost wird als Zeuge gegen euch auftreten und euer Fleisch verzehren wie Feuer« (Jak 5,1-3).



Betrachtung:


Die Weltmenschen kümmern sich nicht um die Verehrung , der Mutter der Gotteskinder. Wohl hassen sie sie nicht direkt, manchmal zollen sie ihr sogar ein gewisses Lob und behaupten, sie zu lieben, ja sie verrichten sogar irgendeine Andachtsübung ihr zu Ehren. Im Übrigen aber können sie es nicht leiden, wenn man Maria zärtlich liebt, weil sie eben nicht die Zärtlichkeit Jakobs für sie empfinden. An den Andachtsübungen, denen Marias gute Kinder und Diener treu obliegen, um die Liebe ihrer Herrin zu gewinnen, finden sie immer etwas auszusetzen; sie glauben nämlich nicht, dass die Marienverehrung für das Seelenheil notwendig sei. Sie meinen, es genüge, keinen ausdrücklichen Hass gegen die Gottesmutter zu hegen und ihre Verehrung nicht offen zu missachten. Sie glauben, sie hätten sich die Gunst der heiligen Jungfrau genugsam erworben und seien ihre Diener, wenn sie ihr zu Ehren irgendwelche Gebete hersagen und ohne Innigkeit herunterleiern; auch ihr Leben bessern sie keineswegs.


Die Kinder Esaus verkaufen ihr Erstgeburtsrecht, nämlich die Freuden des Paradieses, um das Linsengericht der irdischen Freuden. Sie lachen und trinken, sie essen und unterhalten sich, sie spielen und tanzen, ohne sich Mühe zu geben, der Segnungen des himmlischen Vaters würdig zu werden, genau wie Esau. Kurz, sie denken nur an die Welt, sie lieben nur die Welt, sie reden und handeln nur für die Welt und ihre Freuden. Für einen kurzen Augenblick der Lust, für einen eitlen Dunst der Ehre, für goldenen oder silbernen Tand verkaufen sie ihre Taufgnade, ihr Unschuldskleid, ihr himmlisches Erbteil.


Schließlich verfolgen und hassen die Weltmenschen täglich die Kinder Gottes offen oder im Geheimen. Sie belästigen, verachten und kritisieren sie; sie äffen sie nach, sie beschimpfen, bestehlen und betrügen sie, bringen sie in Not und Armut, vertreiben sie und treten sie in den Staub. Sie selbst aber machen ihr Glück, lassen es sich gut gehen, sind angesehen, bereichern sich, machen Karriere und führen ein angenehmes Leben.




Mein Gott, ich Dein treuloses, sündiges Kind, erneuere und bekräftige vor Dir und dem ganzen Himmlischen Hof mein Taufgelübde und lege es durch die Siegreiche Königin der Welt in Deine Hände.


Glorwürdge Königin

1) Glorwürd'ge Königin, Himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o heilige Mittlerin Du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

2) Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn,
über die Himmel weit leuchtender Stern.
Wende, o weiseste Führerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

3) Pforte der Seligkeit, strahlender Schild,
Schutzwehr der Christenheit, furchtbar und mild.
Wende, o mächtige Schützerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

4) Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
wenn uns die Hölle droht, fürchten wir nichts,
wendest du, führend zur seligen Ruh,
deine barmherzigen Augen uns zu.



Ich widersage dem satan seinen Versuchungen, seiner Pracht, möge er auch zu jeder Zeit und noch so schlau mir nahen. Ich opfere mich durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem Heiligsten Herzen Jesu auf. Damit ich auch fähig werde, dies zu vollzuziehen, wähle ich die Muttergottes zu meiner Mutter und Königin.

 

Wende, o heilige Mittlerin Du, 

Deine barmherzigen Augen uns zu.


Kraft dieser inneren Beziehung zu Ihr, will ich Ihr gehorchen. Mein Jesus, meine Mutter alles übergebe ich Euch, damit Ihr über mich verfügen möget. 

Meine Himmlische Mutter und Königin opfere Du bitte meine Gebete und Opfer der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf. 

Ich schenke dir meinen Leib und meine Seele, alle meine äußeren und inneren Güter, den Wert meiner guten Werke, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und in der Zukunft. 

Meine Himmlische Mutter in meiner Schwachheit bitte ich Dich, mittels Deiner Gnade mir zu helfen, dass ich alles aus Liebe verrichte und meine täglichen Kreuze in Liebe geduldig trage.

Alles will ich dem Willen Gottes gemäß in Liebe tun, was gleichfalls auch der Wunsch Deines Unbefleckten Herzens ist.


2. Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn, 

über die Himmel weit leuchtender Stern.


Um dies alles verwirklichen zu können, bitte ich um die Gnade Gottes und die Fürbitte der Allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders die der Heiligen unserer Heimat und um die Hilfe der Heiligen Engel.

Amen.

Siegreiche Königin der Welt, Königin der Barmherzigkeit, bitte für uns!


Wende, o weiseste Führerin du, 

deine barmherzigen Augen uns zu.


Überflute die ganze Menschheit mit den Gnadenwirken Deiner Liebesflamme jetzt und in der Stunde unseres Todes. 

Amen.








9 Tag


Unwahrhaftigkeit


Wahrhaftigkeit gilt nichts mehr in der Welt. Lüge, Verstellung und Heuchelei beherrschen das Leben. Jeder will scheinen, was er nicht ist. Listige Verschlagenheit und skrupelloses übervorteilen wird allgemein als Tüchtigkeit gepriesen, so dass selbst die Gläubigen von diesem Übel angesteckt werden.


Christus war so klar wie ein Kristall. Es war kein Trug und Falsch an ihm. Wahrhaftigkeit in Wort und Haltung, Wahrhaftigkeit um jeden Preis - das ist das Ziel, das der Christ sich setzt.


Jesu Forderung an uns: »Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen« (Mt 5,37).


Jesus entlarvt Satan als den Vater der Lüge: »Jesus sagte zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben; denn von Gott bin ich ausgegangen und gekommen. ... Warum versteht ihr nicht, was ich sage? Weil ihr nicht imstande seid, mein Wort zu hören. Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt. Er war ein Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit; denn es ist keine Wahrheit in ihm. Wenn er lügt, sagt er das, was aus ihm selbst kommt; denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge« (Joh 8,42-44).


Betrachtung:


Keine Zugeständnisse an den Weltgeist


Wir dürfen sodann das äußere Gehaben der Weltkinder uns nicht zum Vorbild nehmen; nicht ihre Art, sich zu kleiden, zu wohnen, zu essen und die anderen Obliegenheiten des Lebens zu verrichten. Und dies ist wichtiger, als man meint.


Wir dürfen ferner die falschen Grundsätze der Welt weder glauben, noch ihnen folgen; wir dürfen nicht denken, reden und handeln wie die Weltkinder. Ihre Grundsätze sind so verschieden von der Lehre der Ewigen Weisheit wie die Nacht vom Tage und der Tod vom Leben. Prüft doch einmal deren Gesinnung und Worte: Wie übel denken und reden doch diese Weltmenschen von allen großen Wahrheiten! Sie lügen zwar nicht offen; sie verbergen ihre Lügen unter dem Anschein der Wahrheit. Sie meinen, sie lögen nicht, und tun es doch. Meist befürworten sie die Sünde nicht offen, aber sie behandeln sie, als wäre sie gut oder anständig, oder aber als wäre sie gleichgültig und von keiner Bedeutung. Die Welt hat vom Teufel die Wendigkeit gelernt, mit der sie die Hässlichkeit der Sünde und der Lüge zu bemänteln weiß; und darin liegt ihre Bosheit, von der Johannes der Evangelist spricht: »Die ganze Welt liegt im argen.« Und das gilt heute mehr denn je.


Wir müssen weiterhin die Gesellschaft der Menschen so viel als möglich fliehen, und zwar nicht nur jene der Weltleute, die verderblich und gefährlich ist, sondern selbst jene von manchen Frommen, so weit sie nicht nützlich ist und so weit wir nur unsere Zeit damit vergeuden. 




Mein Gott, ich Dein treuloses, sündiges Kind, erneuere und bekräftige vor Dir und dem ganzen Himmlischen Hof mein Taufgelübde und lege es durch die Siegreiche Königin der Welt in Deine Hände.


Glorwürdge Königin

1) Glorwürd'ge Königin, Himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o heilige Mittlerin Du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

2) Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn,
über die Himmel weit leuchtender Stern.
Wende, o weiseste Führerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

3) Pforte der Seligkeit, strahlender Schild,
Schutzwehr der Christenheit, furchtbar und mild.
Wende, o mächtige Schützerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

4) Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
wenn uns die Hölle droht, fürchten wir nichts,
wendest du, führend zur seligen Ruh,
deine barmherzigen Augen uns zu.



Ich widersage dem satan seinen Versuchungen, seiner Pracht, möge er auch zu jeder Zeit und noch so schlau mir nahen. Ich opfere mich durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem Heiligsten Herzen Jesu auf. Damit ich auch fähig werde, dies zu vollzuziehen, wähle ich die Muttergottes zu meiner Mutter und Königin.

 

Wende, o heilige Mittlerin Du, 

Deine barmherzigen Augen uns zu.


Kraft dieser inneren Beziehung zu Ihr, will ich Ihr gehorchen. Mein Jesus, meine Mutter alles übergebe ich Euch, damit Ihr über mich verfügen möget. 

Meine Himmlische Mutter und Königin opfere Du bitte meine Gebete und Opfer der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf. 

Ich schenke dir meinen Leib und meine Seele, alle meine äußeren und inneren Güter, den Wert meiner guten Werke, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und in der Zukunft. 

Meine Himmlische Mutter in meiner Schwachheit bitte ich Dich, mittels Deiner Gnade mir zu helfen, dass ich alles aus Liebe verrichte und meine täglichen Kreuze in Liebe geduldig trage.

Alles will ich dem Willen Gottes gemäß in Liebe tun, was gleichfalls auch der Wunsch Deines Unbefleckten Herzens ist.


2. Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn, 

über die Himmel weit leuchtender Stern.


Um dies alles verwirklichen zu können, bitte ich um die Gnade Gottes und die Fürbitte der Allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders die der Heiligen unserer Heimat und um die Hilfe der Heiligen Engel.

Amen.

Siegreiche Königin der Welt, Königin der Barmherzigkeit, bitte für uns!


Wende, o weiseste Führerin du, 

deine barmherzigen Augen uns zu.


Überflute die ganze Menschheit mit den Gnadenwirken Deiner Liebesflamme jetzt und in der Stunde unseres Todes. 

Amen.








10. Tag


Ungeordneter Freiheitsdrang


Seit Jahrhunderten geht ein Schrei nach Freiheit durch die Welt. Alle Bindungen lockern und lösen sich in Beruf und Familie, in Gesellschaft und Staat. Aber wird hier die Freiheit nicht missverstanden? Jedem Gelüste nachgeben, sich über alle Schranken hin-wegsetzen, ist nicht Freiheit, sondern Zügellosigkeit. Gott dienen heißt herrschen; sich Gott aus freien Stücken hinzugeben, ist die höchste Freiheit für den Christen.


Jesus über echte und falsche Freiheit: »Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien. ... Amen, amen, das sage ich euch: Wer die Sünde tut, ist Sklave der Sünde.« (Joh 8,31.32.34)


Paulus lehrt Freiheit in Christus: »Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen! ... Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, son-dern dient einander in Liebe!« (Gal 5,1.13)


Betrachtung:


Wer die Ganzhingabe treu übt, dem verleiht sie eine große innere Freiheit, die Freiheit der Kinder Gottes. Hat sich jemand durch diese Hingabe Jesus Christus ganz geweiht und zu eigen gegeben, dann belohnt ihn der Herr in seiner Güte auf dreifache Weise für seinen liebenden Verzicht auf den eigenen Willen:


Erstens befreit er ihn von aller knechtischen Furcht, die ihn nur einengen, fesseln und verwirren könnte; zweitens weitet er ihm das Herz in heiligem Vertrauen auf Gott, den er als seinen Vater erkennt; drittens flößt er ihm eine zärtliche Kindesliebe ein.


Ich will mich nicht damit aufhalten, diese Wahrheit ausführlich zu begründen, sondern nur eine Begebenheit anführen, die ich in der Lebensbeschreibung der Mutter Agnes von Jesus gelesen habe, einer Dominikanerin im Kloster von Langeac in der Auvergne, die dort im Jahre 1634 im Rufe der Heiligkeit gestorben ist. Sie war erst sieben Jahre alt und schon in großer seelischer Not; da hörte sie eine Stimme ihr sagen, sie solle sich möglichst bald dem Heiland und seiner heiligsten Mutter als Eigentum weihen, um von all ihrer Not befreit und vor all ihren Feinden beschützt zu sein. Kaum war sie daheim angekommen, da schenkte sie sich sofort dem Heiland und der Gottesmutter als Eigentum, obwohl sie früher nichts von dieser Hingabe gewusst hatte. Dann suchte sie eine eiserne Kette, gürtete sie um ihre Hüften und trug sie bis zum Tod. Von diesem Augenblick an hörten all ihre Nöte und Skrupel auf, sie war in einem tiefen Frieden und ihr Herz ward von Freude erfüllt. Diese Erfahrung bewog sie, die Ganzhingabe vielen anderen zu empfehlen, die darin große Fortschritte machten. Unter ihnen war auch Olier, der Gründer des Seminars von St. Sulpice, und mehrere andere Priester und Kleriker dieses Seminars. Eines Tages erschien die heiligste Jungfrau der Mutter Agnes und legte ihr eine goldene Kette um den Hals, um so ihre Freude darüber zu bezeugen, dass sie sich dem Dienste Jesus und Marias geweiht hatte.


Und die heilige Cäcilia, die mit der Gottesmutter erschienen war, sprach zu ihr: »Selig sind die treuen Diener der Himmelskönigin, denn sie werden die wahre Freiheit genießen!« 





Mein Gott, ich Dein treuloses, sündiges Kind, erneuere und bekräftige vor Dir und dem ganzen Himmlischen Hof mein Taufgelübde und lege es durch die Siegreiche Königin der Welt in Deine Hände.


Glorwürdge Königin

1) Glorwürd'ge Königin, Himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o heilige Mittlerin Du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

2) Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn,
über die Himmel weit leuchtender Stern.
Wende, o weiseste Führerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

3) Pforte der Seligkeit, strahlender Schild,
Schutzwehr der Christenheit, furchtbar und mild.
Wende, o mächtige Schützerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

4) Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
wenn uns die Hölle droht, fürchten wir nichts,
wendest du, führend zur seligen Ruh,
deine barmherzigen Augen uns zu.



Ich widersage dem satan seinen Versuchungen, seiner Pracht, möge er auch zu jeder Zeit und noch so schlau mir nahen. Ich opfere mich durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem Heiligsten Herzen Jesu auf. Damit ich auch fähig werde, dies zu vollzuziehen, wähle ich die Muttergottes zu meiner Mutter und Königin.

 

Wende, o heilige Mittlerin Du, 

Deine barmherzigen Augen uns zu.


Kraft dieser inneren Beziehung zu Ihr, will ich Ihr gehorchen. Mein Jesus, meine Mutter alles übergebe ich Euch, damit Ihr über mich verfügen möget. 

Meine Himmlische Mutter und Königin opfere Du bitte meine Gebete und Opfer der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf. 

Ich schenke dir meinen Leib und meine Seele, alle meine äußeren und inneren Güter, den Wert meiner guten Werke, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und in der Zukunft. 

Meine Himmlische Mutter in meiner Schwachheit bitte ich Dich, mittels Deiner Gnade mir zu helfen, dass ich alles aus Liebe verrichte und meine täglichen Kreuze in Liebe geduldig trage.

Alles will ich dem Willen Gottes gemäß in Liebe tun, was gleichfalls auch der Wunsch Deines Unbefleckten Herzens ist.


2. Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn, 

über die Himmel weit leuchtender Stern.


Um dies alles verwirklichen zu können, bitte ich um die Gnade Gottes und die Fürbitte der Allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders die der Heiligen unserer Heimat und um die Hilfe der Heiligen Engel.

Amen.

Siegreiche Königin der Welt, Königin der Barmherzigkeit, bitte für uns!


Wende, o weiseste Führerin du, 

deine barmherzigen Augen uns zu.


Überflute die ganze Menschheit mit den Gnadenwirken Deiner Liebesflamme jetzt und in der Stunde unseres Todes. 

Amen.







11- Tag


Lebensangst


Trotz aller äußeren Ausgelassenheit sind die Menschen von der Angst gepackt. Mit allen Mitteln will man sich sichern vor jeglicher Not und Gefahr. Man schließt Versicherungen ab gegen jedes nur erdenkliche Übel und meint, damit gegen alle Schicksalsschläge gefeit zu sein.


Aber wie sagt die Heilige Schrift? »Verflucht der Mensch, der auf die Menschen baut und dessen Herz vom Herrn abweicht.« Denn nur in Gott ruht die wahre Sicherheit.


Jesus warnt vor trügerischer Sicherung des Lebens: »Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er hin und her: Was soll ich tun? ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll. Schließlich sagte er: So will ich es machen: ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.«


(Lk 12,16-21)


Betrachtung:


Innere Freiheit und Freude


Diese Ganzhingabe macht die Seele wahrhaft frei mit der Freiheit der Kinder Gottes. Da wir uns aus Liebe zu Maria freiwillig in die Abhängigkeit begeben, macht diese gute Herrin aus Dankbarkeit unser Herz groß und weit, so dass wir mit Riesenschritten auf dem Weg der Gebote Gottes voranschreiten. Überdruss, Traurigkeit und Skrupel hält sie von uns fern. Der Heiland lehrte Mutter Agnes von Jesus (Dominikanerin, die 1634 im Kloster Langeac in der Auvergne im Rufe der Heiligkeit starb.) diese Hingabe als ein sicheres Mittel, den großen Qualen und Zweifeln zu entgehen, in denen sie sich befand. »Schenke dich meiner Mutter«, sprach er zu ihr. Sie tat es, und im gleichen Augenblick hörten ihre Qualen auf.


Es genügt nicht, sich Jesus durch Maria einmal gänzlich zu weihen. Es ist nicht einmal hinreichend, es alle Monate oder alle Wochen zu tun. Das wäre nur eine vorübergehende Hingabe, die die Seele nicht zu jener Vollkommenheit führte, zu der sie sich erheben kann. Es ist nicht schwer, Mitglied einer Bruderschaft zu werden. Es ist auch nicht schwer, sich zur Ganzhingabe zu entschließen und täglich einige mündliche Gebete zu verrichten, wie sie es vorschreibt; sondern die große Schwierigkeit liegt darin, in den Geist der Ganzhingabe einzudringen, der darin besteht, die Seele auch innerlich von Maria abhängig zu machen und durch sie von Jesus.


Ich habe viele Menschen gefunden, die mit einem bewundernswerten Eifer äußerlich diese heilige Weihe vollzogen haben. Aber ich habe nur selten welche gefunden, die sich deren Geist angeeignet haben, und noch weniger, die darin ausharrten.


Alles mit Maria


Das Wesen der Ganzhingabe liegt darin, dass man alles mit Maria tut, das heißt, man nimmt sich die heiligste Jungfrau zum vollendeten Vorbild für alles, was man zu tun hat.


Bevor wir darum etwas unternehmen, müssen wir uns selbst und unseren besten Absichten entsagen. Wir müssen vor Gott unser Nichts bekennen, unsere völlige Unfähigkeit, irgendein gutes Werk im übernatürlichen Sinne, eine dem Heile förderliche Handlung zu verrichten. Wir müssen unsere Zuflucht zur Gottesmutter nehmen, uns mit ihr und ihren Absichten vereinen, wenn diese uns auch unbekannt sind. [KL]


Wir müssen uns durch Maria mit den Absichten Jesu vereinen, das heißt, uns in Marias Hände geben, damit sie in uns wirke und aus uns mache, was sie für gut hält zur Ehre ihres Sohnes, um durch Jesus Christus zur Ehre des Vaters, so dass es keinen Akt des inneren Lebens, noch eine Tätigkeit der Seele mehr gibt, die nicht von ihr abhängen.


Es ist notwendig, alles in Maria zu tun, das heißt, man muss sich die innere Sammlung zur Gewohnheit machen, um in unserem Innern ein Abbild der Heiligsten Jungfrau zu gestalten. Sie, Maria, wird für die Seele der Ort der Anbetung sein, wo diese ihre Gebete vor Gott bringt, in der Sicherheit, nicht zurückgewiesen zu werden. Sie wird der »Turm Davids« sein, wo sich die Seele vor ihren Feinden in Sicherheit bringt.


Sie wird die brennende Lampe sein, die Licht auch in die verborgensten Winkel der Seele bringt und sie zur Gottesliebe entflammt; das heilige Ostensorium, um Gott in ihr zu betrachten. Maria wird somit für die Seele die universale Zuflucht und ihr ein und alles sein.


Betet sie, so betet sie mit Maria, empfängt sie Jesus in der heiligen Kommunion, so übergibt sie ihn Maria, damit er ein Wohlgefallen finde. Was immer sie tut, wird sie in Maria tun und in allem wird sie sich selbst entsagen.


Schließlich muss man alles, was man tut, für Maria tun. Dies bedeutet, dass wir, die wir uns ihr als Diener übereignet haben, einzig und allein für sie arbeiten müssen.


Ihre Ehre und ihre Interessen sind unser nächstes, und die Ehre Gottes unser letztes Ziel. Was immer die Seele tut, sie muss auf die Eigenliebe verzichten, die überall einsickert, ohne dass wir es bemerken.


Und immer wieder müssen wir in der Tiefe unseres Herzens beten: »Für dich, meine geliebte Herrin, tue ich dies und tue ich das, gehe hierhin und dorthin, erleide ich diese Qual oder jenes Unrecht.« [KL] 




Mein Gott, ich Dein treuloses, sündiges Kind, erneuere und bekräftige vor Dir und dem ganzen Himmlischen Hof mein Taufgelübde und lege es durch die Siegreiche Königin der Welt in Deine Hände.


Glorwürdge Königin

1) Glorwürd'ge Königin, Himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o heilige Mittlerin Du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

2) Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn,
über die Himmel weit leuchtender Stern.
Wende, o weiseste Führerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

3) Pforte der Seligkeit, strahlender Schild,
Schutzwehr der Christenheit, furchtbar und mild.
Wende, o mächtige Schützerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

4) Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
wenn uns die Hölle droht, fürchten wir nichts,
wendest du, führend zur seligen Ruh,
deine barmherzigen Augen uns zu.



Ich widersage dem satan seinen Versuchungen, seiner Pracht, möge er auch zu jeder Zeit und noch so schlau mir nahen. Ich opfere mich durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem Heiligsten Herzen Jesu auf. Damit ich auch fähig werde, dies zu vollzuziehen, wähle ich die Muttergottes zu meiner Mutter und Königin.

 

Wende, o heilige Mittlerin Du, 

Deine barmherzigen Augen uns zu.


Kraft dieser inneren Beziehung zu Ihr, will ich Ihr gehorchen. Mein Jesus, meine Mutter alles übergebe ich Euch, damit Ihr über mich verfügen möget. 

Meine Himmlische Mutter und Königin opfere Du bitte meine Gebete und Opfer der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf. 

Ich schenke dir meinen Leib und meine Seele, alle meine äußeren und inneren Güter, den Wert meiner guten Werke, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und in der Zukunft. 

Meine Himmlische Mutter in meiner Schwachheit bitte ich Dich, mittels Deiner Gnade mir zu helfen, dass ich alles aus Liebe verrichte und meine täglichen Kreuze in Liebe geduldig trage.

Alles will ich dem Willen Gottes gemäß in Liebe tun, was gleichfalls auch der Wunsch Deines Unbefleckten Herzens ist.


2. Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn, 

über die Himmel weit leuchtender Stern.


Um dies alles verwirklichen zu können, bitte ich um die Gnade Gottes und die Fürbitte der Allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders die der Heiligen unserer Heimat und um die Hilfe der Heiligen Engel.

Amen.

Siegreiche Königin der Welt, Königin der Barmherzigkeit, bitte für uns!


Wende, o weiseste Führerin du, 

deine barmherzigen Augen uns zu.


Überflute die ganze Menschheit mit den Gnadenwirken Deiner Liebesflamme jetzt und in der Stunde unseres Todes. 

Amen.








12. Tag


Die Letzten Dinge


Die Welt will nicht erinnert werden an die Letzten Dinge, die doch für jeden die einzig unausweichliche Gewissheit sind. »Es ist dem Menschen bestimmt, ein einziges Mal zu sterben, worauf dann das Gericht folgt« (Hebr 9,27). Wie notwendig ist es darum, an diese Dinge zu denken, damit man ihnen gefasst entgegensehen kann und nicht unvorbereitet von ihnen überrascht wird!


Jesus mahnt zum Bereitsein: »Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.


Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet« (Mt 24,37-44).


Betrachtung:


... ihr wisst, dass ihr tatsächlich alle Sünder seid. Es gibt keinen unter euch, der nicht die Hölle verdient hätte. Und ich noch mehr als alle anderen. Unsere Sünden müssen entweder in dieser oder in der anderen Welt bestraft werden. Werden sie hier bestraft, dann werden sie es im zukünftigen Leben nicht mehr. Wenn Gott unsere Sünden hier unten mit unserem Einverständnis bestraft, dann ist diese Strafe voller Liebe. Denn wer die Strafe verhängt, ist in diesem Fall die Barmherzigkeit, die die Welt regiert, und nicht die Strenge der Gerechtigkeit. Die Strafe ist also leicht und vorübergehend, von Süßigkeit und von Verdiensten begleitet, und sie findet ihren Lohn in Zeit und Ewigkeit.


Wenn aber die für unsere Sünden erforderliche Strafe für das Jenseits aufgeschoben wird, dann wird sie von der vergeltenden Gerechtigkeit Gottes verhängt, die alles mit Feuer und Schwert verheeren wird. Furchtbare Rache (Hebr 10,31), die man weder beschreiben, noch verstehen kann; »Wer kennt die Gewalt deines Zornes?« (Ps 90,11) Rache ohne Erbarmen: »Das Gericht ist erbarmungslos« (Jak 2,13), ohne Linderung, ohne Verdienst, ohne Grenzen, ewig. Ja, Strafe ohne Ende für diese Todsünde, die du in einem Augenblick begangen hast, für diesen vorsätzlichen Gedanken, der dir jetzt gar nicht voll zu Bewusstsein kommt, für dieses Wort, das der schon Wind verweht hat. Dieses kleine und flüchtige Vergehen gegen das Gesetz Gottes wird in alle Ewigkeit bestraft, solange Gott Gott ist, gemeinsam mit den Dämonen der Hölle, ohne dass der Gott der Rache mit deinen furchtbaren Qualen Erbarmen hätte, mit deinem Schluchzen und mit deinen Tränen, die Steine erweichen könnten! Leiden für immer, ohne Verdienst, ohne Erbarmen und ohne Ende! [KL]


Denken wir wirklich an dies alles, liebe Brüder und Schwestern, wenn das Leiden an unsere Tür klopft? Wie glücklich sind wir doch, dass wir eine ewige und fruchtlose Qual mit einer vorübergehenden und verdienstvollen austauschen können, indem wir einfach mit Geduld dieses Kreuz tragen!


Wie viel unbeglichene Schulden haben wir noch! Wie viele begangene Sünden - wenn wir sie auch bitter beweint und aufrichtig gebeichtet haben - die zu sühnen wir ganze Jahrhunderte im Fegefeuer büßen werden müssen, denn in dieser Welt haben wir uns mit einigen sehr leichten Bußübungen begnügt! Fassen wir also Mut! Lasst uns in dieser Welt bezahlen, auf freundschaftliche Weise, indem wir unser Kreuz willig tragen! Denn in der anderen Welt muss alles unerbittlich »bis auf den letzten Pfennig« (Mt 5,26) bezahlt werden, sogar auch jedes »unnütze Wort« (Mt. 12,36).


Könnten wir doch dem Dämon den Schuldschein der »gegen uns spricht« (Kol 2,14) entreißen, auf dem er alle unsere Sünden und die gebührenden Strafen festhält, wir würden Rechenschaft geben können, welch große Summe wir zu begleichen haben und uns glücklich preisen, jahrelang hier auf dieser Welt zu leiden, anstatt eines einzigen Tages im anderen Leben. [KL]


Die Krone im Himmel


Erhebt euren Blick zu der herrlichen Krone, die euch im Himmel erwartet, wenn ihr euer Kreuz gut tragt. Diese Belohnung war es, die die Patriarchen und Propheten in ihrem Glauben und inmitten aller Verfolgungen aufrechterhielt, die den Aposteln und Märtyrern Mut gab in ihren Mühen und Qualen. »Lieber wollen wir mit dem Gottesvolk leiden, um ewig mit ihm glücklich zu sein, als auch nur einen Augenblick lang eine sündige Freude genießen«, so sagten die Patriarchen mit Moses. Die Propheten sprachen mit den Worten Davids: »Wir erleiden große Drangsal in der Hoffnung auf den Lohn.« Die Apostel und die Märtyrer aber sprachen mit dem heiligen Paulus: »Wir sind todgeweihte Schlachtopfer, ein Schauspiel für die Welt, für Engel und Menschen durch unsere Leiden, der Abschaum und Auswurf der Welt, wegen des unendlichen Gewichtes der ewigen Herrlichkeit, das ein Augenblick leichter Leiden in uns wirkt.«


Blicken wir nach oben, wo die Engel uns zurufen: »Gebt acht, dass ihr nicht die Krone verliert, die euch bestimmt ist, wenn ihr das euch auferlegte Kreuz gut tragt. Wollt ihr es nicht auf euch nehmen, dann wird ein anderer es tun und euch so die Krone rauben.« - »Kämpft tapfer und leidet geduldig«, so rufen uns alle Heiligen zu, »und ihr werdet das ewige Königreich erlangen.« Und hören wir schließlich noch Jesus Christus, der uns gesagt hat: »Ich werde meinen Lohn nur dem geben, der geduldig leidet und durch die Geduld siegt.«


Dann blicken wir auch hinab in die Hölle, an den Platz, den wir verdient haben und der uns dort erwartet zur Seite des bösen Schächers und der Verdammten, wenn wir leiden wie sie, mit Gedanken der Auflehnung, des Trotzes und der Rache. Und dann rufen wir wie der heilige Augustinus: »O Herr, brenne, schneide, kreuzige in diesem Leben zur Strafe für meine Sünden, doch schone meiner in der Ewigkeit.«



»Maria ist der Weg Jesu Christi zu uns. Um uns zu Gott zu erheben und mit ihm zu vereinigen, müssen wir den gleichen Weg gehen, auf dem er zu uns kam, um Mensch zu werden und uns seine Gnaden zu schenken. Dieser Weg ist Maria.«





Mein Gott, ich Dein treuloses, sündiges Kind, erneuere und bekräftige vor Dir und dem ganzen Himmlischen Hof mein Taufgelübde und lege es durch die Siegreiche Königin der Welt in Deine Hände.


Glorwürdge Königin

1) Glorwürd'ge Königin, Himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o heilige Mittlerin Du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

2) Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn,
über die Himmel weit leuchtender Stern.
Wende, o weiseste Führerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

3) Pforte der Seligkeit, strahlender Schild,
Schutzwehr der Christenheit, furchtbar und mild.
Wende, o mächtige Schützerin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.

4) Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
wenn uns die Hölle droht, fürchten wir nichts,
wendest du, führend zur seligen Ruh,
deine barmherzigen Augen uns zu.



Ich widersage dem satan seinen Versuchungen, seiner Pracht, möge er auch zu jeder Zeit und noch so schlau mir nahen. Ich opfere mich durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem Heiligsten Herzen Jesu auf. Damit ich auch fähig werde, dies zu vollzuziehen, wähle ich die Muttergottes zu meiner Mutter und Königin.

 

Wende, o heilige Mittlerin Du, 

Deine barmherzigen Augen uns zu.


Kraft dieser inneren Beziehung zu Ihr, will ich Ihr gehorchen. Mein Jesus, meine Mutter alles übergebe ich Euch, damit Ihr über mich verfügen möget. 

Meine Himmlische Mutter und Königin opfere Du bitte meine Gebete und Opfer der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf. 

Ich schenke dir meinen Leib und meine Seele, alle meine äußeren und inneren Güter, den Wert meiner guten Werke, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und in der Zukunft. 

Meine Himmlische Mutter in meiner Schwachheit bitte ich Dich, mittels Deiner Gnade mir zu helfen, dass ich alles aus Liebe verrichte und meine täglichen Kreuze in Liebe geduldig trage.

Alles will ich dem Willen Gottes gemäß in Liebe tun, was gleichfalls auch der Wunsch Deines Unbefleckten Herzens ist.


2. Mutter der Gütigkeit, Mutter des Herrn, 

über die Himmel weit leuchtender Stern.


Um dies alles verwirklichen zu können, bitte ich um die Gnade Gottes und die Fürbitte der Allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders die der Heiligen unserer Heimat und um die Hilfe der Heiligen Engel.

Amen.

Siegreiche Königin der Welt, Königin der Barmherzigkeit, bitte für uns!


Wende, o weiseste Führerin du, 

deine barmherzigen Augen uns zu.


Überflute die ganze Menschheit mit den Gnadenwirken Deiner Liebesflamme jetzt und in der Stunde unseres Todes. 

Amen.






Hl. Ludwig Maria


Zweiter Zeitabschnitt


Drei Wochen lang suchen wir, uns durch Maria mit Jesus Christus zu erfüllen


Erste Woche


Wir trachten nach Selbsterkenntnis


Der heilige Ludwig Maria sagt: »Während der ersten Woche sollen sie alle ihre Gebete und Frömmigkeitsübungen aufopfern, um Selbsterkenntnis und Reue über ihre Sünden zu erflehen; und sie sollen alles im Geiste der Demut tun.«


»Unsere besten Handlungen sind gewöhnlich verdorben durch unsern schlechten Kern ... , durch die Erbsünde und die persönlichen Sünden ... Wollen wir daher die Vollkommenheit erlangen, die man nur durch die Vereinigung mit Jesus Christus erringen kann, dann müssen wir das abstreifen, was in uns schlecht ist ...


Wir beten zum Heiligen Geist um Erleuchtung mit den Worten: ,Herr, mache, dass ich sehe‘ - oder ,Herr, schenke mir Selbsterkenntnis.1 - Dann nehmen wir unsere Zuflucht zur Mutter Gottes und bitten sie um diese große Gnade, welche die Voraussetzung für alle anderen Gnaden ist. Wir beten täglich das ,Meerstern‘ und die Lauretanische Litanei.«


Die Betrachtungen dieser Woche sollen die Verheerungen aufzeigen, welche die Sünde in unserer Seele angerichtet hat. Die Ganzhingabe an Maria ist zwar ein leichter, kurzer, sicherer und vollkommener Weg zur Vereinigung mit Jesus Christus, doch können wir diesen herrlichen Gnadenweg gar nicht betreten, ohne von unserem Elend und unserer Ohnmacht überzeugt zu sein.


Tagesordnung für die erste Woche


Tägliche Gebete:


Litanei vom Heiligen Geist (S. 113).


»Meerstern, ich dich grüße« (S. 109).


Lauretanische Litanei (S. 120).


Geistliche Übungen:


Betrachtung. Gewissenserforschung. Tugendübungen: Akte der Reue über unsere Sünden, Akte der Selbstverachtung; wir entsagen unserem Eigenwillen. Alles tun wir in Vereinigung mit Maria. Von ihr erhoffen wir das Licht der Selbsterkenntnis, und nur zu ihren Füßen können wir unser tiefes Elend erkennen, ohne entmutigt zu werden.


Gebet vor der Betrachtung in der ersten Woche


O Maria, unbefleckte Braut des Heiligen Geistes, Mutter Jesu und meine Mutter, meine Herrin und Königin! Dir will ich mich ganz hingeben, durch dich ganz Jesus gehören. Erflehe mir Licht und Kraft vom Heiligen Geist, damit ich mich selbst erkenne und alle meine Sünden aus reiner Liebe zu Gott von Herzen bereue.


Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe.


Erste Woche: 1. Tag


Gewissenserforschung - eine Übung für jeden Tag unseres Lebens


Wir können den Weg zu Gott nicht ohne Selbsterkenntnis betreten. Wer sich Gott ganz hingeben will, muss zunächst wissen, was er in Wahrheit selber ist.


Jesu Mahnung: »Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und dabei steckt in deinem Auge ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.« (Mt 7,1-6)


Betrachtung:


Die Verpflichtungen eines Kreuzesfreundes


Ich frage euch: Entspricht eure Art zu handeln wirklich dem großen Namen, den ihr tragt? Oder habt ihr wenigstens den aufrichtigen Wunsch und den entschlossenen Willen, dass dies so sei - mit der Gnade Gottes, im Schatten des Kreuzes und an der Seite Marias, der schmerzhaften Mutter? Habt ihr tatsächlich alles Notwendige unternommen, um dieses Ziel zu erreichen?


Habt ihr euch auf den Weg gemacht zum wahren Leben (Spr 10,17; Jer 21,8) welcher der enge und dornenvolle Weg auf Kaivaria ist? Oder aber befindet ihr euch vielleicht, ohne es zu bemerken, auf der breiten Straße der Welt, die zum Verderben führt? Seid ihr wirklich sicher, denn »manch einem scheint sein Weg der rechte (und sichere), aber am Ende sind es Wege des Todes« (Spr 14,12)? [KL]







Sagt mir, seid ihr im Stande, die Stimme Gottes und der Gnade von der Stimme der Welt und der Natur zu unterscheiden? Ich bitte euch, schenkt alle eure Aufmerksamkeit der Stimme unseres guten Vaters, der die in aller Strenge verflucht, die der Lüsternheit der Welt folgen: Wehe! Wehe! Wehe den Bewohnern der Erde! (Offb 8,13), aber zu euch liebevoll die Arme ausbreitet und sagt: »Verlass die Stadt, mein Volk!« (Offb 18,4). Trennt euch von den Menschen der Welt, die von meiner Majestät verdammt, von meinem Sohn verbannt (Joh 17,9) und vom Heiligen Geist verurteilt sind (Joh 16,8-11). Habt Acht, dass ihr nicht im Kreise der verdorbenen Gesellschaft der Weltmenschen sitzt, dass ihr nicht auf ihre Ratschläge hört und euch auch nicht auf der Straße aufhaltet (Ps 1,1). Flieht das große verruchte Babylon. Folgt nur der Stimme und dem Beispiel meines über alles geliebten Sohnes, den ich euch als Weg, als Wahrheit und als Leben zum Vorbild gegeben habe (Joh 14,6). Hört auf ihn (Mt 17,5; Lk 9,35).


Und sagt mir noch, hört ihr ihn oder hört ihr ihn nicht, diesen aller Liebe würdigen Retter, der das Kreuz trägt und euch zuruft: »Folgt mir nach (Mt 4,19)! Wer mir nachfolgt, wird nicht in Finsternis wandeln (Joh 8,12). Habt Mut, ich habe die Welt besiegt« (Joh 16,33). [KL] 


Erste Woche: 2. Tag


Unsere Verderbtheit: Aus dieser Erkenntnis geht unser Herz zerknirscht und demütig hervor


Im Lichte des Heiligen Geistes erkennen wir unsere Sündhaftigkeit. Vergessen wir aber nicht, dass diese Erkenntnis auch eine Gnade ist, um die wir ständig beten müssen.


Der Apostel Paulus über die menschliehe Verderbtheit: »Wir wissen, daß das Gesetz selbst vom Geist bestimmt ist; ich aber bin Fleisch, das heißt: verkauft an die Sünde. Denn ich begreife mein Handeln nicht: Ich tue nicht das, was ich will, sondern das, was ich hasse. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, erkenne ich an, dass das Gesetz gut ist. Dann aber bin nicht mehr ich es, der so handelt, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich weiß, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist bei mir vorhanden, aber ich vermag das Gute nicht zu verwirklichen. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, dann bin nicht mehr ich es, der so handelt, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich stoße also auf das Gesetz, daß in mir das Böse vorhanden ist, obwohl ich das Gute tun will. Denn in meinem Innern freue ich mich am Gesetz Gottes, ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das mit dem Gesetz meiner Vernunft im Streit liegt und mich gefangenhält im Gesetz der Sünde, von dem meine Glieder beherrscht werden.


Ich unglücklicher Mensch! Wer wird mich aus diesem dem Tod verfallenen Leib erretten? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! Es ergibt sich also, dass ich mit meiner Vernunft dem Gesetz Gottes diene, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde« (Röm 7,14-25).







Betrachtung:


Wir müssen uns von allem Schlechten in uns befreien


Unsere besten Handlungen werden gewöhnlich befleckt und verdorben durch den schlechten Kern, der in uns steckt. Wenn man reines und klares Wasser in ein übel riechendes Gefäß gießt, oder Wein in ein Fass, dessen Innenwände verunreinigt sind von einem anderen Wein, der darin war, dann wird das klare Wasser und der gute Wein dadurch verdorben und nimmt leicht den schlechten Geruch an. Ebenso geht es, wenn Gott in unsere von der Erbsünde und von persönlichen Sünden verdorbene Seele seine Gnaden und seinen himmlischen Tau oder den köstlichen Wein seiner Liebe gießt: seine Gaben werden gewöhnlich verdorben und verunreinigt durch den üblen Bodensatz und schlechten Kern, den die Sünde bei uns zurückgelassen hat; unsere Handlungen. ja selbst die erhabensten Tugenden kranken daran. Wollen wir daher die Vollkommenheit erlangen, die man nur durch die Vereinigung mit Jesus Christus erringen kann, dann müssen wir das abstreifen, was in uns schlecht ist. Sonst wird der Herr, der unendlich rein ist und den kleinsten Makel in der Seele unendlich verabscheut, uns aus seinen Augen verstoßen und sich nicht mit uns vereinigen.


Selbsterkenntnis


Um leer zu werden von uns selbst, müssen wir im Lichte des Heiligen Geistes zunächst erkennen, wie schlecht wir im Grunde sind, wie unfähig zu allem, was unserem Heile dient, wie schwach in allen Dingen, wie unbeständig zu allen Zeiten, wie unwürdig jeder Gnade und wie böse überall. Die Sünde unseres Stammvaters hat uns fast gänzlich verdorben, sie hat uns durchsäuert, aufgebläht und unser Wesen verändert, so wie die Hefe den Teig durchsäuert, aufbläht und innerlich verändert. Die persönlichen Sünden, die wir begangen haben, seien es Todsünden oder lässliche Sünden, haben unsere Begierlichkeit, unsere Schwachheit, unsere Unbeständigkeit und Verderbtheit noch erhöht und üble Spuren in unserer Seele zurückgelassen. Unser Anteil ist nichts als Hochmut und Verblendung im Geiste, Verhärtung im Herzen, Schwachheit und Unbe-







ständigkeit in der Seele, Begierlichkeit, rebellische Leidenschaften und Krankheiten im Leib.


Soll man sich da wundern, wenn der Heiland gesagt hat, wer ihm folgen wolle, müsse sich selbst entsagen und die eigene Seele hassen? Wer seine Seele liebe, der werde sie verlieren, und wer sie hasse, der werde sie retten. 


Erste Woche: 3. Tag


Inneres Sterben -


Der Sünde sterben, um in Christus zu leben


So notwendig und heilsam das innere Sterben ist, seien wir uns bewusst, dass es nicht Selbstzweck ist. Das Schlechte und Sündhafte in uns soll vernichtet werden, um Raum zu schaffen für das Bessere, nämlich für den neuen Menschen, der nach dem Bilde Christi geschaffen ist.


Der heilige Paulus über das innere Sterben mit Christus: »Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde und wir nicht Sklaven der Sünde bleiben. Denn wer gestorben ist, der ist frei ge-worden von der Sünde. Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Denn durch sein Sterben ist er ein für allemal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott. So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus. Daher soll die Sünde euren sterblichen Leib nicht mehr beherrschen, und seinen Begierden sollt ihr nicht gehorchen. Stellt eure Glieder nicht der Sünde zur Verfügung als Waffen der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch Gott zur Verfügung als Menschen, die vom Tod zum Leben gekommen sind, und stellt eure Glieder als Waffen der Gerechtigkeit in den Dienst Gottes. Die Sünde soll nicht über euch herrschen; denn ihr steht nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.«


(Röm 6,6-14)


Betrachtung:


Selbstentsagung


Um leer zu werden von uns selbst, müssen wir uns selbst täglich absterben: das heißt, wir müssen auf die Tätigkeit unserer Seelenkräfte und unserer leiblichen Sinne verzichten; wir müssen







sehen, als sähen wir nicht, hören, als hörten wir nicht, die Dinge dieser Welt gebrauchen, als gebrauchten wir sie nicht (1 Kor 7,31), der heilige Paulus nennt das »täglich sterben«. - »Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein« (Joh 12,24) - und bringt keine gute Frucht hervor. Wenn wir uns nicht selbst absterben, und wenn unsere frömmsten Andachtsübungen uns nicht zu diesem notwendigen und fruchtbaren Sterben führen, werden wir keine nennenswerte Frucht hervorbringen. Unsere Andachtsübungen werden nutzlos sein; alle unsere guten Werke werden befleckt sein von unserer Eigenliebe und unserem Eigenwillen. Selbst an unseren größten Opfern und besten Handlungen wird Gott kein Wohlgefallen haben, und bei unserem Tode werden wir mit leeren Händen dastehen, ohne Tugenden und Verdienste. Wir werden nicht einen Funken der reinen Liebe besitzen; denn diese wird nur jenen Seelen geschenkt, die sich selbst abgestorben sind und deren Leben mit Christus in Gott verborgen ist (Kol 3,3). 







Erste Woche: 4. Tag


Was muss ich in mir bekämpfen, um zum inneren Sterben zu gelangen?


1. Eigenliebe


Die Anhänglichkeiten und die ungeordneten Neigungen verdunkeln in der Seele den Glanz der Wahrheit und lassen sie nicht zum wahren Leben gelangen.


Wenn ich mich hinwenden will zu Gott, muss ich mich notwendigerweise abwenden von mir selbst. Wie stark hängen wir doch an unserem eigenen Ich, und wie schwer ist es, sich von ihm zu lösen! Wer aber den ernsten Willen dazu hat, dem hilft Gott mit seiner Gnade.


Worte des Herrn: »Amen, Amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren« (Joh 12,24-26).


Betrachtung:


Gott wirkt in uns im Verborgenen


Seid überzeugt, dass alles in uns verderbt ist durch die Sünde Adams und durch unsere persönlichen Sünden, und zwar nicht nur die körperlichen Sinne, sondern auch alle unsere seelischen Kräfte. Wenn daher unser sündiger Geist irgendeine Gabe Gottes in uns mit Überlegung und Selbstgefälligkeit betrachtet, dann wird diese Gabe, diese Handlung, diese Gnade sofort unrein und verdorben, und Gott wendet seine Augen davon ab. Wenn schon Gedanken des menschlichen Geistes so die besten Werke und die göttlichsten Gaben verderben, was sollen wir da erst von den Äußerungen des Eigenwillens sagen, die noch verderbter sind als bloße Gedanken?







Darum darf man sich nicht wundern, wenn es Gott gefällt, die Seinen »im Schirm seines Angesichtes« zu verbergen, damit sie nicht von den Blicken der Menschen noch von ihrer eigenen Erkenntnis befleckt werden. Und was tut dieser eifersüchtige Gott nicht alles, um sie zu verbergen! Wie viel Demütigungen schickt er ihnen! In wie viele Fehler lässt er sie fallen! Von welchen Versuchungen lässt er sie überfallen, so wie den heiligen Paulus! In welcher Unsicherheit, in welchem Dunkel, in welcher Ratlosigkeit lässt er sie! Wie wunderbar ist doch Gott in seinen Heiligen und in den Wegen, die er einschlägt, um sie zur Demut und zur Heiligkeit zu führen 


Erste Woche: 5. Tag


2. Stolz


Stolz war die Ursünde der Engel und der Menschen. Stolz hält auch heute noch die Menschen fern von Gott. »Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade.«


(Jak 4,6)


Jesus spricht: »Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Beispiel: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden« (Lk 18,9-14).


Betrachtung:


Selbstverleugnung


»Wer mir nachfolgen will« - sagt Jesus. ich habe mich so sehr verdemütigt und entäußert, dass ich mehr einem Wurme glich als einem Menschen. Ich kam nur in die Welt, um das Kreuz zu umfangen. Ich habe es mitten in mein Herz gepflanzt und es von meiner Jugend an geliebt. Ich habe mich mein Leben lang nach ihm gesehnt, es mit Freuden getragen und es allen Wonnen des Himmels und der Erde vorgezogen. Und ich hatte keine Ruhe, bis ich in seiner göttlichen Umarmung starb.


Wer mir also nachfolgen will, der ich so erniedrigt und gekreuzigt bin, der rühme sich so wie ich nur in der Armut, den Verdemü-







tigungen und Leiden meines Kreuzes und verleugne sich selbst. Hinweg aus der Gemeinschaft der Kreuzesfreunde mit allen jenen, die das Kreuz mit Hochmut tragen! Hinweg mit den Weisen dieser Welt, den großen Geistern und aufgeblasenen Freidenkern, die sich auf ihre Geistesblitze und Talente etwas einbilden! Hinweg mit jenen großen Schwätzern, die nur viel Lärm machen und keine andere Frucht bringen als die ihrer Eitelkeit! Hinweg mit jenen hochnäsigen Frömmlern, die überall die Vornehmtuerei des stolzen Luzifers an sich tragen - »Ich bin nicht wie die andern!« -, die sich niemals tadeln lassen, ohne sich zu entschuldigen, sich niemals angreifen lassen, ohne sich zu verteidigen, sich niemals erniedrigen lassen, ohne sich zu erheben! Hütet euch wohl, in eure Gemeinschaft jene zimperlichen Sinnenmenschen aufzunehmen, die den kleinsten Nadelstich schon fürchten, die beim geringsten Schmerz schreien und klagen, die sich niemals Bußwerke auferlegt haben und die genug durchtrieben sind, ihre Zimperlichkeit und ihren Mangel an Abtötung unter ihren Modeandachten zu verbergen. 







Erste Woche: 6. Tag


3. Trägheit


Die Trägheit wird fast immer übersehen oder nicht ernst genommen, obwohl sie doch eine von den sieben Hauptsünden ist. Wir sind zu bequem, uns ernstlich zu mühen um das eigene Heil, ganz zu schweigen vom Heil der Mitmenschen, deren Seele Gott doch von uns fordern wird. »Seit den Tagen Johannes1 des Täufers bis heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich« (Mt 11, 12).


Der faule Knecht im Evangelium: »Zuletzt kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wußte, daß du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder. Sein Herr antwortete ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewußt, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluß haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen« (Mt 25,24-30).


Betrachtung:


Ermunterung der Kreuzesfreunde


Ihr habt euch vereinigt, Freunde des Kreuzes, um als gekreuzigte Gotteskämpfer die Welt zu bekriegen, und zwar nicht durch Flucht, wie es selbst bei eifrigen Christen geschieht, aus Angst, von ihr besiegt zu werden, sondern als mutige und tapfere Streiter, die nicht wanken noch weichen. Seid mutig und kämpft unerschrocken! Schließt euch fest zusammen; denn die Einheit eurer Herzen und







Seelen ist für Welt und Hölle unbezwinglicher und schrecklicher, als die Verteidigungstruppen eines wohlgeeinten Reiches es für den Feind sind. Die Teufel schließen sich zusammen, um euch zu verderben; so eint euch, um sie niederzuwerfen! Die Geizhälse bilden Gemeinschaften, um Gold und Silber zu erhandeln; so eint auch ihr eure Mühen, um die Schätze der Ewigkeit zu gewinnen, die im Kreuz verborgen sind! Die Gleichgesinnten verbünden sich, um zu genießen; so eint euch denn, um zu leiden! Ihr nennt euch Verehrer des Kreuzes. Welch großer Name! Ich gestehe, er entzückt und blendet mich; denn er ist strahlender als die Sonne, erhabener als der Himmel, ehrenvoller und glorreicher als die großartigsten Titel der Könige und Kaiser. Es ist der Name Jesu Christi, des Gottmenschen; es ist die unzweideutige Bezeichnung eines Christen. 







Erste Woche: 7. Tag


4. Lieblosigkeit


Wie leicht gleiten wir über die Lieblosigkeiten des alltäglichen Lebens hinweg! Unfreiwillige Zerstreuungen beim Gebet bauschen wir auf und bekennen sie in der Beichte; aber über die groben Verstöße gegen das Hauptgebot der Liebe schweigen wir. »Daran wer-den alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt« (Joh 13,35).


Der Apostel Johannes über Liebe und Lieblosigkeit: »Daran kann man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennen: Jeder, der die Gerechtigkeit nicht tut und seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott. Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt: Wir sollen einander lieben und nicht wie Kain han- dein, der von dem Bösen stammte und seinen Bruder erschlug. Warum hat er ihn erschlagen? Weil seine Taten böse, die Taten seines Bruders aber gerecht waren. Wundert euch nicht, meine Brüder, wenn die Welt euch hasst. Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder, und ihr wisst: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt. Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben. Wenn jemand Vermögen hat und sein Herz vor dem Bruder verschließt, den er in Not sieht, wie kann die Gottesliebe in ihm bleiben? Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit.


Und das ist sein Gebot: Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie es seinem Gebot entspricht. Wer seine Gebote hält, bleibt in Gott und Gott in ihm. Und dass er in uns bleibt, erkennen wir an dem Geist, den er uns gegeben hat« (1 Joh 3,10-18.23.24).







Betrachtung:


Durch die Ganzhingabe üben wir vollkommene Nächstenliebe


Was uns überdies dazu drängt, Maria durch unsere Ganzhingabe zu verehren, ist der große Nutzen, der unserem Nächsten daraus erwächst; denn in dieser Form der Verehrung übt man auf vorzügliche Weise die Nächstenliebe. Wir schenken nämlich durch die Hände Marias das Teuerste, das wir haben, nämlich den sühnenden und den fürbittenden Wert aller unserer guten Werke. Nicht einmal den kleinsten guten Gedanken oder das geringste Leiden nehmen wir aus. Alles, was wir an Sühnewerten erworben haben und bis zum Tode noch erwerben werden, überlassen wir der Gottesmutter, damit sie es zur Bekehrung der Sünder oder zur Befreiung der Armen Seelen aus dem Fegefeuer verwende.


Ist das nicht vollkommene Nächstenliebe? Heißt das nicht, ein wahrer Jünger Jesu Christi sein, den man an der Nächstenliebe erkennt? Heißt das nicht, ohne Angst vor Selbstgefälligkeit Sünder bekehren und die Armen Seelen aus dem Fegefeuer befreien, ohne dass man dazu viel anderes tut als seine Standespflicht?


Um die Bedeutung dieses Beweggrundes recht einzuschätzen, muss man sich bewusst werden, was die Bekehrung eines Sünders oder die Befreiung einer Seele aus dem Fegfeuer wert ist. Es ist eine Tat von unendlichem Wert, größer als die Schöpfung des Himmels und der Erde, weil man damit einer Seele den Besitz Gottes schenkt. Und befreite man durch seine Hingabe in einem ganzen Leben auch nur eine Seele aus dem Fegfeuer, bekehrte man auch nur einen einzigen Sünder, es müsste hinreichen, um jeden wahrhaft barm-herzigen Menschen zur Ganzhingabe zu bewegen.


Wenn aber unsere guten Werke durch die Hände Marias gehen, gewinnen sie außerdem an Reinheit und darum auch an Verdienst, an sühnendem und fürbittendem Wert. Dadurch lindern sie viel wirksamer die Pein des Fegfeuers und tragen mehr zur Bekehrung der Sünder bei, als wenn sie nicht durch die jungfräulichen und freigebigen Hände Marias gingen. Das Wenige, das man ohne Eigenwillen, aus gänzlich uneigennütziger Nächstenliebe durch die







Gottesmutter herschenkt, gewinnt in Wahrheit große Macht, Gottes Zorn abzuwenden und sein Erbarmen herabzuziehen. Und vielleicht wird es sich beim Tode eines Menschen, der diese Hingabe recht treu geübt hat, herausstellen, dass er dadurch viele Seelen aus dem Fegfeuer befreit und viele Sünder bekehrt hat, obwohl er nur seine gewöhnlichen Standespflichten erfüllte. Welche Freude für ihn bei seinem Gericht! Welche Glorie in der Ewigkeit! 


Zweite Woche


Wir suchen, Maria zu erkennen


»Während der zweiten Woche«, sagt der heilige Ludwig Maria, »sollen wir uns in allen unseren Gebeten und täglichen Werken bemühen, Maria kennenzulernen. Wir sollen den Heiligen Geist um diese Erkenntnis bitten und können lesen und betrachten, was in der .vollkommenen Hingabe‘ und im ,Geheimnis Mariens darüber gesagt ist.«


Wir müssen durch Maria zu Jesus gehen; das ist der Sinn unserer Hingabe. Maria ist unser Weg zu Jesus.


Tagesordnung für die zweite Woche


Tägliche Gebete:


Litanei vom Heiligen Geist (S. 113)


»Meerstern, ich dich grüße« (S. 109)


Lauretanische Litanei (S. 120)


Gebet des heiligen Ludwig Maria zur Gottesmutter (S. 124) Rosenkranz


Geistliche Übungen:


Betrachtung. Gewissenserforschung. Tugendübungen: Nachahmung der Tugenden Marias. Stoßgebet, empfohlen vom heiligen Ludwig Maria: »Ich schenke mich ganz dir, o Maria; dein eigen will ich sein.«


Gebet vor der Betrachtung:


O Maria, unbefleckte Jungfrau und Gottesmutter! Du bist die auserwählte Tochter des Vaters, die treue Braut des Heiligen Geistes und die reinste Mutter Jesu. Weil du die Mutter Jesu bist, bist du auch unsere Mutter. Du bist meine Mutter, meine Herrin und Königin! Erflehe mir Erleuchtung und Liebe vom Heiligen Geist, damit ich dich immer besser erkenne und mehr liebe. Wenn ich ganz dir gehöre, werde ich auch ganz Jesus gehören.


Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in uns das Feuer deiner Liebe.







Zweite Woche: 1. Tag


Maria und die Allerheiligste Dreifaltigkeit


Kein Geschöpf ist so in das Geheimnis des Dreieinigen Gottes hineingenommen wie Maria. Wer sich hebend in ihre Beziehungen zu jeder der drei göttlichen Personen versenkt, der wird durch Gottes Gnade immer neue Tiefen und Schönheiten entdecken.


Schriftworte, von der Kirche auf Maria bezogen: »Der Herr hat mich geschaffen im Anfang seiner Wege, vor seinen Werken in der Urzeit; in frühester Zeit wurde ich gebildet, am Anfang, beim Ursprung der Erde. Als die Urmeere noch nicht waren, wurde ich ge-boren, als es die Quellen noch nicht gab, die wasserreichen. Ehe die Berge eingesenkt wurden, vor den Hügeln wurde ich geboren. Noch hatte er die Erde nicht gemacht ... Als er den Himmel baute, war ich dabei, ... als er die Fundamente der Erde abmaß, da war ich als geliebtes Kind bei ihm. Ich war seine Freude Tag für Tag und spielte vor ihm allezeit. Ich spielte auf seinem Erdenrund, und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein.


Nun, ihr Söhne, hört auf mich! Wohl dem, der auf meine Wege achtet. Hört die Mahnung, und werdet weise, lehnt sie nicht ab! Wohl dem, der auf mich hört, der Tag für Tag an meinen Toren wacht und meine Türpfosten hütet. Wer mich findet, findet Leben und erlangt das Gefallen des Herrn« (Spr 8,22-35).


Betrachtung:


Gott wollte sich Marias bedienen - Gott erwählte Maria, um die Inkarnation und die Erlösung zu verwirklichen


Gott Vater hat der Welt seinen eingebornen Sohn nur durch Maria geschenkt. Wie sehr sich auch die Patriarchen nach dem Erlöser gesehnt, wie sehr die Propheten und Gerechten des Alten Bundes viertausend Jahre lang um ihn gefleht hatten, Maria allein war es, die ihn verdient hat. Nur sie hat durch die Kraft ihrer Gebete und ihre hohe Tugend Gnade gefunden vor Gott. Der heilige Augustinus sagt uns, die Welt sei unwürdig gewesen, den Sohn







Gottes unmittelbar aus den Händen des Vaters zu empfangen. Darum habe Gott ihn Maria geschenkt, damit die Welt ihn durch sie empfange. Der Sohn Gottes ist um unseres Heiles willen Mensch geworden, entstanden in Maria und geboren aus Maria.


Gott der Heilige Geist bildete Jesus Christus in Maria, nicht ehe er durch einen seiner höchstenEngel ihre Zustimmung eingeholt hatte.


Geistliche Lesung: Geheimnis Marias, S. 126, Nr. 1-15, Bedeutung der Ganzhingabe. 







Zweite Woche: 2. Tag


Braut des Heiligen Geistes


Das ganze Leben Marias stand unter der Überschattung des Heiligen Geistes. Die Heilige Schrift berichtet nicht viel von ihr; aber es ist kennzeichnend, daß ihre erste und ihre letzte Erwähnung im Neuen Testament sie in Verbindung mit dem Heiligen Geist zeigt. Echte Marienliebe und Verehrung des Heiligen Geistes gehören aufs engste zusammen.


Heilig-Geist-Verehrung, das Geheimnis der Fruchtbarkeit: »Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast« (Lk 1,26-38).







Betrachtung:


Maria bringt Christus in den Seelen hervor


Zudem ist Jesus jetzt und immer das Kind Marias. Himmel und Erde wiederholen es ihr ja täglich tausend- und aber tausendmal: »Und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.« Darum ist sicherlich Jesus Christus für jeden einzelnen Menschen, der ihn besitzt, genau so das Kind und das Werk Marias wie für die ganze Welt im allgemeinen. Wenn daher ein Gläubiger Jesus in seinem Herzen gestaltet hat, dann darf er kühn bekennen: »Inniger Dank sei Maria! Was ich besitze, hat sie bewirkt und hervorgebracht, und ohne sie besäße ich es nicht.« Wenn schon der heilige Paulus von sich behaupten kann: »Noch einmal leide ich Geburtswehen um euch, bis Christus in euch Gestalt gewinnt«, dann können wir mit größerem Recht Maria sprechen lassen: Täglich leide ich Geburtswehen um die Kinder Gottes, bis mein Sohn Jesus Christus in der Fülle seines Mannesalters in ihnen Gestalt angenommen hat. In einem kühnen Gedankenflug geht der heilige Augustinus noch viel weiter als ich. Er erklärt nämlich, alle Erwählten seien in dieser Welt im Schoße der heiligen Jungfrau verborgen, um dem Bilde des Gottessohnes gleichförmig zu werden; diese gute Mutter bewahre, nähre und erhalte sie dort und fördere ihr Wachstum so lange, bis sie nach dem Tode sie zur ewigen Herrlichkeit gebiert. Denn das ist erst der eigentliche Tag ihrer Geburt, wie die Kirche den Tod der Gerechten nennt. Welch ein Geheimnis der Gnade ist doch dies, den Weltmenschen unbekannt, den Kindern Gottes nur wenig bekannt!


Geistliche Lesung: Geheimnis Marias, S. 129, Nr. 16-24, Wie Maria Jesus in uns bildet







Zweite Woche: 3. Tag


Mutter Christi und seines mystischen Leibes


Marias ganze Größe und Hoheit ist begründet in ihrer Gottesmutterschaft. Sie ist aber nicht nur die Mutter Christi, sondern auch die Mutter seines geheimnisvollen Leibes. Denn vom Kreuz herab hat Christus ihr in der Person des Lieblingsjüngers die ganze Menschheit anvertraut. Darum ist Maria in Wahrheit auch unsere Mutter.


Johannes berichtet Jesu letztes Ver mächtnis: »Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.« (Joh 19,25-27) Betrachtung:


Gott will sich Marias bei der Heiligung der Seelen bedienen


So wie die drei Personen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit beim ersten Kommen Jesu Christi in der Menschwerdung gewirkt haben, so wirken sie täglich auf unsichtbare Weise in der heiligen Kirche, und so werden sie es halten bis Christus wiederkommt und die Zeit sich vollendet.


Maria, die Gnadenvermittlerin


Gott Vater hat alle Wasser gesammelt und sie Meer genannt; er hat alle Gnaden gesammelt und sie Maria genannt. Der große Gott besitzt einen übervollen Schrein, eine Schatzkammer, in der er alle Schönheit, allen Glanz, alles, was selten und kostbar ist, eingeschlossen hat, selbst seinen eigenen Sohn. Diese unermeßliche Schatzkammer ist niemand anders als Maria. Die Heiligen nennen sie denn auch Gottes Schatzkammer, aus deren Fülle die Menschen ihre Reichtümer empfangen.







Gott Sohn hat seiner Mutter alles übergeben, was er durch sein Leben und Sterben erworben hat, seine unendlichen Verdienste und seine wunderbaren Tugenden. Das ganze Erbe, das sein Vater ihm verliehen hat, lässt er durch sie verwalten und verteilen; durch sie wendet er seine Verdienste seinen Gliedern zu, durch sie teilt er seine Tugenden mit und spendet seine Gnaden. Maria ist wie ein geheimnisvolles Strombett; sie ist die Leitung, durch die er sanft und reichlich die Wasser seines Erbarmens strömen lässt.


Gott der Heilige Geist hat seiner treuen Braut Maria seine unaussprechlich großen Gaben anvertraut: er hat sie zur Ausspenderin seines ganzen Besitzes erwählt; darum ist sie es, die alle seine Gaben und Gnaden verteilt an wen sie will, in welchem Maße sie will, wie sie will und wann sie will. Keine himmlische Gabe wird den Menschen verliehen, die nicht durch ihre jungfräulichen Hände ginge. Denn das ist der Wille Gottes, dass wir alles durch Maria empfangen; so will nämlich der Allerhöchste jene Magd auszeichnen, erhöhen und ehren, die sich während ihres ganzen Erdenlebens in tiefer Demut entäußert, erniedrigt und bis in die Tiefen ihres Nichts verborgen hat. Das ist die Auffassung der Kirche und der heiligen Kirchenväter.


Wenn ich zu den Gelehrten dieser Zeit spräche, dann würde ich alles, was ich jetzt einfach behaupte, ausführlich durch lateinische Zitate aus der Heiligen Schrift und den Kirchenvätern belegen. Nun spreche ich aber hauptsächlich zu den Armen und Einfachen; und da diese guten Willens sind und mehr Glauben besitzen als die meisten Gelehrten, nehmen sie das alles viel einfacher auf und haben auch mehr Verdienste dabei. Darum begnüge ich mich damit, ihnen einfach die Wahrheit zu erklären, und halte mich nicht lange auf mit der Anführung all der lateinischen Textstellen, die sie ja doch nicht verstehen. Einige Texte zitiere ich allerdings, jedoch ohne mich besonders darauf zu verlegen. Aber fahren wir fort.


Macht der Fürbitte Marias


Die Gnade ist die Vollendung der Natur und die Glorie die Vollendung der Gnade. Darum ist der Heiland sicherlich auch im Himmel Sohn Marias, wie er es auf Erden war. Er hat deshalb die Ehrfurcht und den Gehorsam des vollkommensten aller Kinder gegenüber der besten aller Mütter bewahrt. Freilich muss man sich davor hüten, diese Abhängigkeit als irgendeine Erniedrigung oder Unvollkommenheit in Jesus Christus aufzufassen. Denn Maria steht ja unendlich viel tiefer als ihr Sohn, der Gott ist. Sie kann ihm daher nicht so befehlen wie irgendeine Mutter hienieden ihrem Kinde befiehlt, das tiefer steht als sie. Aber Maria ist ganz in Gott hineingenommen durch die Gnade und Glorie, die alle Heiligen in ihn hineinzieht. Daher erbittet, will und tut sie nichts, was dem ewigen und unveränderlichen Willen Gottes zuwiderliefe. Wenn man darum in den Schriften der Heiligen wie Bernhard, Bernardin, Bonaventura und anderer liest, alles im Himmel und auf Erden, ja Gott selbst sei der allerseligsten Jungfrau untertan, dann ist das so zu verstehen: Die Gewalt, die Gott Maria gnädig verliehen hat, ist so groß, dass es scheint, als habe sie die gleiche Macht wie Gott. Ihre Gebete und Bitten haben bei Gott ein solches Gewicht, dass er sie stets wie Befehle achtet und seiner lieben Mutter niemals eine Bitte abschlägt, eben weil sie immer demütig ist und ganz im Willen Gottes steht.


Schon Moses hat durch die Kraft seines Gebetes den Zorn Gottes über die Israeliten so wirksam aufgehalten, dass der erhabene und unendlich barmherzige Herr ihm nicht widerstehen konnte. »Laß mich doch meinem Zorne nachgeben und das aufrührerische Volk bestrafen!« so hatte er ihn gebeten. Wenn das schon bei Moses so war, müssen wir dann nicht das gleiche mit noch viel mehr Grund vom Gebet der demütigen Jungfrau Maria annehmen? Hat doch das Gebet der Gottesmutter vor dem Herrn mehr Gewicht als die Gebete und Fürbitten aller Engel und Heiligen im Himmel und auf Erden.


Das ist der Wille des Herrn, der die Niedrigen erhöht, daß Himmel, Erde und Hölle sich den Befehlen der demütigen Jungfrau







beugen, ob sie wollen oder nicht. Er hat sie zur Königin des Himmels und der Erde gemacht, zur Anführerin seiner Heerscharen, zur Verwalterin seiner Schätze, zur Ausspenderin seiner Gnaden, zur Vollbringerin seiner großen Wunder, zur Versöhnerin und Fürsprecherin der Menschheit, zur Siegerin über die Feinde Gottes und zur treuen Gefährtin seiner Großtaten und seiner Triumphe.


Geistliche Lesung: Geheimnis Marias, S. 133, Nr. 24-34, Die echte Marienverehrung. 







Zweite Woche: 4. Tag


Mittlerin aller Gnaden


Maria hat uns in ihrem Sohn die Quelle aller Gnaden geschenkt. Sollte da Gott nicht auch weiterhin seine Gnaden auf diesem Wege mitteilen? Das erste Wunder Jesu in der Ordnung der Gnade, die Heiligung des Johannes im Mutterschoß, und sein erstes Wunder in der Ordnung der Natur, die Verwandlung von Wasser in Wein, geschahen, wie uns die Heilige Schrift berichtet, durch Marias Vermittlung. Darauf beruht die Lehre der Kirche von der allgemeinen Gnadenvermittlung Marias.


Die Heiligung des Johannes: »Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. Als Elisa- bet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn, ...« (Lk 1,39-56 / Magnifkat S. 112)


Das Wunder zu Kana: »Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie







brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war ...« (Joh 2,1-9).


Betrachtung:


Wir bedürfen einer Mittlerin bei unserem Mittler Jesus Christus


Es ist vollkommener, wenn wir uns Gott nicht ohne Mittler nahen, denn es bekundet mehr Demut. Wie ich eben gezeigt habe, ist unsere Natur verdorben. Wenn wir da auf unser eigenes Streben, unser eigenes Können und Mühen bauen, um zu Gott zu gelangen und ihm zu gefallen, werden sicherlich alle unsere guten Werke befleckt sein. Sie haben dann wenig Gewicht vor Gott und erschweren es ihm. sich mit uns zu vereinen und uns zu erhören. Nicht umsonst sind uns Mittler bei Gott gegeben gegeben. Der Herr sah unseren Unwert und unsere Ohnmacht und hatte Mitleid mit uns; um uns den Weg zu seinem Erbarmen zu öffnen, schenkte er uns mächtige Fürsprecher bei seinem Throne. Wenn wir also diese Fürsprecher missachten und uns dem Dreimalheiligen unmittelbar nahen, dann ist das ein Mangel an Demut und Ehrerbietung gegenüber Gottes Majestät und Größe. Das hieße, dem König der Könige weniger Ehrfurcht erweisen als einem irdischen König oder Prinzen, dem wir uns nicht gerne nahen ohne einen Freund, der für uns Fürsprache einlegt. Der Heiland ist unser Anwalt und der Mittler unserer Erlösung bei Gott Vater; durch ihn müssen wir mit der ganzen Kirche beten. Durch ihn haben wir Zugang zur göttlichen Majestät, und niemals dürfen wir anders vor Gott erscheinen als unter Berufung auf Christus und angetan mit seinen Verdiensten.


Mittlerschaft Marias


Aber brauchen wir nicht auch einen Mittler bei unserem Mittler selbst? Sind wir rein genug, um uns unmittelbar an ihn zu wenden? Ist er nicht Gott, in allen Dingen seinem Vater gleich und darum ebenso heilig und ehrfurchtgebietend wie sein Vater? Wenn er aus seiner unendlichen Liebe heraus unser Bürge und Mittler bei Gott, seinem Vater, geworden ist, um ihn zu besänftigen und ihm unsere







Schulden zu zahlen, dürfen wir deswegen weniger Achtung und Ehrfurcht vor seiner Majestät und Heiligkeit haben?


Darum wage ich, mit dem heiligen Bernhard zu sagen, dass wir eines Mittlers beim Mittler selbst bedürfen und Maria am besten dieses Amt der Liebe versehen kann. Durch sie ist Jesus Christus zu uns gekommen, und durch sie müssen wir zu ihm gehen. Wenn wir Sünder wegen Gottes unendlicher Erhabenheit und wegen unserer Armseligkeit Bedenken haben, geradewegs zu Jesus Christus zu gehen, dann wollen wir getrost um die Hilfe und Fürbitte unserer Mutter Maria flehen. Sie ist gut, sie ist zärtlich; nichts an ihr ist streng oder abweisend, nichts zu erhaben oder zu strahlend; wenn wir sie betrachten, sehen wir nur unsere eigene Natur.


Maria ist nicht die Sonne, die uns durch die Helligkeit ihrer Strahlen blendet, sondern sie ist schön und sanft wie der Mond, der das Licht von der Sonne empfängt und es dämpft, um es unseren schwachen Augen anzupassen. Sie ist so voller Liebe, daß sie selbst den ärgsten Sünder nicht zurückweist, wenn er um ihre Fürsprache bittet. Denn wie die Heiligen sagen, ist es seit dem Bestehen der Welt niemals gehört worden, dass jemand mit Vertrauen und Beharrlichkeit seine Zuflucht zur Gottesmutter nahm und abgewiesen wurde. Sie ist so mächtig, dass ihr niemals eine Gunst versagt wird; sie braucht bloß bittend vor ihren Sohn zu treten, und schon ist ihr Anliegen erhört; von seiner Mutter und ihren Bitten lässt er sich stets in Liebe besiegen.


All dies habe ich den Schriften des heiligen Bernhard und des heiligen Bonaventura entnommen. Wie diese sagen, müssen wir drei Stufen erklimmen, um zu Gott zu gelangen: die erste, die uns am nächsten ist und unseren Fähigkeiten am meisten entspricht, ist Maria; die zweite ist Jesus Christus und die dritte Gott Vater. Um zu Jesus zu gelangen, müssen wir zuerst zu Maria gehen; sie ist unsere Mittlerin der Fürbitte. Um zum ewigen Vater zu gelangen, müssen wir zu Jesus gehen, denn er ist unser Mittler der Erlösung. Die Andachtsübung, die ich später beschreiben werde, hält sich genau an diese Ordnung.


Geistliche Lesung: Geheimnis Marias, S. 135, Nr. 35-42, Vorzüge der Ganzhingabe.







Zweite Woche: 5. Tag


Königin der Apostel


Das Wesen des Apostolats besteht darin, Christus in den Menschenseelen hervorzubringen. Das aber ist nur eine Weiterführung der mütterlichen Aufgabe Marias. Deshalb gehören Marienvereh- rung und Apostolat aufs engste zusammen. Wer in der Hingabe an Maria nur eine sentimentale Frömmigkeitsübung erblickt, ohne Verpflichtung zur Ausbreitung des Gottesreiches, der hat den eigentlichen Kern aller wahren Marienliebe noch nicht erfasst.


Schriftlesung: »Wie ein Weinstock trieb ich schöne Ranken, meine Blüten wurden zu prächtiger und reicher Frucht. Kommt zu mir, die ihr mich begehrt, sättigt euch an meinen Früchten! An mich zu denken ist süßer als Honig, mich zu besitzen ist besser als Waben-honig. Mein Andenken reicht bis zu den fernsten Generationen. Wer mich genießt, den hungert noch, wer mich trinkt, den dürstet noch. Wer auf mich hört, wird nicht zuschanden, wer mir dient, fällt nicht in Sünde. Wer mich ans Licht hebt, hat ewiges Leben« (Sir 24,17-22).


Betrachtung:


Teilnahme an Marias Glauben


Die Gottesmutter wird dir Anteil schenken an ihrem Glauben, der auf Erden größer war als der Glaube aller Patriarchen, Propheten, Apostel und Heiligen. Jetzt, wo sie im Himmel herrscht, besitzt sie diesen Glauben nicht mehr, denn sie erkennt alle Dinge klar in Gott im Licht der Glorie. Aber der Allmächtige hat ihr beim Eintritt in die Glorie die Macht gewährt, diesen Glauben in der streitenden Kirche für ihre treuesten Diener und Dienerinnen zu bewahren.


Je mehr du dir darum das Wohlwollen dieser hohen Fürstin und getreuen Jungfrau erwirbst, desto mehr reinen Glauben wirst du in deinem ganzen Verhalten an den Tag legen: einen reinen Glauben, der dich lehrt, nicht nach fühlbaren und außergewöhnlichen Din-







gen zu streben; einen lebendigen, liebebeseelten Glauben, der dir die Kraft gibt, alles aus reiner Liebe zu tun; einen felsenfesten, unerschütterlichen Glauben, in dem du ruhig und standhaft verharrst inmitten von Stürmen und Ängsten; einen tätigen und durch-dringenden Glauben, der wie ein geheimnisvoller Schlüssel dir Zugang verschafft zu allen Geheimnissen Jesu Christi, zum letzten Ziel des Menschen und selbst zum Herzen Gottes; einen mutigen Glauben, der dich treibt, ohne Zaudern Großes zu wagen und zu vollenden für Gott und die Rettung der Seelen; einen Glauben, der deine leuchtende Fackel sein wird, dein göttliches Leben, dein verborgener Schatz der göttlichen Weisheit und deine allmächtige Waffe. Durch ihn wirst du Lichtbringer sein in Dunkel und Todesschatten, entflammen die Lauen und jene, die des flammenden Goldes der Liebe bedürfen. Du wirst neu beleben, die im Tod der Sünde erstarrt sind. Durch deine gütigen und doch machtvollen Worte wirst du die steinernen Herzen rühren, die Zedern des Libanon stürzen und dem Satan und allen Feinden des Heiles Widerstand leisten.


Geistliche Lesung: Geheimnis Marias, S. 138, Nr. 43-53, Innere Übung der Ganzhingabe. 







Zweite Woche: 6. Tag


Die Frau der Apokalypse - Marias Kampf gegen den Satan


Maria geht als Mutter immer dem Sohn voraus. Auch bei der Wiederkunft ihres Sohnes wird sie ihm die Wege ebnen. Als die sonnenumkleidete Frau wird sie den letzten Kampf der Heilsgeschichte gegen die Mächte der Tiefe führen. Mit dem Heiligen Geist, dessen Braut sie ist, wird sie zu den auserwählten Seelen jenes beglückende Wort sprechen: »Komm!« So ist Maria die Pforte, die ins ewige Leben führt.


Die große Marien-Vision des Apostels Johannes: »Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen. Ein anderes Zeichen erschien am Himmel: ein Drache, groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde herab. Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte ihr Kind verschlingen, sobald es geboren war. Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der über alle Völker mit eisernem Zepter herrschen wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt. ...


Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten, und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; ...


Als der Drache erkannte, dass er auf die Erde gestürzt war, verfolgte er die Frau, die den Sohn geboren hatte. ... Die Schlange spie einen Strom von Wasser aus ihrem Rachen hinter der Frau her, damit sie von den Fluten fortgerissen werde. Aber die Erde kam der Frau zu Hilfe; sie öffnete sich und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Rachen gespien hatte. Da geriet der Drache in Zorn über die Frau, und er ging fort, um Krieg zu führen mit ihren







übrigen Nachkommen, die den Geboten Gottes gehorchen und an dem Zeugnis für Jesus festhalten« (Offb 12,1-17).


Betrachtung:


Die Marien Verehrung wird in der Endzeit besonders notwendig sein - Marias Kampf gegen den Satan


Durch Maria hat das Heil der Welt begonnen, durch Maria muß es auch vollendet werden.


Beim ersten Kommen Jesu Christi ist Maria fast gar nicht in Erscheinung getreten, damit die Menschen, die ja damals über die Person ihres Sohnes nur wenig unterrichtet und aufgeklärt waren, sich nicht durch eine zu starke und sinnenhafte Anhänglichkeit an Maria von der Wahrheit entfernten. Denn hätte man sie schon damals gekannt, dann wäre das sicher eingetreten wegen des wunderbaren Liebreizes, mit dem der Allerhöchste selbst ihr Äußeres ausgestattet hatte. Diese Gefahr war aber tatsächlich gegeben; so bezeugt Dionysius der Areopagite, daß er sie bei ihrem Anblick wegen ihres geheimnisvollen Reizes und ihrer unvergleichlichen Schönheit für eine Göttin gehalten hätte, wenn nicht der Glaube, in dem er wohlunterrichtet war, ihn eines andern belehrt hätte.


Beim zweiten Kommen Jesu Christi aber muss Maria erkannt und vom Heiligen Geist geoffenbart werden, damit die Menschen durch sie auch Jesus Christus erkennen, lieben und ihm dienen. Denn die Gründe, die den Heiligen Geist veranlasst haben, seine Braut während ihres Erdenlebens ganz zu verbergen und sie seit der Predigt des Evangeliums nur wenig zu offenbaren, haben dann keine Geltung mehr.


Geistliche Lesung: Geheimnis Marias, S. 141, Nr. 53-63, Die Früchte der Ganzhingabe.


Zweite Woche: 7. Tag


Notwendigkeit der Marienverehrung


Das katholische Volk vertraut auf die Wahrheit des Satzes: »Ein Marienkind geht niemals verloren.« Wenn schon eine irdische Mutter kein Opfer scheut, um ihr Kind dem Tode zu entreißen, um wieviel mehr wird Maria alles aufwenden, um uns vor dem ewigen Verderben zu bewahren! Freilich dürfen wir nicht vermessentlich auf diese Wahrheit vertrauen, wenn wir nicht auch wie ein wahres Marienkind unser Leben nach dem Vorbild der Mutter und ihres göttlichen Sohnes gestalten.


Klarer als jede andere Schriftstelle erschließt uns die Notwendigkeit der Marienverehrung das Ave Maria: Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. - Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.


Betrachtung:


Die Menschen brauchen Maria um zu ihrem letzten Ziel zu gelangen


Wir kommen zu dem Schluss, dass die Heiligste Jungfrau, da schon Gott sie brauchte, - wie wir sagen, hypothetisch brauchte, was die Abhängigkeit von ihrem zustimmenden Willen bedeutet - von den Menschen noch viel dringendener gebraucht wird, damit sie ihr letztes Ziel erreichen können. Darum darf man die Marienverehrung nicht einfach der Verehrung der übrigen Heiligen gleichsetzen. Sie ist viel notwendiger und keineswegs unse-rem Belieben anheimgestellt. Jeder Mensch braucht die Marien- verehrung um sich zu retten.


Der gelehrte und fromme Suarez aus der Gesellschaft Jesu (1548-1617), der weise und fromme Justus Lipsius, Doktor von Löwen, und viele andere haben mit unanfechtbaren Argumenten bewiesen, dass die Marienverehrung zum Heile notwendig ist. Sie







stützten sich auf die Auffassung der Kirchenväter, wie des heiligen Augustinus, des heiligen Diakons Ephrem von Edessa, des heiligen Cyrill von Jerusalem, des heiligen Germanus von Konstantinopel, des heiligen Johannes von Damaskus, der Heiligen Anselm, Bernhard, Bernardin, Thomas, Bonaventura und vieler anderer. Ebenso haben sie bewiesen, es sei ein sicheres Zeichen für das Fehlen der Gotteskindschaft, wenn jemand keine Achtung und Liebe für die seligste Jungfrau hege. Dies geben sogar viele Irrlehrer zu. Andrerseits sei aber eine echte und vollkommene Liebe und Hingabe an sie ein sicheres Zeichen der Auser-wählung.


Die Vorbilder und Aussprüche des Alten und Neuen Testaments beweisen dies, die Auffassung und das Beispiel der Heiligen bekräftigen es, die Vernunft und die Erfahrung lehren und zeigen es; selbst die Teufel und die bösen Geister haben es oft unter dem Zwang der Wahrheit widerwillig bekennen müssen. Von den vielen Textstellen bei den heiligen Kirchenvätern und Lehrern, die ich gesammelt habe, um diese Wahrheit zu beweisen, will ich der Kürze halber nur einen Ausspruch des heiligen Johannes von Damaskus anführen: »Die Liebe zu dir, o Maria, ist eine Waffe des Heiles, die Gott jenen verleiht, die er retten will.«


Ich könnte als Beweis hier einige Begebenheiten anführen. Es wird in der Lebensbeschreibung des heiligen Franziskus erzählt, er habe einst in einer Ekstase eine große Leiter gesehen, die in den Himmel führte. Auf der obersten Sprosse stand die Gottesmutter, und es wurde ihm bedeutet, dass er dort zu ihr hinaufsteigen müsse, um in den Himmel zu gelangen. In der Lebensgeschichte des heiligen Dominikus wird berichtet, die heilige Jungfrau habe bei einer Teufelsaustreibung den Dämonen geboten, die Macht der Marienverehrung offen zu bekennen.


Geistliche Lesung: Geheimnis Marias, S. 144, Nr. 65-73, Wachsen in der Hingabe.


Dritte Woche


Jesus kennen und lieben


»Die dritte Woche«, sagt der heilige Ludwig Maria, »sollen wir dazu verwenden, Jesus Christus zu erkennen. Man kann nicht lieben, was man nicht kennt. Was man nur halb kennt, kann man nicht aus ganzem Herzen lieben. Jesus Christus kennen, heißt genug Erkenntnis besitzen. Hättest du alles Wissen der Welt und wüsstest nicht um ihn, du wüsstest nichts.«


Wir bitten Maria, uns in die Erkenntnis Jesu Christi einzuführen; uns ihren göttlichen Sohn zu offenbaren, damit er durch sie unumschränkt in uns herrsche. Wir entsagen dem Satan und erwählen Jesus Christus zu unserem König, zu unserem einzigen Herrn und Gebieter.


Tagesordnung für die dritte Woche


Tägliche Gebete:


Litanei vom Heiligen Geist (S. 113)


»Meerstern, ich dich grüße« (S. 109)


Litanei vom heiligsten Namen Jesu (S. 116)


Gebet des heiligen Augustinus (S. 122) oder


»Jesus, der du in Maria lebst ...« (S. 116)


Geistliche Übungen:


Betrachtung, Gewissenserforschung. Tugendübungen: Akte der Gottes- und Nächstenliebe. Freudiges Ertragen von Leid, Verzeihung des uns zugefügten Unrechtes.







Gebet vor der Betrachtung


O Maria, unbefleckte Jungfrau und Gottesmutter! Lob, Dank und Anbetung sei der Allerheiligsten Dreifaltigkeit für alle Gnaden, die sie dir verliehen hat! Durch dich wollte Jesus vom Vater durch den Heiligen Geist zu uns kommen. Du bist auch unsere Mutter, unsere Herrin und Königin. Führe uns zu Jesus!


Erflehe mir Licht und Liebe vom Heiligen Geist, damit ich Jesus immer besser erkenne und mehr liebe. Durch die Ganzhingabe an dich will ich mit dir auf ewig Jesus gehören.


Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe. 


Dritte Woche: 1. Tag


Die Liebe Christi zu uns:


Seine Menschwerdung


Die seit Ewigkeiten verborgene unsichtbare Liebe Gottes ist sichtbar erschienen in Jesus Christus. Wer vermag dieses Geheimnis zu ergründen? Bitten wir die Mutter der schönen Liebe, sie möge uns die Liebe Christi erkennen lassen, die alle Erkenntnis übersteigt (Eph 3,19).


Worte der Heiligen Schrift: »Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir so lange die Treue bewahrt« (Jer 31,3).


»Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat« (Joh 3,16).


»Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit« (Joh 1,14).


»... lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat« (Gal 2,20).


Betrachtung:


Die Menschwerdung der Ewigen Weisheit


Die vorherbestimmte Zeit für die Erlösung des Menschen war nun endlich gekommen. Da schuf sich die Ewige Weisheit eine würdige Wohnung. Im Schoße der heiligen Anna bildete sie das wunderbare Kind Maria und empfand mehr Freude darüber als über die Erschaffung des Weltalls. Unmöglich, die Gnaden zu nennen, welche die Allerheiligste Dreifaltigkeit diesem lieblichen Menschenkind verliehen hat; nicht auszudrücken aber auch die Treue, mit der Maria diesen Gnaden ihres Schöpfers entsprochen hat.


O Maria! Du Meisterwerk des Allerhöchsten und Wunder der unerschaffenen Weisheit! Du Wunderzeichen der Allmacht und







Abgrund der Gnade! Ich bekenne mit allen Heiligen, dass Gott allein, nur der, der dich geschaffen hat, die Höhe, die Weite und die Tiefe der Gnade ermessen kann, die er dir gegeben hat. Die Ewige Weisheit, unser Herr und Heiland, wollte aus dem Schoße seines Vaters herabsteigen in den Schoß einer Jungfrau, um darin unter den Lilien ihrer Reinheit zu ruhen; er ist in ihr Mensch geworden und hat sich so ihr ganz geschenkt. Zu diesem Zwecke sandte er ihr den Erzengel Gabriel, um sie von ihm zu grüßen und ihr Jawort zur Menschwerdung zu erbitten. Der Erzengel führte seinen Auftrag aus; er versicherte Maria, dass sie trotz ihrer Mutterschaft Jungfrau bleiben werde, und erlangte von ihr jene wunder-bare Einwilligung, auf welche die Allerheiligste Dreifaltigkeit mit allen Engeln und der ganzen Schöpfung seit Jahrtausenden gewartet hatte. Maria demütigte sich vor ihrem Schöpfer und sprach: »Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort!«


Wir stellen fest, dass sich im selben Augenblick, da Maria ihre Zustimmung zur Gottesmutterschaft gab, mehrere Wunder ereigneten. Der Heilige Geist formte mit dem reinen Blut des Herzens Marias einen winzigen, aber vollkommenen Leib; Gott schuf die vollkommenste Seele, die jemals geschaffen wurde. Die Ewige Weisheit, der Sohn Gottes, vereinte sich wesenhaft mit diesem Leib und dieser Seele. Und damit ist das große Wunder des Himmels und der Erde vollendet, damit offenbart sich das verschwenderische Übermaß der Liebe Gottes: DAS WORT IST FLEISCH GEWORDEN (Joh 1,14). Gott, die Ewige Weisheit, ist Mensch geworden, ohne dass er aufhörte, Gott zu sein; und dieser Gottmensch heißt Jesus Christus, d. h. Erlöser.


Schönheit und Milde der menschgewordenen Ewigen Weisheit


Da die Ewige Weisheit nur deshalb Mensch geworden ist, um die Herzen der Menschen an sich zu ziehen und sie an ihrer Freundschaft teilnehmen zu lassen, hat sie die bezauberndste und zarteste menschliche Liebenswürdigkeit und Milde angenommen, ohne Fehl und Makel. Ihrem Wesen nach ist sie ja reine Güte und Milde.







Schon die Propheten sprechen von ihrer Sanftmut und nennen sie ein »Sanftes Lamm«. Als Johannes der Täufer den Heiland erblickte, rief er aus: »Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt.« Er sagte nicht, wie man erwartet hätte: Seht den Allerhöchsten, seht den König der Herrlichkeit, seht den Allmächtigen; er erkannte das Wesen der Ewigen Weisheit tiefer als jeder andere, und so rief er: »Seht das Lamm Gottes«, seht jene Ewige Weisheit, die unsere Herzen gewinnen und unsere Sünden vergeben will, und die deswegen alle Milde Gottes und des Menschen, alle Sanftmut des Himmels und der Erde in sich vereint. 







Dritte Woche: 2. Tag


Die Liebe Christi in der Erlösung


Christus ist gekommen, um sein Leben als Lösegeld für alle hinzugeben. Durch seinen blutigen Tod am Kreuz hat er uns der grausamen Knechtschaft Satans entrissen und uns die Tore des Paradieses geöffnet. Möge die Schmerzensmutter, die unter dem Kreuz das Opfer ihres Sohnes mitvollzog, uns niemals vergessen lassen, um welch teuren Preis wir erkauft sind.


Heilige Schrift: »Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat« (1 Joh 4,9-10).


»Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat« (Kol 2,14).


Betrachtung:


Die Leiden der Ewigen Weisheit aus Liebe zu uns


Viele Gründe bestehen für uns, Jesus Christus, die menschgewordene Weisheit, zu lieben; aber der stärkste Beweggrund liegt nach meiner Meinung in den Leiden, die er für uns erduldet hat, um uns seine Liebe zu beweisen.


Christi Leiden bezog sich zunächst auf zeitliche Güter. Abgesehen von der Armut, die bei seiner Geburt, seiner Flucht nach Ägypten und das ganze Leben lang sein Los war, wurden ihm bei seinem bitteren Leiden sogar noch seine Kleider genommen.


Er litt sodann an seiner Ehre und seinem Ruf; denn er wurde mit Schmähungen überhäuft. Man hieß ihn einen Gotteslästerer, Aufwiegler und Besessenen. Er litt in seiner Weisheit; denn er wurde als Nichtswisser und als Schwindler angesehen und wie ein Narr







behandelt. Er litt in seiner Macht; denn man hielt ihn für einen Zauberer und Magier, der durch einen Bund mit dem Teufel falsche Wunder wirke.


Einer von seinen Jüngern verkaufte und verriet ihn, der erste unter ihnen verleugnete ihn, die anderen verließen ihn.


Unser geliebter Heiland litt an allen Gliedern seines Leibes; sein Haupt wurde mit Dornen gekrönt, Haar und Bart ihm ausgerissen, seine Wangen geschlagen. sein Angesicht bespien, Nacken und Arme mit Stricken gefesselt, Schultern und Rücken gebeugt unter der Last des Kreuzes, Hände und Füße von Nägeln durchbohrt. Sein Herz von einer Lanze geöffnet und sein ganzer Leib von Geißelhieben zerrissen.


Seine heilige Seele wurde gemartert von den Sünden aller Menschen; er musste sie erkennen als Beleidigungen seines geliebten Vaters und als Quelle des Verderbens für viele, die trotz seines bitteren Leidens der Verdammnis anheimfallen würden.


Aus all dem müssen wir mit den Kirchenvätern und dem heiligen Thomas schließen, dass unser guter Jesus mehr gelitten hat als alle Märtyrer zusammen, einschließlich jener, die bis zum Ende der Zeiten noch kommen werden.


Der Triumph der Ewigen Weisheit im Kreuz und durch das Kreuz


Und damit stehen wir vor dem größten »Geheimnis des Königs«, nämlich vor seinem Kreuz.


Wie sind doch die Gedanken und Wege der Ewigen Weisheit entfernt und verschieden von jenen selbst der weisesten Menschen! Der Heiland will die Welt erlösen, die Teufel verbannen und fesseln, den Menschen den Himmel öffnen und dem ewigen Vater un-endliche Ehre erweisen. Eine große Aufgabe! Wie wird die Ewige Weisheit sie wohl lösen? Sie ist ja allmächtig; sie braucht nur zu wollen, und alles geschieht.


Aber diese Macht ordnet sich ganz der Liebe unter. Sie will Mensch werden, um dem Menschen ihre Liebe zu beweisen; sie will selbst auf die Erde herabsteigen, damit er zum Himmel emporstei-







ge. Was sollte man nun denn erwarten? Doch wohl, dass die Weisheit in Glanz und Herrlichkeit erscheine, begleitet von Millionen und aber Millionen von Engeln oder wenigstens von Millionen erwählter Menschen; dass sie ihre Feinde durch den Glanz ihrer Majestät besiege und die Herzen der Menschen durch ihre Erhabenheit und ihre Reichtümer gewinne?


Weit gefehlt; die Ewige Weisheit wirft vielmehr ihren Blick auf ein Ding, das den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit ist; auf ein verächtliches Stück Holz, die Strafe der ärgsten Verbrecher, die Schmach der Unglücklichsten; auf einen Galgen, auf ein Kreuz. Auf dieses Kreuz blickt sie und erwählt es vor all dem, was glänzend und erhaben ist im Himmel und auf Erden; das Kreuz soll das Werkzeug ihrer Eroberungen und der Schmuck ihrer Majestät sein. Wie erstaunlich ist doch diese Wahl! Wie sind doch Gottes Pläne und Gedanken erhaben und unfasslich!


Und glaubet ja nicht, Jesus habe sich nach seinem Tode vom Kreuze getrennt und es verworfen, um einen glorreicheren Triumph feiern zu können. Keineswegs! Das Band zwischen Jesus und dem Kreuz ist unlösbar, die Verbindung ewig. Niemals das Kreuz ohne Jesus, noch Jesus ohne das Kreuz.


In Erwartung des großen Tages seines Triumphes beim letzten Gericht, will die Weisheit das Kreuz als das Unterscheidungszeichen, als das Wesen und die Waffe aller Erwählten. In der Tat nimmt sie keinen Sohn an, der es nicht als Zeichen trägt; sie nimmt keinen Jünger an, der es nicht auf der Stirn trägt, ohne zu erröten; der es nicht auf dem Herzen trägt, ohne zurückzuschrecken, und auf den Schultern, ohne es nachzuschleppen oder abzuwerfen. »Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!« (Mt 16,24)


Sie nimmt keinen Soldaten an, der es nicht als Waffe ergreift zu seiner Verteidigung, zum Angriff, um alle seine Feinde niederzuwerfen und zu zermalmen, und sie sagt: »Soldaten! Habt vertrauen; ich habe die Welt besiegt! (Joh 16,33) Ich, euer Haupt, habe meine Feinde mit dem Kreuz besiegt, und auch ihr werdet dies durch dieses Zeichen tun! In hoc signo vinces!« [KL]







Dritte Woche: 3. Tag


Die Liebe Christi im allerheiligsten Altarssakrament


Zwei große Geschenke der Liebe hat Jesus Christus uns vor seinem Tod gegeben: sein Fleisch und Blut im allerheiligsten Altarsakrament und seine Mutter. In der heiligen Kommunion empfangen wir den Leib, den Jesus aus Maria genommen hat. Darum kann niemals ein Gegensatz bestehen zwischen wahrer Marienliebe und liturgisch-eucharistischer Frömmigkeit.


Die Einsetzung der Eucharistie: »Und er sagte zu ihnen: Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen« (Lk 22,15).


»Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn« (1 Kor 11,23-27).


Betrachtung:


Der Erlösungsplan Gottes - Inkarnation, Tod, Eucharistie


Da die Weisheit einerseits ihre Liebe zum Menschen zeigen wollte, die so weit geht, dass sie für ihn sterben will, um ihn zu retten, und da sie sich andererseits nicht entschließen konnte, den Menschen zu verlassen, fand sie ein bewundernswertes Ge-heimnis, um zugleich zu sterben und zu leben. So kann sie bis







zum Ende der Zeit beim Menschen verbleiben: Es ist dies die liebevolle Einsetzung der Eucharistie.


Und um die eigene Liebe in diesem Mysterium zu erfüllen, hat sie keine Schwierigkeit, die Natur zu verändern und umzugestalten. Wenn sie sich nicht unter dem Glanz eines Diamanten oder anderen Edelsteines verbirgt, so nur darum, weil sie nicht rein äußerlich mit dem Menschen verbleiben will.


Sie verbirgt sich hingegen unter der Gestalt eines Brotes, welches die eigentliche Nahrung des Menschen ist, damit sie vom Menschen gegessen werde und in das Innere seines Herzens eintreten könne, um dort ihr Wohlgefallen zu finden: die Erfindung einer brennenden Liebe. [KL]


»O ewige Weisheit!« sagt der heilige Johannes Chrysostomos. »O Gott, wahrhaft verschwenderisch mit sich selbst für die Bedürfnisse des Menschen!« [KL]


Die Übung der Ganzhingabe bei der heiligen Kommunion


1. Vor der heiligen Kommunion


1. Demütige dich zutiefst vor Gott.


2. Entsage dir selbst und allen deinen Absichten, auch wenn die Eigenliebe sie dir noch so gut erscheinen lässt.


3. Erneuere deine Weihe mit den Worten: »Ich bin ganz dein, meine Königin, meine Mutter und alles, was ich habe, ist dein.«


4. Bitte die liebe Mutter, dass sie dir ihr Herz leihe, damit du darin ihren Sohn mit ihrer eigenen Bereitschaft empfängst. Sage ihr, es sei nicht vereinbar mit der Ehre ihres Sohnes, in ein so beflecktes und wankelmütiges Herz wie das deine einzugehen, das seine beschädigen oder verderben würde. Wenn sie aber bei dir wohnen wolle, um ihren Sohn zu empfangen, dann könne sie das kraft ihrer Herrschaft über die Herzen tun; und sie werde ihren Sohn auf die rechte Art empfangen, ohne Makel, ohne Gefahr, ihn zu beleidigen oder zu verlieren. Sage ihr voll Vertrauen, dass alles,







was du ihr schenken kannst, wenig zu ihrer Ehre beitrage, dass du ihr aber durch die heilige Kommunion dasselbe Geschenk machen willst, das der ewige Vater ihr gemacht hat und das ehrenvoller ist für sie, als würdest du ihr alle Güter der Welt schenken.


2. Während der heiligen Kommunion


Sobald du nach dem Vaterunser bereit bist, Jesus Christus zu empfangen, sprich dreimal: »O Herr, ich bin nicht würdig ...« Das erste Mal sollst du es gleichsam dem ewigen Vater sagen, daß du wegen deiner bösen Gedanken und deiner Undankbarkeit gegen einen so guten Vater nicht würdig bist, seinen eingeborenen Sohn zu empfangen; aber sage ihm, Maria, seine Magd, sei ja da und trete an deine Stelle. Sie flöße dir Vertrauen und Hoffnung auf sein Erbarmen ein.


Dann sprich zum Sohn: »O Herr, ich bin nicht würdig .. .« Das heißt, du bist nicht würdig, ihn zu empfangen wegen deiner eitlen und bösen Worte und deiner Treulosigkeit in seinem Dienst; aber dann bitte ihn, er möge sich deiner erbarmen, weil du ihn in das Haus seiner und deiner Mutter führen würdest. Du würdest nicht von ihm lassen, bis er bei ihr eingekehrt sei. Sage ihm, dass du dich nicht wie Esau auf deine Verdienste, deine Kraft und deine Vorbereitung verlässt, sondern dass du nur auf Maria, deine liebste Mutter, vertraust, so wie der junge Jakob auf die Fürsorge seiner Mutter Rebekka vertraute. Du seiest zwar ein Sünder wie Esau, aber mit dem Beistand und im Schmucke der Verdienste und Tugenden seiner heiligen Mutter wagtest du es trotzdem, ihm zu nahen.


Dann sprich zum Heiligen Geiste: »O Herr, ich bin nicht würdig ...« Das heißt, dass du nicht würdig bist, das Meisterwerk seiner Liebe zu empfangen, weil alles, was du tust, lau und sündig sei, und weil du seinen Eingebungen widerstanden hättest. Doch du setzt dein ganzes Vertrauen auf seine treue Braut Maria. Darum sprich mit dem heiligen Bernhard: »Auf sie setze ich mein ganzes Vertrauen, sie ist der ganze Grund meiner Hoffnung.« Du kannst den Heiligen Geist noch bitten, neuerlich zu Maria zu kommen, seiner unlöslichen Braut; ihr Schoß sei so rein und ihr Herz so







brennend von Liebe wie nur je zuvor. Ohne seine Herabkunft in deine Seele würden weder Jesus noch Maria darin gebildet, noch würdig aufgenommen werden.


3. Nach der heiligen Kommunion


Nach der heiligen Kommunion sammle dich innerlich, schließe die Augen und führe Jesus in das Herz Marias. Gib ihn seiner Mutter. Sie wird ihn voller Liebe empfangen, ihm einen würdigen Platz einräumen, ihn voll Ehrfurcht anbeten, ihn in Vollkommenheit lieben, ihn innig umarmen und ihm im Geiste und in der Wahrheit noch viele Dienste erweisen, die uns in unserer tiefen Finsternis unbekannt sind.


Du kannst auch in tiefster Demut in deinem eigenen Herzen verharren in der Gegenwart Jesu, der in Maria wohnt. Oder du verhältst dich wie ein Sklave am Portal des Königspalastes verweilen, in dem der König mit der Königin spricht. Und während sie mit-einander reden, ohne deiner zu bedürfen, gehe im Geist in den Himmel und durch die ganze Welt um alle Kreaturen zu bitten, Jesus in Maria an deiner Stelle zu danken, anzubeten und zu lieben: »Kommt, lasst uns niederfallen, uns vor ihm verneigen, lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserem Schöpfer!« (Ps 95,6) [KL]


Du kannst auch selbst, in Vereinigung mit Maria, Jesus bitten, dass durch seine heilige Mutter sein Reich auf Erden komme. Du kannst ihn bitten um die göttliche Weisheit oder Liebe, um Verzeihung für deine Sünden oder um irgendeine andere Gnade, aber stets durch Maria und in Maria. Sage mit einem Seitenblick auf dich selbst: »Herr, sieh nicht auf meine Sünden, sondern lass Deine Augen in mir nur die Tugenden und Verdienste Marias sehen.« Dann gedenke deiner Sünden und füge hinzu: »Ich habe diese Sünden begangen, der ich selbst der ärgste Feind bin, den ich zu bekämpfen habe.« Oder auch: »Erlöse mich von dem sündigen und trügerischen Menschen, der ich selbst bin.« Oder: »Mein Jesus, Du mußt wachsen in meiner Seele, ich aber muß abnehmen. Maria, auch du mußt wachsen in mir, und ich muß kleiner werden. O Jesus und Maria, wachset in mir und auch in den Seelen.«







Es gibt noch unendlich viele Gedanken, die der Heilige Geist eingibt, und die er auch dir eingeben wird, wenn du eine wahrhaft innerliche Seele bist, abgetötet und treu der großen und erhabenen Hingabe, die ich dich gelehrt habe. Aber denke daran, dass Jesus um so mehr geehrt wird, je mehr du in deiner Kommunion Maria wirken lässt. Und du lässt Maria um so mehr für Jesus und Jesus in Maria wirken, je tiefer du dich demütigst, je besser du in Frieden und Schweigen auf ihn horchst, ohne sehen, verkosten oder fühlen zu wollen. Denn überall lebt der Gerechte aus dem Glauben und besonders in der heiligen Kommunion, die ja ein Werk des Glaubens ist. 







Dritte Woche: 4. Tag Unsere Antwort auf die Liebe Christi: Erkenntnis Christi


Um Christus unsere Gegenliebe zu bezeigen, müssen wir ihn zunächst immer besser zu erkennen suchen. Das geschieht durch gläubiges Lesen der Heiligen Schrift und liebende Betrachtung. Auch hier ist Maria uns Vorbild, denn es heißt von ihr: »Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach« (Lk 2,20).


Der Apostel Paulus über die Erkenntnis und Liebe Christi: »Daher beuge ich meine Knie vor dem Vater, nach dessen Namen jedes Geschlecht im Himmel und auf der Erde benannt wird, und bitte, er möge euch aufgrund des Reichtums seiner Herrlichkeit schenken, dass ihr in eurem Innern durch seinen Geist an Kraft und Stärke zunehmt. Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt« (Eph 3,14-19).


»Dadurch sollen sie getröstet werden; sie sollen in Liebe zusammenhalten, um die tiefe und reiche Einsicht zu erlangen und das göttliche Geheimnis zu erkennen, das Christus ist. In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen« (Kol 2,2-3).


Betrachtung:


Um die göttliche Weisheit zu lieben, müssen wir sie kennen


Kann man lieben, was man nicht kennt? Kann man glühend lieben, was man nur ungenügend kennt? Warum lieben wir die menschgewordene Ewige Weisheit, unseren anbetungswürdigen Heiland, so wenig? Doch nur, weil wir ihn nicht kennen oder zu wenig kennen!







Es gibt kaum einen Menschen, der sich mit dem Apostel Paulus in die überragende Wissenschaft Christi so vertiefte, wie sich es gebührt; und dabei ist diese Wissenschaft von allen Erkenntnissen im Himmel und auf Erden die edelste, die süßeste, die nützlichste und die notwendigste.


Die wunderbare Macht der göttlichen Weisheit in der Erschaffung der Welt und des Menschen


Die Ewige Weisheit begann außerhalb Gottes zu erstrahlen, als sie nach einer ganzen Ewigkeit Licht, Himmel und Erde schuf. Der Evangelist Johannes sagt uns, dass »alles durch das Wort geschaffen wurde« (Joh 1,3), das heißt, durch die Ewige Weisheit.


Die Ewige Weisheit hat nicht nur alles geschaffen; sie wohnt auch allen Dingen inne, sie »umschließt, erhält und erneuert sie« (Sap 1,7;7,27). Sie, die zugleich Schönheit und erhabenste Einfachheit ist, hat nach Erschaffung der Welt die herrliche Ordnung fest-gesetzt, die wir darin finden.


So großartig die Macht und der Zauber der Ewigen Weisheit sich in der Erschaffung, der Schönheit und Ordnung des Weltalls offenbaren, so erstrahlte sie noch viel herrlicher in der Erschaffung des Menschen, denn dieser ist ihr wunderbares Meisterwerk. Er ist das lebende Abbild ihrer Schönheit und Vollkommenheit, das erhabene Gefäß ihrer Gnaden und der wunderbare Schrein ihrer Reichtümer.


Sie hat sozusagen leuchtende Abbilder ihres eigenen Verstandes, ihres Gedächtnisses und ihres Willens geschaffen und sie der Seele des Menschen verliehen; er sollte das lebendige Ebenbild Gottes sein. Sie entfachte in seinem Herzen den Brand der reinen Gottesliebe; sie schuf ihm einen Leib von strahlend lichter Schönheit. Alle die mannigfachen Reize der Engelwelt, der belebten Welt und der übrigen Schöpfung hat sie im Menschen zusammengefasst.


Alles am Menschen war schattenlose Helle, unentstellte Schönheit, fleckenlose Reinheit, ungestörte Ordnung ohne Fehl und Makel. Sein Geist nahm teil am Lichte der Ewigen Weisheit; durch sie besaß er die vollkommene Erkenntnis des Schöpfers und der Ge-







schöpfe. In seiner Seele hatte er die Gnade Gottes, die ihn in der Unschuld bewahrte und ihn wohlgefällig machte in den Augen des Allerhöchsten. In seinem Leibe besaß er die Unsterblichkeit. In seinem Herzen aber trug er die reine Gottesliebe, frei von aller Todes-furcht; so war er in der Lage, Gott stetig, unausgesetzt und uneigennützig um seiner selbst willen zu lieben. Ja, der Mensch war so vergöttlicht, dass er ständig in Verzückung war, ganz hineingenommen in Gott; dabei hatte er keine Leidenschaft zu besiegen und keinen Feind zu bekämpfen.


Jesus Christus


ist das letzte Ziel aller Marienverehrung


Unser Erlöser Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, muß das Endziel aller unserer Andachtsübungen sein; sonst wären sie falsch und irreführend. Jesus Christus ist Alpha und Omega, Anfang und Ende aller Dinge. Unsere ganze Arbeit besteht nach dem Apostelwort darin, alle Menschen in Jesus Christus vollkommen zu machen. In ihm allein wohnt die ganze Fülle der Gottheit und jede Fülle der Gnade, Tugend und Vollkommenheit: in ihm allein haben wir alle geistlichen Segnungen empfangen. Er ist der einzige Lehrer, von dem wir lernen dürfen, der einzige Herr, dem wir angehören, das einzige Haupt, dem wir geeint sein müssen, das einzige Vorbild, dem wir nachstreben müssen, der einzige Arzt, der uns heilen soll. der einzige Weg, auf dem wir wandeln dürfen, die einzige Wahrheit, die wir glauben dürfen, das einzige Leben, das uns beseelen muß, und unser Eins und Alles in allen Dingen. Er allein genügt. Unter dem Himmel ist uns kein anderer Name gegeben, in dem wir das Heil finden können, als der Name Jesu. Gott hat unserem Heil, unserer Vollkommenheit und unserer ewigen Seligkeit keine andere Grundlage gegeben als Jesus Christus: jedes Gebäude, das nicht auf diesem Grundstein ruht, ist auf Flugsand gebaut und wird unfehlbar früher oder später einstürzen. Jeder Gläubige, der nicht mit ihm vereint ist wie die Rebe mit dem Weinstock, wird abfallen, verdorren und zu nichts anderem taugen, als ins Feuer geworfen zu werden. Wenn wir in Jesus Christus sind und







Jesus Christus in uns, dann haben wir keine Verdammnis zu fürchten; nicht die Engel des Himmels, nicht die Menschen der Erde, nicht die Dämonen der Hölle noch irgendein Geschöpf kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die da ist in Jesus Christus. Durch ihn, mit ihm und in ihm vermögen wir alles; wir können dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes jede Ehre und Verherrlichung erweisen; wir können selbst vollkommen werden und unserem Nächsten ein Wohlgeruch des ewigen Lebens sein. 







Dritte Woche: 5. Tag


Treue zum Taufgelübde


In der Taufe haben wir uns zum ersten Mal zu Christus bekannt. Durch ein feierliches Gelöbnis haben wir uns seinem Dienst geweiht. Aber wie leichtfertig setzen wir uns über diese heilige Verpflichtung hinweg! Und doch sind wir Christi unumschränktes Eigentum. Bestätigen wir also diese totale Abhängigkeit durch den bewussten Vollzug unserer Hingabe an Jesus durch Maria. Unsere himmlische Mutter wird uns dann helfen, in Zukunft unsere Taufgelübde treuer zu erfüllen.


Der heilige Apostel Paulus lehrt uns: »Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben. Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein. Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde und wir nicht Sklaven der Sünde bleiben. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde.


Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Denn durch sein Sterben ist er ein für allemal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott. So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus. Daher soll die Sünde euren sterblichen Leib nicht mehr beherrschen, und seinen Begierden sollt ihr nicht gehorchen« (Röm 6,3-12).







Betrachtung:


Die Ganzhingabe eine vollkommene Erneuerung der Taufgelübde


Ich habe bereits erwähnt, dass man diese Hingabe auch gut als vollkommene Erneuerung der Taufgelübde bezeichnen kann.


Jeder Christ war vor seiner Taufe Sklave und Eigentum des Teufels. In der Taufe hat er entweder durch seinen eigenen Mund oder durch den Mund der Paten dem Satan, seiner Pracht und seinen Werken feierlich widersagt und hat sich Jesus Christus zu seinem Herrn und höchsten Gebieter erkoren, um sich ihm aus Liebe ganz hinzugeben. Das gleiche tun wir nun auch durch die Hingabe, von der die Rede ist. Wie es im Weihegebet heißt, widersagen wir dem Satan, der Welt, der Sünde und uns selbst und schenken uns durch die Hände Marias ganz dem göttlichen Heiland. Ja, wir tun sogar noch mehr, denn bei der Taufe spricht man ja meist nur durch den Mund eines anderen, nämlich des Paten, man schenkt sich Jesus Christus nur durch einen Stellvertreter. Diese Hingabe aber vollziehen wir selbst, aus freiem Willen und in klarer Erkenntnis.


Bei der heiligen Taufe schenkt man sich dem Heiland nicht durch die Hände Marias, wenigstens nicht ausdrücklich. Man schenkt Christus nicht den Wert all seiner guten Werke; man bleibt auch nach der Taufe völlig frei, diese zuzuwenden, wem man will, oder sie für sich selbst zu behalten. Aber durch diese Hingabe schenken wir uns ausdrücklich durch die Hände Marias unserem Herrn und übergeben ihm den Wert all unserer guten Werke. 







Dritte Woche: 6. Tag


Umwandlung in Christus


Wenn wir Christus immer besser erkennen, wenn wir ihm immer treuer nachfolgen und ihn mit immer größerer Liebe in der heiligen Kommunion empfangen, dann werden wir allmählich in ihn umgestaltet. Wer aber wüsste mehr um die Gesetze jenes inneren Werdens und Wachsens Christi in uns, als die Mutter, die an sich selber die Wahrheit des Täuferwortes erfuhr: »Er muß wachsen, und ich muß abnehmen«?


Jesus spricht: »Ich bin das Brot des Lebens. ... Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben« (Joh 6,48. 53-57).


»Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. ... Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten« (Joh 15,4-7).







Betrachtung:


Umgestaltung der Seelen in Maria nach dem Bilde Jesu Christi


Maria ist der Baum des Lebens. Wenn sie in unserer Seele gut gepflegt wird durch die Treue in der Übung der Ganzhingabe, dann trägt sie zur gegebenen Zeit Frucht. Und ihre Frucht ist Jesus Christus. Ich sehe so viele fromme Menschen, die Christus auf allen möglichen Wegen, durch alle möglichen Übungen suchen; und wie oft müssen sie nach vieler nächtlicher Arbeit bekennen: »Wir haben uns die ganze Nacht gemüht und nichts gefangen« (Lk 5,5). Und man kann ihnen erwidern: »Ihr habt viel gearbeitet und wenig gewonnen. Jesus Christus ist noch sehr schwach in euch.« Auf dem unbefleckten Weg Marias und durch die heilige Übung der Ganzhingabe arbeitet man jedoch bei Tag, an einer heiligen Stätte - und man arbeitet nicht schwer. In Maria gibt es keine Nacht, weil keine Sünde in ihr ist, ja nicht einmal der kleinste Schatten. Maria ist eine heilige Stätte, sie ist das Heiligtum, in dem die Heiligen gebildet und geformt werden.


Ein Vergleich


Bewusst gebrauche ich den Ausdruck: die Heiligen werden in Maria geformt. Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob man eine Statue mit Hammer und Meißel aus dem Stein haut, oder sie einfach in einer Form abgießt. Die Bildhauer haben viel Arbeit und brauchen lange, um eine Statue auf erstere Art herzustellen; beim zweiten Verfahren aber haben sie nicht viel Arbeit damit und brauchen wenig Zeit. In einem kühnen Bild nennt der heilige Augustinus Maria die Gussform Gottes: »Würdig bist du, Gottes Form genannt zu werden.« Wer in diese göttliche Gussform geworfen wird, ist bald in Jesus Christus gebildet und geformt und Jesus Christus in ihm. Mit wenig Kosten, in kurzer Zeit wird er vergöttlicht, weil er in der gleichen Form gegossen wird, die einen Gott geformt hat.


Jene aber, die sich das Geheimnis der Gnade zu eigen machen, vergleiche ich zurecht mit einem Gießer, der die schöne Form Marias gefunden hat, in der Jesus Christus menschlich und göttlich







gebildet wurde, und sich einzig auf die Güte der Gussform verlässt, sich in Maria versenkt und verliert, um ein natürliches Abbild ihres göttlichen Sohnes zu werden.


Ist das nicht ein schöner und treffender Vergleich? Wer wird ihn verstehen? Ich möchte, dass du es seist, lieber Marienverehrer. Denke aber daran, dass man nur flüssiges Erz in eine Gussform schütten kann; das heißt: wie Erz im Feuer flüssig wird, so muss der alte Adam in dir vergehen, um in Maria zum neuen Menschen geformt zu werden. 







Dritte Woche: 7. Tag


Die Ganzhingabe an Jesus durch Maria


Wir stehen am Ende unserer Vorbereitung auf die Ganzhin- gäbe. Alle unsere Überlegungen haben uns gezeigt, wie schön und angemessen diese Hingabe ist. Die höchste Tat der Liebe hier auf Erden ist zugleich die selbstverständlichste. So wollen wir denn großmütigen Herzens, bewusst und in voller Freiheit jene Hingabe vollziehen, welche die einzig entsprechende Antwort auf Gottes Liebe ist.


Der heilige Paulus ruft zu unerschütterlicher Treue auf: »Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? ... Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? ... Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn« (Röm 8,32.35.38.39).


Betrachtung:


Das Wesen der vollkommenen Marienverehrung: Ganzhingabe an Jesus durch Maria


Da unsere ganze Vollkommenheit darin besteht, Jesus Christus gleichförmig, mit ihm vereint und ihm geweiht zu sein, ist zweifellos die vollkommenste aller Frömmigkeitsformen jene, die uns dem Heiland am vollkommensten angleicht, vereint und weiht. Da nun Maria von allen Geschöpfen Christus am ähnlichsten ist, so macht unter allen Frömmigkeitsformen die Marienverehrung die Seele am meisten dem Heiland gleichförmig und weiht sie ihm. Je mehr daher eine Seele Maria geweiht ist, um so mehr gehört sie Jesus Christus. Darum besteht die vollkommene Weihe an Jesus Christus in der Ganzhingabe an die Gottesmutter. Das ist nun die Frömmigkeits-







form, die ich lehre; mit anderen Worten: sie ist nichts anderes als eine vollkommene Erneuerung der Taufgelübde.


Die vollkommene Weihe und Hingabe an Maria


Diese Frömmigkeitsform besteht also darin, dass man sich der Mutter Gottes völlig hingibt, um durch sie ganz Jesus Christus anzugehören. Wir müssen ihr schenken:


1. unseren Leib mit allen seinen Sinnen und Gliedern;


2. unsere Seele mit allen ihren Fähigkeiten;


3. unsere gegenwärtigen und zukünftigen äußeren Güter;


4. unsere inneren und geistigen Güter, das heißt: unsere Verdienste, Tugenden und guten Werke, und zwar die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen. Kurz, alles, was wir in der Ordnung der Natur und in der Ordnung der Gnade besitzen, und alles, was wir in Zukunft in der Ordnung der Natur, der Gnade und der Glorie noch besitzen mögen, müssen wir ihr schenken, und zwar rückhaltlos. Nicht einen Heller, nicht ein Haar, nicht das geringste gute Werk dürfen wir ausnehmen; und das alles für die ganze Ewigkeit. Dabei dürfen wir keinen anderen Lohn für unsere Gabe und unseren Dienst beanspruchen oder erhoffen, als die Ehre, durch Maria und in Maria Jesus Christus zu gehören. Und selbst, wenn diese liebenswerte Herrin nicht das freigebigste und dankbarste aller Geschöpfe wäre, müssten wir dies tun.


In diesem Zusammenhang muß bemerkt werden, dass in unseren Werken ein Zweifaches zu unterscheiden ist, nämlich die Genugtuung und das Verdienst, mit anderen Worten: der genugtuende oder für- bittende und der verdienstliche Wert. Der genugtuende oder fürbit- tende Wert eines guten Werkes liegt darin, daß eine gute Handlung Sündenstrafen tilgt oder eine neue Gnade erlangt. Der verdienstliche Wert oder das Verdienst eines guten Werkes liegt dagegen darin, dass es die heiligmachende Gnade mehrt und die ewige Herrlichkeit verdient. In dieser Ganzhingabe an die Gottesmutter schenken wir ihr nun den genugtuenden oder fürbittenden und den verdienstlichen Wert. mit anderen Worten: die Genugtuung und das Verdienst all unserer guten Werke. Wir schenken ihr unsere Verdienste, Gnaden und Tugenden, nicht damit sie sie anderen zuwende (denn unsere Ver-







dienste, Gnaden und Tugenden sind, genau genommen, unübertragbar; einzig Jesus Christus, der bei seinem Vater für uns zum Bürgen geworden ist, konnte uns seine Verdienste zuwenden), sondern damit sie diese für uns bewahre, vermehre und veredle, wie wir später noch erklären werden. Und wir schenken ihr, was wir an Genugtuung leisten, damit sie es zuwende, wem sie will - zur größeren Ehre Gottes.


Folgerungen aus dem Wesen der Ganzhingabe


Daraus folgt: Durch diese Hingabe schenken wir Jesus Christus durch die Hände Marias, also auf die vollkommenste Art, alles, was wir ihm schenken können. Und das ist viel mehr als bei den anderen Frömmigkeitsübungen, bei denen man ihm nur einen Teil seiner Zeit, seiner guten Werke oder seiner Bußübungen und Abtötungen schenkt. Hier schenken und weihen wir alles, selbst noch das Verfügungsrecht über unsere inneren Güter und über die Genugtuung, die wir Tag für Tag durch unsere guten Werke leisten; das wird nicht einmal in einem Orden verlangt. In den Ordensgemeinschaften schenkt man Gott die irdischen Güter durch das Gelübde der Armut, die leiblichen Güter durch das Gelübde der Keuschheit, den eigenen Willen durch das Gelübde des Gehorsams, und manchmal auch die körperliche Freiheit durch das Gelübde der Klausur; aber man schenkt ihm nicht das freie Verfügungsrecht über den Wert der eigenen guten Werke. Man gibt nicht das kostbarste und teuerste Gut des Christen hin, nämlich die Verdienste und Sühneleistungen.


Daraus folgt, dass ein Mensch, der sich freiwillig auf solche Art Jesus Christus durch Maria geweiht und geopfert hat, nicht länger über den Wert irgendeines seiner guten Werke verfügen kann. Alles, was er leidet, alles, was er Gutes denkt, sagt oder tut, gehört Maria, damit sie darüber verfüge nach dem Willen ihres Sohnes und zu dessen größerer Ehre. Diese Abhängigkeit tut jedoch in keiner Weise den Standespflichten Abbruch, die man zur Zeit hat oder in Zukunft haben wird, z. B. der Pflicht eines Priesters, der von Amts wegen oder aus einem sonstigen Grund den genugtuenden und fürbittenden Wert einer heiligen Messe einer bestimmten Person zuwenden muß; denn man vollzieht die Hingabe nur in der von Gott gewollten Ordnung und im Rahmen der Standespflichten.







Am Weihetag


»Am Ende der dritten Woche«, sagt der heilige Ludwig Maria, »sollen wir beichten und kommunizieren in der Absicht, uns Jesus Christus durch die Hände Marias aus Liebe gänzlich als Eigentum zu weihen. Nach der heiligen Kommunion, die wir möglichst nach der schon angegebenen Weise (S. 95 ff.) empfangen sollen, beten wir die Weiheformel (S. 111). Es empfiehlt sich, sie abzuschreiben und sie noch am Tag der Weihe zu unterzeichnen. Es ist gut, wenn wir an diesem Tag Jesus Christus und seiner heiligsten Mutter irgendein Opfer bringen, als Buße für unsere frühere Untreue gegenüber den Taufgelübden und als Bekräftigung unserer Abhängigkeit von der Herrschaft Jesu und Marias. Dieses Opfer kann der Frömmigkeit und den Möglichkeiten jedes einzelnen angepasst sein, z.B. wir können fasten, ein Opfer bringen, ein Almosen geben, eine Kerze spenden. Wenn wir auch nur eine Kleinigkeit schenken, diese aber freudigen Herzens, so genügt das Jesus vollauf, der nur auf den guten Willen schaut.«


Vor dem Weiheakt der vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria grüßen wir Maria mit der Hymne: »Meerstern, ich dich grüße«.


Ave maris stella


Meerstern, ich dich grüße, Mutter Gottes, süße, allzeit Jungfrau, reine, Himmelspfort’ alleine! Ave klang die Kunde aus des Engels Munde, uns den Frieden spende, Evas Namen wende. Lös das Band der Sünden, spende Licht den Blinden, allem Bösen wehre, alles Gut begehre.


Dich als Mutter zeige, daß durch dich sich neige unserm Fleh’n auf Erden, der dein Sohn wollt’ werden. Jungfrau, auserkoren, mild und rein geboren, uns von Schuld befreie, Keuschheit uns verleihe. Gib ein reines Leben, mach den Weg uns eben, dass in Himmelshöhen froh wir Jesus sehen. Vater, ich dich ehre, Sohn, dein Lob ich mehre, beider Geist ich preise, drei auf gleiche Weise. Amen.





Akt der vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria


Nach dem heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort




O mein Jesus, du ewige, menschgewordene Weisheit! Aller Liebe und Anbetung bist du wert. Du bist wahrer Gott und wahrer Mensch, der einzige Sohn des ewigen Vaters und der allzeit reinen Jungfrau Maria. In tiefster Ehrfurcht bete ich dich an im Schoße und in der Herrlichkeit deines Vaters, wo du von Ewigkeit her bist; und ich bete dich an im jungfräulichen Schoße deiner heiligsten Mutter Maria zur Zeit deiner Menschwerdung.


Ich sage dir Dank, dass du dich selbst entäußert hast und Knechtsgestalt annahmst, um mich der grausamen Knechtschaft Satans zu entreißen. Ich lobe und preise dich, weil du in allem deiner heiligsten Mutter Maria untertan sein wolltest, damit auch ich durch sie dir ganz zu Eigen werde.


Doch, wie undankbar und treulos bin ich gewesen! Was ich so heilig dir versprochen und gelobt bei meiner Taufe, habe ich nicht gehalten; was meine Pflicht war, habe ich nicht erfüllt. Ich bin nicht länger wert, dein Kind zu heißen, ja nicht einmal dein Knecht. Nichts ist an mir, was deinen Abscheu nicht verdient und deinen Zorn. Darum wage ich nicht länger, mich deiner heiligsten und erhabenen Majestät allein zu nahen. So flieh‘ ich denn zu deiner heiligsten Mutter; sie möge für mich bitten. Du schenktest sie mir ja als Mittlerin bei dir. Durch sie hoffe ich, die wahre Reue und die Verzeihung meiner Sünden zu erlangen, durch sie die Weisheit zu erwerben und zu bewahren.


So grüße ich dich denn, Maria, Unbefleckte, lebendiger Tabernakel der Gottheit! In dir verborgen will die Ewige Weisheit von Engeln und Menschen angebetet sein. Dich grüße ich, Königin des Himmels und der Erde. Deiner Herrschaft ist alles untertan, was unter Gott ist. Ich grüße dich, du sichere Zuflucht der Sünder! Dein Mitleid blieb noch keinem versagt. Erhöre mein Flehen um die göttliche Weisheit! Nimm darum die Gaben und Gelübde an, die ich dir weihe, wenn ich auch arm und niedrig bin.







Ich (Name einfügen), ein treuloser Sünder, erneuere und bekräftige heute in deine Hände meine Taufgelübde.


Für immer widersage ich dem Satan, seiner Pracht und seinen Werken. Ich gebe mich ganz Jesus Christus hin, der menschgewordenen Weisheit, um mein Kreuz ihm nachzutragen alle Tage meines Lebens und ihm treuer zu sein, als ich es bisher war.


In Gegenwart des ganzen himmlischen Hofes erwähle ich dich heute, o Maria, zu meiner Mutter und Herrin. Dir weihe und schenke ich als dein Gut und Eigentum meinen Leib und meine Seele, all meinen äußeren und inneren Besitz, ja selbst den Wert all meiner guten Werke, der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen. Ganz und voll, ohne jede Ausnahme, sollst du das Recht haben, über mich und all das Meine nach deinem Gutdünken zu verfügen in Zeit und Ewigkeit zur größeren Ehre Gottes.


Nimm, gütigste Jungfrau, meine Ganzhingabe an, wenn sie auch nur geringen Wert hat. Die Ewige Weisheit wollte sich deiner mütterlichen Gewalt unterwerfen; diese Unterwerfung will ich ehren und nachahmen. Auch soll dies Opfer meiner Ganzhingabe euer beider Macht bekennen über mich armen, sündigen Menschen, und danken soll es für die Gnadengaben, mit denen die Allerheiligste Dreifaltigkeit dich geschmückt hat. Von nun an will ich als dein treuer Diener stets deine Ehre suchen und dir gehorsam sein in allen Dingen.


O wunderbare Mutter, bring du mich deinem lieben Sohne dar als sein ewig Eigen. Durch dich hat Jesus mich erkauft, durch dich möge er mich nun aufnehmen. O Mutter der Barmherzigkeit, verleihe mir die Gnade, von Gott die wahre Weisheit zu erlangen. Nimm mich, ich bitte dich, in die Zahl jener Seelen auf, die du liebst und lehrst, leitest, nährst und schützest als deine Kinder, die dir ganz gehören. O du getreue Jungfrau, mach mich in allen Dingen zu einem vollkommenen Jünger und Nachfolger der menschgewordenen Weisheit, deines Sohnes Jesus Christus. Gib mich ihm so ganz zu eigen, dass ich durch deine Fürbitte und nach deinem Vorbild zum Vollalter Christi auf Erden und zur Fülle seiner Herrlichkeit im Himmel gelange. Amen.


GEBETE


Magnifikat


Meine Seele + preist die Größe des Herrn, * und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.


Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. * Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.


Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, * und sein Name ist heilig.


Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht * über alle, die ihn fürchten.


Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: * Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;


er stürzt die Mächtigen vom Thron * und erhöht die Niedrigen.


Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben * und lässt die Reichen leer ausgehen.


Er nimmt sich seines Knechtes Israel an * und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, * Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.


Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit * und in Ewigkeit. Amen.


Anrufung des Heiligen Geistes


Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe.


Sende deinen Geist aus, und alles wird neu geschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde.


Gott und Herr, du heiligst deine Kirche in jedem Volk und jedem Land. Gieße die Gaben deines Geistes über die ganze Erde aus. Und was deine Gnade gewirkt hat, als die frohe Botschaft ihren Anfang nahm, das wirke sie jetzt in den Herzen aller Gläubigen. Dar-um bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.


Komm, Schöpfer Geist


Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein, besuch das Herz der Kinder dein, erfüll uns all mit deiner Gnad‘, die deine Macht erschaffen hat.


Der du der Tröster wirst genannt, vom höchsten Gott ein Gnadenpfand, du Lebensbrunn, Licht, Lieb‘ und Glut, der Seele Salbung, höchstes Gut.


O Schatz, der siebenfältig ziert, o Finger Gottes, der uns führt, Geschenk, vom Vater zugesagt, du, der die Zungen reden macht.


Zünd an in uns dein Gnadenlicht, gieß Lieb ins Herz, die ihm gebricht, stärk unsres Leib‘s Gebrechlichkeit mit deiner Kraft zu jeder Zeit.


Treib weit von uns des Feind‘s Gewalt, in deinem Frieden uns erhalt‘, daß wir, geführt von deinem Licht, in Sünd‘ und Leid verfallen nicht.


Gib, dass durch dich den Vater wir und auch den Sohn erkennen hier, und daß als Geist von beiden dich wir allzeit glauben fe- stiglich.


Gott Vater Lob auf höchstem Thron und seinem auferstand‘nen Sohn; dem Tröster auch sei Lob geweiht jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.


Litanei vom Heiligen Geist


Herr, erbarme dich. / Christus, erbarme dich. / Herr, erbarme dich. Christus, höre uns. / Christus, erhöre uns.


Gott Vater im Himmel, - erbarme dich unser.


Gott Sohn, Erlöser der Welt


Gott Heiliger Geist


Heiliger dreifaltiger Gott


Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott


Heiliger Geist, gleicher Majestät mit dem Vater und dem Sohne Heiliger Geist, mit dem Vater und dem Sohne zugleich angebetet und verherrlicht


Heiliger Geist, Herr und Spender allen Lebens







Geist des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe


Geist der Wahrheit und der Liebe


Geist der Weisheit und des Verstandes


Geist des Rates und der Stärke


Geist der Wissenschaft und der Frömmigkeit


Geist der Furcht des Herrn


Geist der Freude und des Friedens


Geist der Demut und Milde


Geist der Geduld und Langmut


Geist der Güte und Erbarmung


Geist der Keuschheit und Jungfräulichkeit


Geist der Treue und Wahrhaftigkeit


Geist der Heiligkeit und Gerechtigkeit


Geist der Vollkommenheit


Geist der auserwählten Kinder Gottes


Sei uns gnädig - verschone uns, o Herr


Sei uns gnädig - erhöre uns, o Herr


Von allem Übel - erlöse uns, o Herr


Von aller Sünde


Von den Nachstellungen des bösen Feindes


Von Unglauben und Aberglauben


Von Kleinmut und Verzweiflung


Von freventlicher Vermessenheit


Vom Widerstreben gegen die erkannte Wahrheit


Von einem verstockten und unbußfertigen Herzen


Von aller Feindseligkeit und Gehässigkeit gegen unseren Nächsten


Von aller Unlauterkeit


Von aller Unwahrheit


Von Hoffart und Überheblichkeit Von Missgunst und Neid


Von aller Oberflächlichkeit und Blindheit des Geistes


In der Stunde unseres Todes


Wir armen Sünder - wir bitten dich, erhöre uns


Dass du unsere heilige Kirche leiten und erhalten wollest







Dass du den Heiligen Vater und alle Bischöfe erleuchten und stärken wollest


Dass du unsere Seelsorger heiligen wollest


Dass du dem ganzen christlichen Volk ein Herz und eine Seele verleihen wollest


Dass du alle Irrenden zur Erkenntnis der Wahrheit und zur Einheit des Glaubens führen wollest


Dass du allen Völkern einen dauerhaften Frieden schenken wollest


Dass du die Gläubigen mit deinen Gaben erfüllen wollest Dass du uns eine tiefe Erkenntnis deiner unbefleckten


Braut Maria verleihen wollest


Dass du die Seelen der Verstorbenen in die ewige Freude führen wollest


Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt: verschone uns, o Herr


Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt: erhöre uns, o Herr


Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt: erbarme dich unser


Sende deinen Geist aus, und alles wird neu geschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde.


Lasset uns beten. Gott und Herr, du heiligst deine Kirche in jedem Volk und jedem Land. Gieße die Gaben deines Geistes über die ganze Erde aus. Und was deine Gnade gewirkt hat, als die frohe Botschaft ihren Anfang nahm, das wirke sie jetzt in den Herzen aller Gläubigen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.


Jesus, der du in Maria lebst


Jesus, der du in Maria lebst, komm und lebe in deinen Dienern im Geiste deiner Heiligkeit, in der Fülle deiner Kraft, in der Echtheit deiner Tugenden, in der Vollkommenheit deiner Wege, in der Vereinigung mit deinen Geheimnissen. Herrsche über jede feindliche Gewalt durch deinen Geist zur Verherrlichung des Vaters. Amen.


Jesus-Litanei


Herr, erbarme dich. / Christus, erbarme dich. / Herr, erbarme dich. Christus, höre uns. / Christus, erhöre uns.


Gott Vater im Himmel, - erbarme dich unser.


Gott Sohn, Erlöser der Welt


Gott Heiliger Geist


Heiliger dreifaltiger Gott


Jesus, Sohn des lebendigen Gottes, - erbarme dich unser.


Jesus, Bild des Vaters


Jesus, Sohn der Jungfrau Maria Jesus, Strahl des ewigen Lichtes


Jesus, Gott und Mensch


Jesus, Verkünder des Reiches Gottes


Jesus, Fürst des Friedens


Jesus, ewige Weisheit


Jesus, lebendiges Wort


Jesus, Hoherpriester


Jesus, Menschensohn


Jesus, gerechter Richter


Jesus, Vater der Zukunft Jesus, unser König







Du gehorsamer Jesus


Du geduldiger Jesus


Du eifernder Jesus


Du mutiger Jesus


Du liebender Jesus


Jesus, unser Herr


Unser Heiland


Unser Erlöser


Unser Freund


Unser Lehrer


Unser Vorbild


Jesus, Bruder der Armen


Jesus, Freund der Sünder


Jesus, Hilfe der Kranken Jesus, guter Hirt


Jesus, du Grundstein


Jesus, du Weizenkorn


Jesus, du Weinstock


Jesus, Brot, von dem wir leben


Jesus, Licht, durch das wir sehen


Jesus, Weg, auf dem wir gehen


Jesus, Wahrheit, die wir glauben


Jesus, Tür, durch die wir gehen


Jesus, unser Leben


Jesus, sei uns gnädig, - Herr, befreie uns.


Sei uns barmherzig


Von allem Bösen


Von Schuld und Sünde


Von den Angriffen des Teufels


Von der Versuchung, deinen Weg zu verlassen


Vom ewigen Tode


Durch deine Geburt und dein Leben Durch deine Botschaft


Durch dein Gebot der Liebe


Durch deine Macht, zu vergeben Durch deine Kraft, zu heilen


Durch dein Kreuz und Leiden







Durch deine Verlassenheit


Durch deinen Tod am Kreuze


Durch deinen Abstieg in das Reich des Todes


Durch deine Auferstehung und Himmelfahrt


Durch den Trost des Heiligen Geistes


Durch deine Gegenwart


Durch deine Wiederkunft


Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt; Herr, verschone uns.


Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt; Herr, erhöre uns.


Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt; Herr, erbarme dich.


So spricht Jesus: Ich bin das Brot des Lebens.


Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nicht mehr durstig sein.


Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern wandeln, sondern das Licht des Lebens haben.


Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht, wird gerettet.


Ich bin der gute Hirt. Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.


Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.


Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch mich.


Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebzweige.


Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.


Lasset uns beten. Herr Jesus Christus, wir bitten dich: Erhalte in uns den Glauben, dass deine Worte sich an uns erfüllen. Gib uns das Feuer deiner Liebe, so dass wir dich und unsere Mitmenschen aufrichtig lieben können, und lass uns nicht aufhören, deinen Namen anzurufen. Der du lebst und herrschst jetzt und in Ewigkeit.


Amen.


Herz-Jesu-Litanei


Herr, erbarme dich. / Christus, erbarme dich. / Herr, erbarme dich. Christus, höre uns. / Christus, erhöre uns.


Gott Vater im Himmel, - erbarme dich unser.


Gott Sohn, Erlöser der Welt


Gott Heiliger Geist


Heiliger dreifaltiger Gott


Du Herz des Sohnes Gottes, - erbarme dich unser.


Herz Jesu, im Schoß der Jungfrau Maria vom Heiligen Geist gebildet Herz Jesu, mit dem Worte Gottes wesenhaft vereinigt


Herz Jesu, unendlich erhaben


Herz Jesu, du heiliger Tempel Gottes


Herz Jesu, du Zelt des Allerhöchsten


Herz Jesu, du Haus Gottes und Pforte des Himmels


Herz Jesu, du Feuerherd der Liebe


Herz Jesu, du Wohnstatt der Gerechtigkeit und Liebe


Du Herz voll Güte und Liebe


Herz Jesu, du Abgrund aller Tugenden


Herz Jesu, würdig allen Lobes


Herz Jesu, du König und Mitte aller Herzen


Herz Jesu, in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis sind


Herz Jesu, in dem die ganze Fülle der Gottheit wohnt


Herz Jesu, das dem Vater wohlgefällt


Herz Jesu, aus dessen Gnade wir alle empfangen


Herz Jesu, du Sehnsucht der Schöpfung von Anbeginn


Du Herz, geduldig und voll Erbarmen


Herz Jesu, reich für alle, die dich anrufen


Herz Jesu, du Quell des Lebens und der Heiligkeit


Herz Jesu, du Sühne für unsere Sünden


Herz Jesu, mit Schmach gesättigt


Herz Jesu, wegen unsrer Missetaten zerschlagen


Herz Jesu, bis zum Tode gehorsam


Du Herz, durchbohrt von der Lanze


Herz Jesu, du Quelle allen Trostes







Herz Jesu, unsere Auferstehung und unser Leben


Herz Jesu, unser Friede und unsere Versöhnung Herz Jesu, du Opferlamm für die Sünder Herz Jesu, du Rettung aller, die auf dich hoffen Herz Jesu, du Hoffnung aller, die in dir sterben Herz Jesu, du Freude aller Heiligen


Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt; Herr, verschone uns.


Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt; Herr, erhöre uns.


Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt; Herr, erbarme dich.


Jesus, gütig und selbstlos von Herzen, bilde unser Herz nach deinem Herzen.


Lasset uns beten. Gütiger Gott, aus dem geöffneten Herzen deines Sohnes kommt die Fülle des Erbarmens. Hilf uns, dass wir seine Liebe nicht ohne Antwort lassen. Darum bitten wir durch ihn, Christus, unsern Herrn. Amen.


Lauretanische Litanei


Herr, erbarme dich. / Christus, erbarme dich. / Herr, erbarme dich. Christus, höre uns. / Christus, erhöre uns.


Gott Vater im Himmel, - erbarme dich unser.


Gott Sohn, Erlöser der Welt


Gott Heiliger Geist Heiliger dreifaltiger Gott


Heilige Maria, - bitte für uns.


Heilige Mutter Gottes


Heilige Jungfrau


Mutter Christi


Mutter der göttlichen Gnade Mutter, du Reine







Mutter, du Keusche


Mutter ohne Makel


Mutter, du viel Geliebte


Mutter, so wunderbar


Mutter des guten Rates


Mutter der schönen Liebe


Mutter des Schöpfers


Mutter des Erlösers


Du kluge Jungfrau


Jungfrau, von den Völkern gepriesen Jungfrau, mächtig zu helfen Jungfrau voller Güte


Jungfrau, du Magd des Herrn


Du Spiegel der Gerechtigkeit, - bitte für uns.


Du Sitz der Weisheit


Du Ursache unserer Freude


Du Kelch des Geistes


Du kostbarer Kelch


Du Kelch der Hingabe


Du geheimnisvolle Rose


Du starker Turm Davids


Du elfenbeinerner Turm


Du goldenes Haus


Du Bundeslade Gottes


Du Pforte des Himmels


Du Morgenstern


Du Heil der Kranken


Du Zuflucht der Sünder


Du Trost der Betrübten


Du Hilfe der Christen


Du Königin der Engel, - bitte für uns.


Du Königin der Patriarchen


Du Königin der Propheten


Du Königin der Apostel







Du Königin der Märtyrer Du Königin der Bekenner Du Königin der Jungfrauen Du Königin aller Heiligen Du Königin, ohne Erbschuld empfangen Du Königin, aufgenommen in den Himmel Du Königin vom heiligen Rosenkranz Du Königin der Familien Du Königin des Friedens


Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt; Herr, verschone uns.


Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt; Herr, erhöre uns.


Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt; Herr, erbarme dich.


Lasset uns beten. Gütiger Gott, du hast allen Menschen Maria zur Mutter gegeben; höre auf ihre Fürsprache; nimm von uns die Traurigkeit dieser Zeit, dereinst aber gib uns die ewige Freude. Durch Christus, unsem Herrn. Amen.


Gebet des heiligen Augustinus


Du bist Christus, mein heiliger Vater, mein gütiger Gott. mein großer König, mein guter Hirte, mein einziger Lehrer, mein bester Helfer, mein schönster Geliebter, mein lebendiges Brot. Du bist mein Hoherpriester in Ewigkeit, mein Führer zur ewigen Heimat, mein wahres Licht, meine heilige Wonne. Du bist für mich der gerade Weg, die herrliche Weisheit, die lautere Einfachheit, die friedvolle Eintracht. Du bist mein ganzer Schutz, mein köstliches Erbe, mein ewiges Heil.


Christus Jesus, du liebster Herr, warum nur habe ich jemals in meinem Leben etwas anderes geliebt, etwas anderes begehrt als dich, Jesus, meinen Gott? Wo war ich, wenn ich deiner nicht gedachte? Von nun an aber soll all mein Sehnen erglühen und dem Herrn Jesus entgegenströmen. Auf, eilet, meine Wünsche, ihr habt







genug gezögert; eilt nun zu auf euer Ziel, suchet ihn, nach dem ihr strebt. Jesus, wer dich nicht liebt, sei von der Liebe ausgeschlossen; wer dich nicht liebt, den erfülle Bitterkeit ... O liebster Jesus, lass jede Regung meines Herzens eine Regung der Liebe zu dir, des Ent-zückens in dir, der Bewunderung für dich sein. Du Gott meines Herzens und mein Erbe, Christus Jesus, lass mich vergehen und lebe du in mir! Lass das Feuer deiner Liebe in meiner Seele entbrennen und zu einer heiligen Flamme anwachsen. Ewig soll dieser Brand auf dem Altäre meines Herzens lodern; lass ihn mein innerstes Wesen durchglühen und die Tiefen meiner Seele verzehren, so dass der Tag meines Endes auch der Tag meiner Vollendung in dir sei ... Amen.«


Gebet des heiligen Ludwig Maria zu Jesus


Du mein liebster Jesus, lass mich zu dir sprechen und dir danken für die Gnade, dass du mich durch die Ganzhingabe deiner heiligsten Mutter übergeben hast, damit sie meine Fürsprecherin sei bei deiner Majestät und ergänze, was mir in meinem großen Elend mangelt. Ach Herr, ich bin ja so armselig, dass ich ohne diese gute Mutter sicher verloren wäre. Ja, ich brauche Maria, bei dir und überall. Ich brauche sie, um deinen gerechten Zorn zu besänftigen, da ich dich so sehr beleidigt habe und noch täglich beleidige. Ich brauche sie, um die ewigen Strafen deiner Gerechtigkeit abzuwenden, die ich verdiene. Ich brauche sie, um dich zu betrachten, mit dir zu sprechen, zu dir zu beten, mich dir zu nahen und dir zu gefallen. Ich brauche sie, um meine Seele und andere Seelen zu retten; mit einem Wort, ich brauche sie, um stets deinen heiligen Willen zu tun und in allem deine größere Ehre zu suchen. Könnte ich doch der ganzen Welt dein Erbarmen gegen mich verkünden! Möchte doch die ganze Welt erkennen, dass ich ohne Maria verloren wäre! Könnte ich dir doch für eine so große Wohltat würdigen Dank abstatten! Maria ist in mir! Welcher Schatz, welcher Trost! Und ich sollte nach all dem nicht ganz ihr gehören? Wie undankbar wäre das! Du, mein geliebter Heiland, sende mir lieber den Tod, aber lass mir dieses Unglück nicht widerfahren; lieber möchte ich







sterben als leben, ohne ganz Maria zu gehören. Ich habe sie ja, wie Johannes der Evangelist am Fuße des Kreuzes, tausend- und aber tausendmal für all mein Gut erwählt, und ebenso oft habe ich mich ihr geschenkt. Aber wenn ich immer noch nicht ganz deine Wünsche erfüllt habe, liebster Jesus, dann tue ich es jetzt, so wie du es willst. Und wenn du an meiner Seele oder an meinem Leib noch etwas siehst, das nicht dieser erhabenen Herrin gehört, dann bitte ich dich, reiß es aus und wirf es weit von mir, denn was nicht Maria gehört, ist deiner nicht würdig.


O Heiliger Geist, gewähre mir alle diese Gnaden; pflanze, begieße und pflege in mir den wahren Lebensbaum, die liebe Gottesmutter, damit er wachse und blühe, damit er in Fülle die Frucht des Lebens trage!


O Heiliger Geist, gib mir eine große Verehrung und Liebe für Maria, deine himmlische Braut, und ein großes Vertrauen auf ihr mütterliches Herz. Laß mich stets zu ihrer Barmherzigkeit flüchten. Und so bilde du, vereint mit ihr, Jesus Christus lebenswahr in mei-ner Seele, mit all seiner Größe und Macht, bis zur Fülle seines Mannesalters. Amen.


Gebet des heiligen Ludwig Maria zu Maria


Gegrüßet seist du, Maria, du liebste Tochter des ewigen Vaters. Gegrüßet seist du, Maria, du wunderbare Mutter des göttlichen Sohnes. Gegrüßet seist du, Maria, du getreueste Braut des Heiligen Geistes. Gegrüßet seist du, Maria, meine teure Mutter, meine liebste Herrin, meine mächtige Gebieterin. Gegrüßet seist du, meine Freude, meine Herrlichkeit, mein Herz und meine Seele! Du bist ganz mein, weil du barmherzig bist; ich bin ganz dein, weil es recht und geziemend ist; aber ich bin es noch nicht genug. Darum schenke ich mich dir aufs neue als dein ewig Gut und Eigentum. Nichts behalte ich für mich zurück, nichts für andere. Wenn du an mir noch etwas siehst, das dir nicht gehört, dann flehe ich dich an, nimm es dir jetzt! Mache dich zur unumschränkten Herrin meines Wesens. Alles, was Gott in meiner Seele missfällt, das zerstöre und







vernichte, das reiße aus; pflanze, pflege und wirke darin, was du willst! Lass das Licht deines Glaubens die Finsternis meines Geistes verscheuchen. Lass deine tiefe Demut an die Stelle meines Stolzes treten. Deine Gottversunkenheit möge dem Wandern meiner ruhe-losen Fantasie Einhalt gebieten. Durch deine unaufhörliche Gottesschau sei der Herr meinem Gedächtnis gegenwärtig. Lass den Brand und die Liebe deines Herzens die Lauheit und Kälte des meinigen entflammen und deine Tugenden an die Stelle meiner Sünden treten. Lass deine Verdienste mein Schmuck sein und das ergänzen, was mir vor Gott noch mangelt. Und wenn es möglich ist, du teuerste und geliebteste Mutter, dann bitte ich dich, lass mich keinen anderen Geist haben als den deinen, damit ich Gott liebe wie du, mit einer reinen und glühenden Liebe. Ich bitte dich nicht um Schauungen und Offenbarungen, ich verlange von dir keine Süßigkeit und keine Freuden, nicht einmal solche des Geistes. Nur dir gebührt die klare Schau ohne Dunkel, dir die Fülle der Freude ohne Bitterkeit, dir der glorreiche Triumph zur Rechten deines Sohnes im Himmel, ohne jede Erniedrigung. Dir gebührt die unumschränkte Befehlsgewalt über Engel, Menschen und Teufel, ohne dass jemand dir widerstehen könnte. Dir endlich steht es zu, nach deinem Willen über alle Gaben Gottes zu verfügen, ohne Einschränkung. Das, meine himmlische Mutter, ist der »bessere Teil«, den der Herr dir verliehen hat und der niemals von dir genommen werden wird; das erfüllt mich mit großer Freude.


Ich will aber hienieden nichts anderes, als was du gehabt hast, nämlich: glauben, ohne zu fühlen und zu sehen; freudig leiden ohne jeden geschöpflichen Trost; mir selbst ständig und unausgesetzt absterben; bis zum Tode ohne jeden Eigennutz unermüdlich für dich arbeiten als der geringste deiner Diener. Nur eine einzige Gnade erflehe ich von deiner Barmherzigkeit: lass mich täglich, ja in jedem Augenblick meines Erdenlebens ein dreifaches Amen sprechen: Amen will ich sagen zu allem, was du auf Erden tatest; Amen zu allem, was du jetzt im Himmel tust; Amen zu all dem, was du in meiner Seele wirkst, damit du allein Jesus in mir verherrlichen mögest in Zeit und Ewigkeit. Amen.


Das Geheimnis Mariens


Ein Brief über die Ganzhingabe an die Gottesmutter des heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort


EINFÜHRUNG


Bedeutung der Ganzhingabe


(1) Du auserwählte Seele, vernimm ein Geheimnis, das der Allerhöchste mir geoffenbart hat und das ich in keinem alten oder neuen Buche finden konnte. Im Heiligen Geist vertraue ich es dir an, aber unter drei Bedingungen:


1. Du darfst es nur solchen Menschen mitteilen, die es verdienen durch ihr Gebetsleben, durch Almosen und Abtötung, durch die Verfolgungen, die sie erleiden, durch Selbstentäußerung und Seeleneifer.


2. Du musst es benützen, um heilig zu werden und dich vom Irdischen zu lösen; denn die Größe dieses Geheimnisses wächst in dem Maße, als eine Seele davon Gebrauch macht. Darum hüte dich wohl, untätig die Hände in den Schoß zu legen; denn mein Geheimnis würde dir zum Gift und wäre dein Verderben.


3. Alle Tage deines Lebens sollst du Gott danken für die Gnade, die er dir erwiesen hat; denn er hat dir ein Geheimnis eröffnet, das zu kennen du nicht verdienst.


Und je mehr du bei deinen alltäglichen Handlungen von diesem Geheimnis Gebrauch machst, desto besser wirst du seinen Wert und seine Vorzüge erkennen, wenn auch anfangs nur unvollkommen infolge deiner vielen und schweren Sünden und deiner geheimen Selbstgefälligkeit.


(2) Ehe du nun in deinem natürlichen, ungestümen Drang nach Erkenntnis der Wahrheit weiterliest, knie nieder und bete andächtig das »Meerstern, ich dich grüße« (S. 109), und dann »Komm, Schöpfer Geist« (S. 113). Dadurch sollst du von Gott die Gnade erflehen, dieses göttliche Geheimnis verstehen und schätzen zu lernen.


Ich habe nicht viel Zeit zum Schreiben und du nicht viel zum Lesen, so werde ich alles in Kürze sagen.


ERSTES KAPITEL


Maria und unsere Heiligung


1. Notwendigkeit der Selbstheiligung


(3) Seele, du lebendiges Abbild Gottes, erkauft mit dem kostbaren Blute Jesu Christi, Gott will von dir, dass du in diesem Leben heilig wirst wie er, und im ewigen Leben selig wie er. Das Streben nach der Heiligkeit Gottes ist deine eindeutige Berufung. Alle deine Gedanken, Worte und Werke, deine Leiden, ja jede Regung deines Lebens muß darauf gerichtet sein; sonst arbeitest du gegen Gott, denn du tust nicht das, wofür er dich geschaffen hat und wofür er dich jetzt am Leben erhält. Welch wunderbares Werk ist doch das! Staub wandelt sich in Licht, Unlauterkeit in Reinheit, Sünde in Heiligkeit, der Mensch in Gott! Fürwahr, ein wunderbares Werk!


Aber auch ein schweres Werk, das der Natur allein gar nicht möglich ist. Nur Gott kann es zu Ende führen durch die Gnade, und zwar durch eine überreiche und außerordentliche Gnade. Selbst die Erschaffung des ganzen Weltalls ist kein so großes Meisterwerk wie dieses.


2. Mittel zur Selbstheiligung


(4) Seele, was willst du nun tun? Welches Mittel wirst du wohl wählen, um dich dahin zu erheben, wohin Gott dich ruft? Die Mittel des Heiles und der Heiligung sind ja allen bekannt. Das Evangelium gibt sie an, die Lehrer des geistlichen Lebens erläutern sie, die Heiligen üben sie, und alle, die sich retten und zur Vollkommenheit gelangen wollen, brauchen sie. Es sind: Demut des Herzens, unaufhörliches Gebet, allseitige Abtötung, Hingabe an die göttliche Vorsehung und Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes.


(5) Um alle diese Mittel des Heiles und der Heiligung nützen zu können, braucht man unbedingt die Gnade Gottes. Diese Gnade wird in größerem oder kleinerem Maße allen geschenkt, daran ist nicht zu zweifeln. Ich sage: in größerem oder kleinerem Maße. Denn Gott ist zwar unendlich gut, aber er gibt doch nicht allen gleich viel Gnade, ob-wohl er jedem genug gibt. Eine treue Seele verrichtet mit einer großen







Gnade ein großes Werk und mit einer kleinen Gnade ein kleines Werk. Wert und Größe der von Gott geschenkten und von der Seele treu angenommenen Gnade bestimmen Wert und Größe unserer Handlungen. Diese Grundsätze sind unbestreitbar.


(6) Alles läuft daher darauf hinaus, ein Mittel zu finden, um leicht von Gott die zur Selbstheiligung nötige Gnade zu erlangen; und gerade das will ich dir eröffnen. Um diese Gnade Gottes zu finden, muss man Maria finden.


3. Stellung und Vorrechte Marias


(7) 1. Maria allein hat Gnade vor Gott gefunden, sowohl für sich selbst wie auch für jeden einzelnen Menschen. Die Patriarchen, die Propheten und alle Heiligen des Alten Bundes haben diese Gnade nicht gefunden.


(8) 2. Maria hat dem Urheber aller Gnade Sein und Leben geschenkt; darum heißt sie Mutter der Gnade.


(9) 3. Gott Vater, wesenhafte Quelle jeder vollkommenen Gabe und jeder Gnade, hat ihr seinen Sohn und damit alle seine Gnaden geschenkt. In ihm und mit ihm ist ihr also der Wille Gottes übergeben, so lehrt der heilige Bernhard.


(10) 4. Gott hat Maria zur Hüterin, Verwalterin und Ausspenderin seiner Gnaden erwählt: alle seine Gnaden und alle seine Gaben gehen also durch ihre Hände. Und der heilige Bernardin lehrt, dass sie aufgrund der ihr von Gott verliehenen Macht die Gnaden des Ewigen Vaters, die Tugenden Jesu Christi und die Gaben des Heiligen Geistes verteilt an wen sie will, wie sie will, wann sie will und in welchem Maße sie will.


(11) 5. Wie in der Ordnung der Natur ein Kind einen Vater und eine Mutter haben muß, so muß in der Ordnung der Gnade ein wahres Kind der Kirche Gott zum Vater und Maria zur Mutter haben. Wenn einer sich rühmt, er habe Gott zum Vater, aber dabei keine rechte Kindesliebe für Maria hegt, dann ist er ein Lügner und hat nur den Teufel zum Vater.


(12) 6. Da Maria das Haupt der Auserwählten, Jesus Christus, gebildet hat, ist es auch ihre Aufgabe, die Glieder am Leibe dieses Hauptes zu bilden, nämlich die wahren Christen. Eine Mutter bringt ja nicht das Haupt ohne die Glieder zur Welt, noch die Glieder ohne das Haupt. Wer darum ein Glied Jesu Christi sein will, der voll der Gnade und Wahr-







heit ist, der muss mittels der Gnade Jesu Christi in Maria gestaltet werden. Denn in ihr wohnt der Heiland in seiner Fülle, damit sie ihn in seiner Fülle weitergeben kann an die wahren Glieder Jesu Christi und an ihre wahren Kinder.


(13) 7. Der Heilige Geist hat sich Maria anverlobt und in ihr, durch sie und aus ihr sein Meisterwerk hervorgebracht, Jesus Christus, das menschgewordene Ewige Wort. Niemals hat er Maria verstoßen, und darum bringt er täglich in ihr und durch sie auf geheimnisvolle, aber durchaus wirkliche Weise die Auserwählten hervor.


(14) 8. Maria hat von Gott eine besondere Macht erhalten, die Seelen zu nähren und ihr Wachstum in Gott zu fördern. Der heilige Augustinus sagt sogar, alle Auserwählten seien auf Erden im Schoß Marias eingeschlossen und kämen erst dann ans Licht, wenn diese gute Mutter sie zum ewigen Leben gebiert. Wie darum das Kind seine ganze Nahrung von der Mutter erhält, und zwar in einer seiner Schwäche angepassten Form, so empfangen die Auserwählten ihre ganze geistige Nahrung und ihre ganze Kraft von Maria.


(15) 9. Zu Maria hat Gott Vater gesprochen: Meine Tochter, schlage deine Wohnung in Jakob auf, nämlich in meinen Auserwählten, die durch Jakob versinnbildlicht sind. Zu Maria sprach Gott Sohn: Meine geliebte Mutter, in Israel soll dein Erbe sein, das heißt in den Gotteskindern. Zu Maria hat schließlich der Heilige Geist gesprochen: Meine getreue Braut, schlage Wurzeln in meinen Auserwählten. Wer darum erwählt und vorherbestimmt ist, der hat die Gottesmutter bei sich in seiner Seele. Er lässt sie darin die Wurzeln einer tiefen Demut, einer glühenden Gottesliebe und aller Tugenden schlagen.


4. Wie Maria Jesus in uns bildet


(16) Der heilige Augustinus nennt Maria forma Dei, die lebendige Gussform Gottes, und das ist sie auch wirklich; denn in ihr allein ist Christus als Mensch gebildet worden, ohne einen Zug seiner Gottheit dabei einzubüßen. Auch der Mensch kann nur in ihr allein zu einem getreuen Abbild Gottes gestaltet werden, so weit die menschliche Natur durch die Gnade Jesu Christi dessen fähig ist.


Ein Bildhauer kann eine Statue oder ein Bild auf zweierlei Art naturgetreu herstellen. Er kann entweder sein Geschick, seine Kraft, sein







Können und die Güte seiner Werkzeuge darauf verwenden, das Abbild aus einem harten und formlosen Stoff herauszuhauen, oder er kann es gießen. Ersteres ist lang und umständlich und vielen Zufälligkeiten ausgesetzt: ein ungeschickter Hieb mit Meißel oder Hammer kann das ganze Werk verderben. Das zweite Verfahren aber ist rasch, leicht und angenehm, fast mühe- und kostenlos, wenn nur der dazu verwendete Stoff recht gefügig ist und der Hand des Bildners keinen Widerstand entgegensetzt.


(17) Maria ist Gottes erhabene Gussform, vom Heiligen Geist gebildet, um den menschgewordenen Gott durch die hypostatische Vereinigung und den vergöttlichten Menschen durch die Gnade zu formen. Kein Zug der Gottheit fehlt dieser Form. Wer in ihr gegossen wird und sich bereitwillig formen lässt, der empfängt ohne viel Qual und Mühe, auf eine sanfte und der menschlichen Schwäche angepasste Weise alle Züge Jesu Christi, des wahren Gottes. Dieser Weg ist sicher, ohne Gefahr einer Täuschung, denn der Teufel konnte niemals an Maria heran und wird es niemals können. Und schließlich ist dieser Weg heilig und unbefleckt, ohne Schatten des geringsten Sündenmakels.


(18) Betrachten wir eine Seele, die in Jesus Christus geformt ist auf die übliche Weise, wie jene es tun, die gleich Bildhauern auf ihr Können vertrauen und sich auf ihr Geschick verlassen. Wie sehr unterscheidet sie sich von einer ganz bildsamen, gelösten, ja gleichsam flüssig gewordenen Seele, die ohne jeden Eigenwillen sich in Maria ergießt und sich in ihr durch das Wirken des Heiligen Geistes formen lässt! Wie viele Flecken und Fehler, wie viel Dunkel und Täuschung, wie viel Naturhaftes und Menschliches hat die erste Seele noch an sich, wie rein dagegen, wie vergöttlicht und wie christusähnlich ist die letztere!


5. Lobpreis Marias


(19) Niemals gab es ein Geschöpf, niemals wird es eines geben, in dem Gott größer ist als in der himmlischen Jungfrau Maria - abgesehen von der Größe, die er in sich selbst hat -, nicht einmal in den höchsten Seraphim im Paradies. Maria ist Gottes Paradies und seine mit Worten nicht zu beschreibende Welt. Gott Sohn ist in sie eingegangen, um Wunder in ihr zu wirken, sie zu behüten und sein Wohlgefallen in ihr zu







finden. Für den Menschen auf seiner Pilgerfahrt schuf Gott eine Welt, die Welt, die wir bewohnen. Für den verklärten Menschen schuf er eine andere Welt, das himmlische Paradies. Aber auch für sich selbst hat er eine Welt geschaffen, die er Maria nannte; eine Welt, die fast allen Sterblichen hienieden unbekannt und für alle Engel und Heiligen des Himmels unbegreiflich ist. Sie sind voll heiligen Staunens, Gott in so erhabener Ferne zu erblicken, so abgesondert und verborgen in seiner Welt, der himmlischen Jungfrau Maria; und so rufen sie ohne Unterlass: Heilig, heilig, heilig!


6. Die Seele findet Gott in Maria


(20) Selig, ja tausendmal selig ist die Seele hienieden, die der Heilige Geist das Geheimnis Marias erkennen lässt; der er diesen verschlossenen Garten auftut, auf dass sie darin eintrete; diesen versiegelten Quell, auf dass sie daraus schöpfe und in langen Zügen die lebendigen Wasser der Gnade trinke! Eine solche Seele wird in diesem liebenswerten Geschöpf nur Gott allein finden, ohne Beimischung von irgend etwas Ge-schaffenem; einen Gott, der zwar unaussprechlich erhaben und heilig ist, sich aber doch in unendlich erbarmender Güte ihrer Schwäche anpasst. Gott ist zwar überall; überall kann man ihn finden, selbst in der Hölle. Aber nirgends kann ein Geschöpf ihm so nahe kommen, nirgends findet es ihn der eigenen Schwäche mehr angepasst als in Maria, denn dazu ist er ja in sie herabgekommen. überall anders ist er das Brot der Starken und der Engel; in Maria aber ist er das Brot der Kinder.


(21) Man glaube nur ja nicht, wie manche irregeleitete Geister, dass Maria durch ihre Geschöpflichkeit die Vereinigung mit dem Schöpfer hindere; denn es ist ja nicht mehr Maria, die lebt, sondern Jesus Christus allein, Gott allein, der in ihr lebt. Ihre Umwandlung in Gott ist weit vollkommener als die der Heiligen. Maria ist nur für Gott geschaffen; sie hält die Seele in keiner Weise bei sich zurück, sondern sie versenkt sie in Gott und vereint sie um so vollkommener mit ihm, je mehr die Seele mit ihr vereint ist. Maria ist Gottes wunderbares Echo. Wenn man »Maria« ruft, dann antwortet sie »Gott«. Wenn man sie wie die heilige Elisabeth seligpreist, dann verherrlicht sie Gott. Hätten jene irregeleiteten Geister, die noch in ihren Gebeten vom Teufel erbärmlich getäuscht werden, Maria zu finden gewusst, und durch Maria Jesus und durch







Jesus Gott Vater, dann wären sie nicht so jämmerlich zu Fall gekommen. Wer einmal Maria gefunden hat, und durch Maria Jesus, und durch Jesus Gott Vater, der hat damit alles gefunden, was es an Gütern gibt. »Alles«, das will sagen, dass nichts ausgenommen ist. Alle Gnade findet er, alle Freundschaft Gottes, alle Sicherheit gegen Gottes Feinde, alle Wahrheit gegen die Lüge. leichten Sieg über die Hindernisse des Heiles. jegliche Tröstung und Freude in den Bitternissen des Lebens.


7. Kein Kind Marias ohne Kreuz


(22) Wer die Gottesmutter durch eine echte Marienverehrung gefunden hat, der bleibt dadurch natürlich nicht verschont von Kreuz und Leid. Im Gegenteil, er wird sogar mehr davon bedrängt als ein anderer; denn Maria ist die Mutter der Lebenden und gibt daher allen ihren Kindern reichlich vom Baum des Lebens, nämlich vom Kreuze Christi. Aber wenn sie ihnen große Kreuze auflegt, erlangt sie ihnen auch die Gnade, sie geduldig, ja sogar freudig zu tragen. Die Kreuze, die sie ihren Kindern gibt, sind also eher Süßigkeit, es sind versüßte Kreuze und nicht bittere Kreuze. Wohl verkosten die Kinder Marias zuweilen die Bitterkeit des Kelches, den Gottes Freunde trinken müssen. Aber nach der Traurigkeit schickt diese gute Mutter einen solchen Trost und eine solche Freude, dass sie daraus großen Mut schöpfen, noch schwerere und härtere Kreuze auf sich zu nehmen.


8. Maria, der Weg zu Gott


(23) Es kommt also darauf an, Maria in Wahrheit zu finden, um jede Gnade überreich zu finden. Gott ist unumschränkter Herr und könnte darum auch unmittelbar das geben, was er gewöhnlich nur durch Maria gibt. Aber nach dem Plan, den die göttliche Weisheit nun einmal festgelegt hat, schenkt er sich - wie auch der heilige Thomas lehrt - den Menschen in der jetzigen Ordnung der Gnade durch Maria. Um uns zu Gott zu erheben und mit ihm zu vereinigen, müssen wir den gleichen Weg gehen, auf dem er zu uns kam, um Mensch zu werden und uns seine Gnaden zu schenken; und dieser Weg ist Maria.


ZWEITES KAPITEL


Die vollkommene Marienverehrung: Die Ganzhingabe


1. Drei Arten echter Marienverehrung


(24) Es gibt verschiedene Arten echter Marienverehrung; denn von den falschen rede ich hier nicht.


(25) Die erste Art besteht darin, dass man seine Christenpflichten erfüllt, die Todsünde meidet, mehr aus Liebe denn aus Furcht handelt, hin und wieder zu Maria betet, sie als Gottesmutter ehrt, jedoch ohne besondere Hingabe an sie.


(26) Bei der zweiten Art bringt man der heiligsten Jungfrau mehr Hochschätzung, Liebe, Vertrauen und Verehrung entgegen. Man wird Mitglied der Rosenkranz-oder Skapulierbruderschaft, man betet den Rosenkranz, ehrt die Marienbilder und -altäre, man preist Maria öffentlich und tritt in ihre Kongregationen ein. Wenn man die Sünde meidet, dann ist diese Art der Marienverehrung gut, fromm und lobenswert. Sie ist aber nicht so vollkommen wie die folgende; sie löst die Seele nicht von allem Geschaffenen und von sich selbst, um sie mit Jesus Christus zu vereinigen. Die dritte Art kennen und üben nur ganz wenige; diese Art aber will ich euch lehren, ihr auserwählten Seelen.


2. Die Ganzhingabe an Maria


(28) Sie besteht darin, dass wir uns Maria gänzlich als Eigentum hingeben, und durch sie an Jesus, so dass wir alles durch Maria, mit Maria, in Maria und für Maria tun. Und das will ich nun näher erklären.


(29) Wir wählen uns einen besonderen Tag aus, um uns frei und ohne Zwang, aus Liebe ganz und rückhaltlos hinzugeben, zu weihen und zu opfern. Wir schenken Leib und Seele, äußeren Besitz wie Haus, Familie, Einkommen, und inneren seelischen Besitz wie Verdienste, Gnaden, Tugenden und Sühneleistungen.


Inhalt der Ganzhingabe


Hier möchte ich ausdrücklich bemerken, dass wir bei der Ganzhingabe dem Heiland durch Maria das Liebste opfern, das unsere Seele







besitzt. Kein religiöser Orden verlangt ein solches Opfer; wir verschenken nämlich das Recht, über den Wert unserer Gebete, Almosen, Abtötungen und Sühneleistungen eigenmächtig zu verfügen. Wir überlassen der Gottesmutter das volle Recht darüber. Sie wird sie verwenden nach ihrem Gutdünken zur größeren Ehre Gottes, die sie allein vollkommen kennt.


(30) Wir stellen Maria den ganzen Sühne-und Bittwert der eigenen guten Werke zur Verfügung. Nach dieser Ganzhingabe, die zwar an sich kein Gelübde ist, gehört das Gute, das wir tun, nicht mehr uns, sondern Maria. Sie kann damit einer Armen Seele im Fegfeuer Erleichterung verschaffen oder es zur Bekehrung eines Sünders oder für etwas anderes verwenden.


(31) Wir legen durch diese Hingabe auch unsere Verdienste in die Hände Marias. Doch tun wir dies, damit sie sie bewahre, vermehre und veredle; denn die Verdienste, ebenso wie die heiligmachende Gnade und die Glorie, die wir dadurch erwerben, sind nicht auf andere übertragbar. Aber wir übergeben Maria alle unsere Gebete und guten Werke, insofern sie fürbittenden und sühnenden Wert haben, zu ihrer beliebigen Verteilung und Verwendung. Wenn wir nun nach unserer Weihe an die Gottesmutter durch Gebet, Almosen, Abtötung und Opfer einer Seele im Fegfeuer zu Hilfe kommen, einen Sünder retten oder einem unserer Freunde beistehen möchten, dann müssen wir Maria demütig darum bitten und zufrieden sein mit ihrem Entscheid, wenn er uns auch unbekannt ist. Seien wir überzeugt, dass der Wert unserer Handlungen, ausgespendet durch dieselbe Hand, deren Gott sich zur Verteilung seiner Gnaden bedient, bestimmt zu seiner größeren Ehre verwendet wird.


3. Grade der Abhängigkeit


(32) Wie schon gesagt, besteht diese Weihe an Maria in der Ganzhingabe; wir schenken uns ihr als Eigentum. Hier ist zu bemerken, dass es drei Möglichkeiten gibt, einem anderen anzugehören. Die erste besteht im naturgegebenen Abhängigkeitsverhältnis aller Menschen, der guten wie der bösen, von Gott, ihrem Schöpfer. Die zweite beruht auf Zwang; so sind die Teufel und die Verdammten Gott unterworfen. Die dritte aber besteht in der liebenden und freiwilligen Ganzhingabe.







Auf diese Art sollen wir uns Gott durch Maria weihen. Es ist die vollkommenste Weise, auf die ein Geschöpf sich seinem Schöpfer hingeben kann.


(33) Bedenken wir jedoch, dass eine solche Hingabe kein bloßes Dienstverhältnis darstellt. Ein Diener wünscht Lohn für seine Dienste; der Liebende, der sich Gott ganz geschenkt hat, verlangt keinen Lohn dafür. Der Diener kann seinen Herrn verlassen, wann es ihm beliebt, er dient ihm nur für eine bestimmte Zeit; die Ganzhingabe aber gilt auf immer.


(34) Selig, ja tausendmal selig ist die großmütige Seele, die aus Liebe diese Ganzhingabe an Jesus durch Maria vollzieht, nachdem sie durch die Taufe die tyrannische Knechtschaft Satans abgeschüttelt hat!


4. Vorzüge der Ganzhingabe


(35) Wollte ich die Vorzüge der Ganzhingabe erschöpfend beschreiben, dann bräuchte ich eine große Erleuchtung. Darum fasse ich mich kurz.


Wir folgen dem Beispiel Gottes


Wer sich Jesus auf diese Weise durch Marias Hände schenkt, der folgt dem Beispiel Gott Vaters, der uns seinen Sohn nur durch Maria geschenkt hat und uns seine Gnaden nur durch Maria mitteilt. Er folgt Gott Sohn nach, der nur durch Maria zu uns gekommen ist, der uns das Beispiel gegeben und uns gerufen hat, damit wir auf dem gleichen Weg zu ihm gehen, auf dem er zu uns gekommen ist, nämlich durch Maria. Wer sich so hingibt, der folgt dem Beispiel des Heiligen Geistes, der uns seine Gnaden und Gaben nur durch Maria schenkt. Ist es nicht recht und billig, so fragt der heilige Bernhard, dass die Gnade auf dem gleichen Weg zu ihrem Urheber zurückkehrt, auf dem er sie uns gesandt hat?


Wir ehren Jesus Christus mehr


(36) Wenn wir so durch Maria zu Jesus gehen, dann ehren wir Jesus Christus wahrhaftig; denn wir bringen damit zum Ausdruck, dass wir wegen unserer Sünden nicht würdig sind, uns seiner unendlichen Heiligkeit unmittelbar und aus eigener Kraft zu nahen, und dass wir seine heiligste Mutter Maria als Fürsprecherin und Mittlerin bei ihm brau-







chen, der unser Mittler ist. Wir kommen zu ihm und bekennen damit, dass er unser Bruder und unser Mittler ist. Wir demütigen uns gleichzeitig vor ihm und bekennen damit, dass er unser Gott und unser Richter ist. Mit einem Wort, wir üben die Demut, die stets das Herz Gottes gewinnt.


Läuterung unserer guten Werke


(37) Wenn wir uns Jesus auf diese Weise durch Maria weihen, dann legen wir damit alle unsere guten Werke in Marias Hände. Diese Werke scheinen zwar gut, aber sie sind oft befleckt und nicht wert, angesehen und angenommen zu werden von Gott, vor dem nicht einmal die Sterne rein sind. Bitten wir doch unsere gute Mutter und Herrin, sie möge unser armseliges Geschenk in die Hand nehmen, es läutern, heiligen, erheben und veredeln, damit es Gottes würdig werde. Alles, was unsere Seele an Frucht bringt, ist gering vor Gott Vater. Wir können nicht seine Freundschaft und Gnade damit gewinnen. Eher noch könnte ein armer Bauer, der Pächter bei einem König ist, seine Pacht mit einem wurmstichigen Apfel bezahlen. Was täte wohl solch ein armer Mensch, wenn er ein bisschen Verstand hätte und bei der Königin gut angeschrieben wäre? Sie, die dem armen Bauern gewogen und voll Ehrfurcht gegen den König ist, würde sicher die wurmstichigen und faulen Teile des Apfels entfernen. Sie würde ihn auf eine blumengeschmückte goldene Schale legen, und der König könnte nicht umhin, ihn anzunehmen. Ja, er würde ihn sogar mit Freuden aus den Händen der Königin empfangen. die diesem Bauern gewogen ist. Willst du Gott etwas aufopfern, so sagt der heilige Bernhard, dann lege es in die Hände Marias, sonst könntest du eine Zurückweisung erfahren.


(38) Du lieber Gott! Wie wenig ist doch alles, was wir tun! Aber legen wir es durch unsere Hingabe in die Hände Marias! Wenn wir uns ihr gänzlich schenken, so weit man sich verschenken kann; wenn wir uns ihr zu Ehren von allem entäußern, dann wird sie mit uns noch viel freigebiger sein und sich mit allen ihren Verdiensten und Tugenden uns schenken. Sie wird unsere Gaben auf die goldene Schale ihrer Liebe legen. Wie Rebekka den Jakob, so wird sie uns mit den schönen Gewändern ihres erstgebornen und einzigen Sohnes Jesus Christus bekleiden, nämlich mit seinen Verdiensten, über die sie das Verfügungsrecht hat.







Die Übung vollkommener Nächstenliebe


(39) Wer sich der heiligen Jungfrau auf diese Weise schenkt, der übt damit die Nächstenliebe im denkbar höchsten Grad, denn er schenkt Maria sein Teuerstes, damit sie nach ihrem Willen darüber verfüge und es Lebenden und Toten zugute kommen lasse.


Sicherung unserer Gnaden und Verdienste


(40) Durch die Ganzhingabe bringen wir unsere Gnaden, Verdienste und Tugenden in Sicherheit; denn wir machen Maria zu deren Verwalterin, indem wir zu ihr sprechen: »Nimm hin, meine geliebte Herrin, was ich durch die Gnade deines lieben Sohnes an Gutem getan habe. Ich bin nicht fähig, es zu bewahren, denn ich bin zu schwach und unbeständig; zu viele und bösartige Feinde bedrohen mich Tag und Nacht. Täglich sieht man, wie Zedern vom Libanon in den Staub fallen, und wie Adler, die sich bis zur Sonne erhoben, zu Nachtvögeln werden. So fallen auch tausend Gerechte zu meiner Linken und zehntausend zu meiner Rechten. Du aber, meine mächtige, meine unendlich mächtige Fürstin, halte mich, damit ich nicht falle; verwahre all mein Gut, damit es mir nicht geraubt werde. Alles, was ich habe, vertraue ich dir zur Verwahrung an. Ich weiß, wer du bist, darum bringe ich mich dir ganz dar. Du bist getreu gegen Gott und Menschen und lässt nichts von dem verlorengehen, was ich dir anvertraue. Du bist mächtig, und niemand kann dir schaden, niemand kann dir entreißen, was du in Händen hast.«


Folge ihr, und du verirrst dich nicht. Bete zu ihr, und du verzweifelst nicht. Gedenke ihrer, und du irrst nicht. Wenn sie dich hält, fällst du nicht. Wenn sie dich schützt, hast du nichts zu fürchten. Wenn sie dich führt, dann kommst du ans Ziel.


»Sie hält ihren Sohn zurück, damit er nicht strafe; sie hält den Teufel zurück, damit er nicht schade; sie hält die Tugenden fest, damit sie nicht verderben; sie hält die Gnaden fest, damit sie nicht verwehen.« Das sind die Worte des heiligen Bernhard, die im wesentlichen all das ausdrücken, was ich eben gesagt habe. Gäbe es auch nur diesen einen Beweggrund, um mich zur Ganzhingabe zu veranlassen, nämlich dass sie ein sicheres Mittel ist, mich in der Gnade Gottes zu erhalten und diese Gnade in mir zu vermehren, ich müsste Feuer und Flamme dafür sein.


Innere Freiheit und Freude


(41) Diese Ganzhingabe macht die Seele wahrhaft frei mit der Freiheit der Kinder Gottes. Da wir uns aus Liebe zu Maria freiwillig in die Abhängigkeit begeben, macht diese gute Herrin aus Dankbarkeit unser Herz groß und weit, so dass wir mit Riesenschritten auf dem Weg der Gebote Gottes voranschreiten. Überdruss, Traurigkeit und Skrupel hält sie von uns fern. Der Heiland lehrte Mutter Agnes von Jesus diese Hin-gabe als ein sicheres Mittel, den großen Qualen und Zweifeln zu entgehen, in denen sie sich befand. »Schenke dich meiner Mutter«, sprach er zu ihr. Sie tat es, und im gleichen Augenblick hörten ihre Qualen auf.


Empfehlung der Ganzhingabe durch Päpste und Bischöfe


(42) Zur Beglaubigung dieser Hingabe müsste man hier alle die Ver-lautbarungen und Ablässe der Päpste aufzählen, ihre Empfehlungen durch die Bischöfe, ferner die Bruderschaften, die ihr zu Ehren errichtet wurden, sowie das Beispiel vieler großer Persönlichkeiten, die sie geübt haben; doch übergehe ich dies alles.


5. Die innere Übung der Ganzhingabe


(43) Ich habe vorhin gesagt, dass diese Hingabe darin besteht, alles mit Maria, in Maria, durch Maria und für Maria zu tun.


(44) Es genügt nicht, sich Jesus durch Maria einmal gänzlich zu weihen. Es ist nicht einmal hinreichend, es alle Monate oder alle Wochen zu tun. Das wäre nur eine vorübergehende Hingabe, die die Seele nicht zu jener Vollkommenheit führte, zu der sie sich erheben kann. Es ist nicht schwer, Mitglied einer Bruderschaft zu werden. Es ist auch nicht schwer, sich zur Ganzhingabe zu entschließen und täglich einige mündliche Gebete zu verrichten, wie sie es vorschreibt; sondern die große Schwierigkeit liegt darin, in den Geist der Ganzhingabe einzudringen, der darin besteht, die Seele auch innerlich von Maria abhängig zu machen und durch sie von Jesus.


Ich habe viele Menschen gefunden, die mit einem bewundernswerten Eifer äußerlich diese heilige Weihe vollzogen haben. Aber ich habe nur selten welche gefunden, die sich deren Geist angeeignet haben, und noch weniger, die darin ausharrten.


Alles mit Maria


(45) Das Wesen der Ganzhingabe liegt darin, dass man alles mit Maria tut, das heißt, man nimmt sich die heiligste Jungfrau zum vollendeten Vorbild für alles, was man zu tun hat.


(46) Bevor wir darum etwas unternehmen, müssen wir uns selbst und unseren besten Absichten entsagen. Wir müssen vor Gott unser Nichts bekennen, unsere völlige Unfähigkeit, irgendein gutes Werk im übernatürlichen Sinne, eine dem Heile förderliche Handlung zu verrichten. Wir müssen unsere Zuflucht zur Gottesmutter nehmen, uns mit ihr und ihren Absichten vereinen, wenn diese uns auch unbekannt sind. Durch Maria müssen wir uns mit den Absichten Jesu Christi vereinen, das heißt uns als Werkzeug in die Hände der heiligsten Jungfrau legen. Sie soll in uns wirken, sie soll mit uns und für uns tun, was ihr gut scheint, zur größeren Ehre ihres Sohnes und durch ihren Sohn Jesus Christus zur Ehre des Vaters. So soll das ganze innere Leben und jedes geistige Wirken von ihr abhängig sein.


Alles in Maria


(47) Man muss alles in Maria tun, das heißt, man muss sich allmählich an die innerliche Sammlung gewöhnen, indem man sich eine annähernde Vorstellung, ein geistiges Bild von der Gottesmutter macht. Maria soll für die Seele die geweihte Stätte sein, an der sie ohne Furcht vor Zurückweisung alle ihre Gebete zu Gott emporsendet. Sie soll der Turm Davids sein, in dem die Seele sich vor allen ihren Feinden in Sicherheit bringt. Die flammende Leuchte soll sie sein, die das ganze Innere erhellt und von Gottesliebe brennt. Der heilige Ruheort, an dem die Seele in Maria und durch Maria Gott schaut. Mit einem Wort, Maria soll dieser Seele ein und alles sein, ihr Zufluchtsort in allen Dingen. Wenn sie betet, dann nur in Maria; wenn sie Jesus in der heiligen Kommunion empfängt, übergibt sie ihn Maria, damit er in ihr sein Wohlgefallen finde. Wenn sie handelt, dann nur in Maria; und überall, in allen Dingen entsagt sie sich selbst.


Alles durch Maria


(48) Man soll stets durch Maria zum Heiland gehen, sich ihrer Fürsprache und ihres großen Einflusses bei ihm bedienen und nicht allein zu ihm kommen, wenn man beten will.


Alles für Maria


(49) Schließlich muss man alles für Maria tun. Wir gehören ja ganz dieser erhabenen Fürstin an und sollen darum bei jeder Betätigung ihren Dienst, ihren Vorteil und ihre Verherrlichung als nächstes und dadurch die größere Ehre und Verherrlichung Gottes als letztes Ziel im Auge haben. Die Seele muss in all ihrem Tun der Eigenliebe absterben, die sich überall heimlich einzuschleichen sucht. Sie muss immer wieder aus tiefstem Herzensgrunde beten: »O liebste Mutter und Herrin, dir zuliebe gehe ich da- oder dorthin; dir zuliebe will ich dieses oder jenes tun; dir zuliebe dieses Leid annehmen, jenes Unrecht ertragen.«


Drei wichtige Ratschläge:


(50) Hüte dich wohl zu glauben, du auserwählte Seele, es sei voll-kommener, geradewegs zu Gott zu gehen; dein Wirken, deine Absicht wird nur wenig Wert haben. Aber wenn du durch Maria gehst, dann wirkt Maria in dir, und darum wird dieses Wirken erhaben und Gottes würdig sein.


(51) Hüte dich auch vor jeder Willensanstrengung, um das, was du sagst und tust, auch gefühlsmäßig auszukosten. Rede und handle immer in dem reinen Glauben, den Maria auf Erden hatte und den sie dir mit der Zeit mitteilen wird. Deiner Königin lasse die klare Anschauung Gottes, du armseliger kleiner Knecht, ihr lasse die Verzückungen, die Wonnen, Freuden und Reichtümer. Dein Anteil aber sei nur der nackte Glaube, voll Widerwillen, Zerstreuungen, Überdruss und Trockenheit. Sprich Amen zu allem, was Maria, deine Herrin, im Himmel tut. Das ist im Augenblick das Beste, was du tun kannst.


(52) Hüte dich auch davor, dich zu betrüben, wenn du nicht gleich die tröstliche Nähe der Gottesmutter in deinem Innern fühlst; diese Gnade ist nicht für alle. Wenn Gott in seinem großen Erbarmen eine Seele damit begnadigt, dann kann sie diese Gnade sehr leicht wieder







verlieren, falls sie nicht treu ist und sich nicht oft innerlich sammelt. Sollte dir dieses Unheil widerfahren, dann kehre still um und leiste deiner Herrin die gebührende Sühne.


6. Die Früchte der Ganzhingabe


(53) Die Erfahrung wird dich unendlich viel mehr lehren, als ich dir sagen kann; und wenn du das Wenige, das ich dich gelehrt habe, treu erfüllst, dann wirst du in dieser Hingabe so viele Reichtümer und Gnaden finden, dass du staunst; und deine Seele wird von Jubel ganz erfüllt sein.


(54) So wollen wir uns Mühe geben, liebe Seele, und so handeln, dass durch die treue Übung dieser Hingabe die Seele Marias in uns den Herrn lobpreise, der Geist Marias in uns frohlocke in Gott, unserem Heiland; dieser Gedanke stammt vom heiligen Ambrosius. Und wir dürfen nicht glauben, es sei herrlicher und beglückender, im Schoße Abrahams zu wohnen, wie das Paradies genannt wird, als im Schoße Marias. Denn in ihr hat der Herr seinen Thron aufgeschlagen, wie der fromme Abt Guerrikus sagt.


Maria lebt in den Seelen ihrer Kinder


(55) Die Ganzhingabe bringt eine Fülle von herrlichen Wirkungen in der Seele hervor, wenn man sie treu übt. Ihre wesentlichste Wirkung jedoch ist es, schon auf Erden das Leben Marias in der Seele entspringen zu lassen, sodass nicht mehr die Seele lebt, sondern Maria in ihr; denn die Seele Marias wird sozusagen ihre Seele. Wenn nun durch eine unaussprechliche, aber durchaus wirkliche Gnade die erhabene Gottesmutter in einer Seele als Königin herrscht, welche Wunder wirkt sie dann darin! Ihr ist es ja gegeben, große Wunder zu wirken, besonders innerlicher Art. So wirkt sie im verborgenen, nicht einmal die Seele selbst weiß darum, denn sie würde durch ihre Kenntnis die Schönheit der Werke Marias zerstören.


Sie bringt Jesus in den Seelen hervor


(56) Maria ist immer und überall die fruchtbare Jungfrau. Darum bringt sie jeder Seele, in der sie herrscht, die Reinheit des Herzens und des Leibes, die Reinheit der Absichten und Pläne, die Fruchtbarkeit an







guten Werken. Glaube nicht, liebe Seele, dass Maria, das fruchtbarste aller bloßen Geschöpfe, das den Gottmenschen hervorgebracht hat, in einer treuen Seele müßig bliebe. Sie bringt sie unaufhörlich zum Leben in Jesus Christus und Jesus Christus in ihr. Wie der heilige Paulus kann sie von sich sagen: »Ich bin bei euch, meinen Kindern, für die ich von neuem Geburtswehen erleide, bis Christus in euch Gestalt annimmt« (Gal 4,19). Jesus Christus ist die Frucht Marias, in jeder einzelnen Seele genauso wie für die ganze Welt im allgemeinen. Aber besonders in der Seele, in der Maria wohnt, ist Jesus Christus ihre Frucht und ihr Meisterwerk.


(57) Schließlich wird Maria das ein und alles dieser Seele bei Jesus Christus. Sie erleuchtet den Geist mit ihrem reinen Glauben; sie vertieft das Herz durch ihre Demut, macht es weit und entflammt es durch die Liebe. Durch ihre Reinheit läutert sie es; sie adelt es und macht es groß durch ihre Mutterschaft. Aber wozu halte ich mich auf? Nur die Erfahrung kann diese Wunder Marias lehren, Wunder, die den Gelehrten und Stolzen, aber auch den meisten Frommen kaum glaublich erscheinen.


Vorausschau auf die Endzeit


(58) Durch Maria ist Gott zum ersten Mal in die Welt gekommen, in Niedrigkeit und Selbstentäußerung. Ist es daher nicht anzunehmen, dass Gott auch bei seiner Wiederkunft, die die ganze Kirche erwartet, durch Maria kommen wird, um über alles zu herrschen und die Lebendigen und die Toten zu richten? Wie das sein wird und wann das sein wird, wer kann es wissen?


Das aber weiß ich, dass Gott, dessen Gedanken die unsrigen überragen wie der Himmel die Erde, zu einer Zeit und auf eine Weise kommen wird, auf die die Menschen am wenigsten gefasst sind. Nicht einmal jene, die am meisten belesen und bewandert sind in der Heiligen Schrift, die übrigens in diesem Punkt recht dunkel ist, ahnen etwas davon.


(59) Gegen das Ende der Zeiten - vielleicht sogar früher als man meint - wird Gott voraussichtlich große Heilige erwecken, die erfüllt sind vom Heiligen Geist und vom Geiste Marias. Durch sie wird die himmlische Herrin große Wunder wirken in der Welt. Sie wird die Sünder vernichten und das Reich ihres Sohnes Jesus Christus über den







Trümmern des Reiches der verderbten Welt aufrichten. Und diese heiligen Menschen werden all das durch jene Ganzhingabe an Maria vollbringen. Leider ist infolge meiner Unzulänglichkeit diese meine Darlegung unvollständig und wird der Größe der Sache nicht gerecht.


7. Äußere Übungen der Ganzhingabe


(60) Außer der inneren Übung dieser Hingabe, von der wir eben gesprochen haben, gibt es auch äußere Übungen, die man nicht unterlassen oder vernachlässigen darf.


Vollzug der Weihe


(61) Die erste besteht darin, dass man sich an einem besonderen Festtag Jesus Christus durch die Hände Marias schenkt, indem man sich ihr gänzlich hingibt. In dieser Meinung empfängt man dann auch die heilige Kommunion an diesem Tag und verbringt ihn im Gebet. Die Weihe soll man jedes Jahr mindestens einmal erneuern.


Opfer


(62) Die zweite Übung besteht darin, jedes Jahr am Weihetag der Gottesmutter zum Beweis der Ergebenheit und Abhängigkeit ein kleines Opfer zu bringen. Dieses Opfer kann in einer Abtötung bestehen, einem Almosen, einer Wallfahrt oder irgendwelchen Gebeten. Wie der heilige Petrus Damiani berichtet, hat sein Bruder, der selige Marinus, sich jedes Jahr am Weihetag vor einem Altar der Mutter Gottes öffentlich gegeißelt. Ein solcher Eifer wird weder gefordert noch angeraten; aber wenn man Maria auch nicht viel schenkt, so muß man wenigstens, was man ihr gibt, mit demütigem und dankbarem Herzen darbringen.


Das Hauptfest der Ganzhingabe


(63) Die dritte Übung besteht darin, alljährlich das Fest Mariä Verkündigung mit besonderer Andacht zu feiern. Dies ist das Hochfest der Ganzhingabe, durch die wir jene Abhängigkeit ehren und nachahmen wollen, in die das Ewige Wort sich an diesem Tag aus Liebe zu uns begeben hat.


Besondere Gebete


(64) Als vierte äußere Übung soll man täglich die Kleine Krone der Gottesmutter beten, bestehend aus drei Vaterunsern und zwölf Gegrüßet seist du, Maria. Die Unterlassung ist jedoch keine Sünde.


Ferner soll man oft das Magnifikat (S. 112) beten, den einzigen von Maria selbst verfassten Hochgesang, den wir besitzen. Damit danken wir Gott für seine Wohltaten und erflehen neue. Vor allem soll man es nach der heiligen Kommunion als Danksagung beten, wie es nach der Meinung des gelehrten Gerson die Gottesmutter selbst getan hat.


DRITTES KAPITEL


Pflege und Wachstum des Lebensbaumes:


Wie Leben und Herrschaft Marias in unserer Seele zur Entfaltung kommen


1. Die Ganzhingabe, der wahre Lebensbaum


(65) Auserwählte Seele, hat der Heilige Geist dich verstehen gelehrt, was ich eben geschrieben habe? Dann danke Gott; denn es ist ein Geheimnis, das fast der ganzen Welt unbekannt ist. Hast du den verborgenen Schatz im Acker Marias gefunden, die kostbare Perle des Evangeliums, dann verkaufe alles, um sie zu erwerben. Bringe dich selbst zum Opfer, lege dich in Marias Hände, gehe voll Seligkeit ganz in ihr auf, um Gott allein in ihr zu finden.


Wenn der Heilige Geist den wahren Baum des Lebens in deine Seele gepflanzt hat, nämlich die Ganzhingabe, die ich dir eben erklärt habe, dann musst du deine ganze Sorge darauf verwenden, ihn zu pflegen, damit er dir zur rechten Zeit seine Frucht bringe. Diese Ganzhingabe ist das Senfkorn, von dem im Evangelium die Rede ist. Wenn es auch scheinbar das kleinste von allen Samenkörnern ist, so wird es doch sehr groß; ja es wächst zu solcher Höhe, dass die Vögel des Himmels, nämlich die auserwählten Seelen, ihre Nester in seinen Zweigen bauen, in seinem Schatten Schutz finden vor der Sonnenhitze und sich dort in Sicherheit vor den wilden Tieren verbergen.


2. Die Pflege des Lebensbaumes


(66) Wenn dieser Baum in ein treues Herz gepflanzt ist, dann will er ganz frei stehen, ohne jede menschliche Stütze; denn dieser Baum ist göttlich und will nicht, dass etwas Geschaffenes ihn im Streben zu Gott, seinem Ursprung, aufhalte. Darum dürfen wir uns nicht auf unser Geschick oder unsere natürlichen Talente, auf unser Ansehen oder unseren Einfluss bei den Menschen stützen. Zu Maria müssen wir unsere Zuflucht nehmen und nur auf ihre Hilfe zählen.


(67) Die Seele, in der dieser Baum gepflanzt ist, muss wie ein guter Gärtner stets damit beschäftigt sein, ihn zu behüten und zu betrachten. Denn dieser Baum ist lebendig und soll auch die Frucht des Lebens hervorbringen. Sein Gedeihen und Wachsen erfordert, dass die Seele ihn im Auge behalte und beständig betrachte. Eine Seele, die nach Vollkommenheit strebt, denkt oft an ihn, ja sie macht aus dieser Betrachtung ihre Hauptbeschäftigung.


(68) Dornen und Disteln, die mit der Zeit den Baum ersticken und ihn am Fruchttragen hindern könnten, müssen ausgerissen und abgeschnitten werden. Das heißt, wir müssen durch Abtötung und Selbstüberwindung alle unnützen Vergnügungen und alle eitlen Beschäftigungen mit den Geschöpfen treulich aufgeben und abbrechen. Mit anderen Worten, wir müssen unser Fleisch kreuzigen, das Stillschweigen bewahren und unsere Sinne abtöten.


(69) Wir müssen darüber wachen, dass die Raupen dem Baume nicht schaden. Diese Raupen sind die Eigenliebe und die Liebe zur Bequemlichkeit, die die grünen Blätter auffressen und die schönen Hoffnungen auf die Frucht des Baumes zunichte machen. Denn Eigenliebe und Marienliebe vertragen sich nicht miteinander.


(70) Die wilden Tiere dürfen nicht an den Baum heran. Diese wilden Tiere sind die schweren Sünden, die durch ihre bloße Berührung den Baum schon töten könnten. Nicht einmal ihr Atem darf ihn berühren, nämlich die lässlichen Sünden, denn auch diese bilden eine große Gefahr, wenn man sie nicht ernst nimmt.


(71) Dieser göttliche Baum muss oft begossen werden durch eifriges Beten, Beichten und Kommunizieren, durch öffentliches und privates Gebet, sonst trägt er nicht länger Frucht. 







(72) Wenn der Wind den Baum rüttelt und schüttelt, darf uns das nicht beunruhigen, denn es muss so sein. Der Wind der Versuchung wird wehen, um ihn zu entwurzeln, Schnee und Frost werden ihn umgeben, um ihn zum Absterben zu bringen. Das heißt, die Hingabe an die Gottesmutter wird Angriff und Widerspruch erfahren. Aber wer den Baum ruhig weiter pflegt, hat nichts zu fürchten.


3. Die Frucht des Lebensbaumes:


Jesus Christus


(73) Du auserwählte Seele, wenn du den Lebensbaum, den der Heilige Geist in dir neu gepflanzt hat, so pflegst, dann sei sicher, dass er in kurzer Zeit zu solcher Höhe wachsen wird, dass die Vögel des Himmels darin wohnen werden. Und eine solche Vollkommenheit wird er erreichen, dass er endlich zur rechten Zeit die Frucht der Herrlichkeit und der Gnade bringen wird, nämlich Jesus Christus, den anbetungswürdigen Heiland, der immer die einzige Frucht Marias gewesen ist und es immer sein wird.


Selig das Herz, in das Maria, der Baum des Lebens, eingepflanzt ist; seliger jenes, in dem er wächst und blüht; seliger noch das Herz, in dem er Frucht trägt. Am allerseligsten aber jenes, das diese Frucht verkostet und bewahrt bis zum Tode und in alle Ewigkeit. Amen.


Jedes Jahr sollte man, wenn möglich am selben Tag diese Weihe erneuern und vertiefen, und sich kurz zuvor 33 Tage lang darauf in gleicher Weise vorbereiten. lKL]


Wer besitzt, bewahre den Besitz! Gott allein!



https://www.legion-mariens.at/wp-content/uploads/2022/06/33-Schritte-Mit-Maria-zu-Jesus.pdf


https://www.legion-mariens.at/wp-content/uploads/2021/03/Weihe-an-Maria.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Louis-Marie_Grignion_de_Montfort